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Michael Pento: "Das Ende der Fiatwährungen wird einen panischen Run auf Gold auslösen"

08.03.2018  |  Mike Gleason
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Selbst eine Normalisierung hätte also eine Erhöhung auf etwa 4,5% oder 4,6% zur Folge. Übrigens: Seit 1969 belief sich der durchschnittliche 10-Jahreszins auf mehr als 7%. Aktuell liegt die Rendite bei etwa 2,88% und sie wird in Zukunft nicht nur steigen, sondern dramatisch in die Höhe schießen. Das könnte gegen Ende dieses Jahres geschehen, wenn die EZB ihre quantitativen Lockerungen beendet. Dann wird nur noch die Bank of Japan Anleihen aufkaufen.

Die Zinsen werden also steigen. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe lag zwischenzeitlich bei 1,4% und hat jetzt 2,9% erreicht. Meiner Meinung nach wird sie rasant auf 4,5% klettern, wahrscheinlich gegen Jahresende, wenn es nicht vorher zu einer Rezession und einem Einbruch an den Aktienmärkten kommt. Was glauben Sie, in welchem Bereich sich dann die Renditen der Junk-Bonds bewegen werden?

Diese liegen heute im Durchschnitt bei etwas mehr als 5% und sie werden sprunghaft nach oben schnellen. Das bedeutet gleichzeitig, dass die Anleihekurse fallen werden. Der gesamte Markt für festverzinsliche Wertpapiere wird kollabieren. Die ganze Bandbreite der Anleihen wird betroffen sein, besonders aber die riskantesten Marktsegmente. Der Crash wird mit der Krise am Hypothekenmarkt vergleichbar sein, also schnallen Sie sich an. Die Zeit der geringen Volatilität ist vorbei.


Mike Gleason: Der Immobilienmarkt ist ein sehr wichtiger Sektor der Wirtschaft, der stark vom 10-Jahreszins abhängt und bei steigenden Zinsen wahrscheinlich einbrechen würde. Das ist nur ein Beispiel für einen direkten Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Zinsniveau, aber natürlich gibt es in der Finanzwelt noch viel mehr, das vom Niveau der Renditen und Zinsen bestimmt wird. Manche Leute fragen sich, warum Sie so viel über die Anleiherendite schreiben, Michael. Der Grund ist, dass diese von so entscheidender Bedeutung sind, nicht wahr?

Michael Pento: Absolut. Es gibt schließlich nicht nur Junk-Bonds, sondern auch besicherte Anleihen, besicherte Darlehenstitel (CLOs), Leveraged Loans, kreditfinanzierte Private-Equity-Transaktionen usw. Der risikofreie Zinssatz auf die Schuldtitel der US-Regierung lag vorübergehend bei 1,4%. Wenn ich Recht behalte und er auf 4,4% steigt, d. h. wenn er sich ausgehend von seinem Boden um 300 Basispunkte erhöht, dann wird das zu einem Rückgang des Nennwerts der Anleihen um 24% führen.

Wenn die Anleger also ein Viertel des Nettowertes ihres Kapitals verlieren, das sie in risikofreie Staatsanleihen investiert haben, wie hoch werden dann erst die Verluste bei Leveraged Loans, CDOs, Junk-Bonds, Kommunalanleihen, Aktien, Real Estate Investment Trusts (REITs) etc. sein?

Diese Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen. Alles wird auf Grundlage des risikofreien Zinssatzes bewertet. In Deutschland liegt die Rendite der Bundesanleihe bei weniger als 1%, nachdem sie jahrelang negativ war, d. h. europäische Unternehmen haben zum Teil negativ verzinste Schuldpapiere ausgegeben. Hier trifft also die größte Anleiheblase der Geschichte auf den größten Anstieg der Gesamtverschuldung in der Geschichte der Menschheit - ein tödlicher Cocktail. Wie gesagt, geben Sie gut Acht. Das wird ein höllisches Jahr.


Mike Gleason: Manche Beobachter argumentieren nun, dass die US-Notenbank Fed nicht zulassen wird, dass die Renditen auf ein solches Niveau steigen. Die Zentralbanker wissen natürlich ganz genau, was es für das Wirtschaftswachstum und für den Staatshaushalt bedeuten würde, wenn sich die Zinsen stark erhöhen. Glauben Sie also, dass die Fed eingreifen wird? Könnte es ihnen gelingen, die Zinsen dauerhaft zu begrenzen?

Michael Pento: Der neue Vorsitzende der Fed Jerome Powell gab sich während seiner Rede vor dem US-Kongress äußerst optimistisch und überschwänglich in Bezug auf den Aktienmarkt und die Wirtschaft. Wenn ich ihn so reden höre, frage ich mich, welche Daten er sich angeschaut hat. Wir hatten jetzt zwei Quartale mit einem Wachstum von 3% in Folge, und dann kam das vierte Quartal mit einem Wachstum von 2,5%. Die ersten Prognosen der Federal Reserve in Atlanta für das Märzquartal dieses Jahres lagen bei 4,5%, wurden mittlerweile aber auf 2,6% nach unten korrigiert. Ich verstehe also nicht, woher all die Freude über das Wachstum kommt.

Am Immobilienmarkt ist die Zahl der Häuserverkäufe unterdessen um 4,7% gesunken. Sämtliche Preise des Sektors fallen, sowohl die Preise für ältere als auch die Preise für neu gebaute Immobilien - dabei sind die Zinsen bislang nur ganz leicht gestiegen. Die Menschen sprechen immerzu über die Vorteile der Steuersenkungen in den USA, vergessen dabei jedoch die andere Seite der Gleichung, d. h. die höheren Zinsen. Steigende Kreditkosten machen die durch die Steuerreform erzielten Einsparungen wieder zunichte. Was wir derzeit in der Wirtschaft beobachten können, ist eine Art Zuckerhoch, ein Adrenalinrausch. Aber ich bin mir sicher, dass die Wirtschaft bis zum Ende des Jahres aufwachen wird.


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