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Michael Pento: "Das Ende der Fiatwährungen wird einen panischen Run auf Gold auslösen"

08.03.2018  |  Mike Gleason
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Jerome Powell, der immer noch optimistisch auf die Wirtschaft und die Entwicklung an den Börsen blickt, wird dann einen anderen Ton anschlagen müssen. Die Fed wird wohl oder übel zugeben müssen, dass sie falsch lag, d. h. dass das neun Jahre andauernde Experiment der quantitativen Lockerungen und die enorme Erhöhung ihrer Bilanz die Wirtschaft nicht gerettet haben. Statt die Zinsen endlich normalisieren zu können, werden die Notenbanker eingestehen müssen, dass all ihre Manipulationen nicht zu langfristigem, nachhaltigen Wachstum geführt haben.

Die Fed wird gezwungen sein, ihren geldpolitischen Kurs erneut zu ändern, denn wenn die Zinsen steigen - und das werden sie - dann müssen wir auch die höheren Zinskosten tragen. Die Notenbanker werden erkennen, dass sie den Anstieg der Zinsen begrenzen müssen, auch wenn sie das nur äußerst widerwillig zugeben wollen. Wenn man die Geldpolitik lockert, während der Leitzins bei 5,25% liegt, wie das 2008 der Fall war, ist das eine Sache.

Wenn man sie jedoch bei einem Leitzins von 1,4%, dem aktuellen Wert der Federal Funds Rate, lockern will, ist das etwas ganz anderes. Die Fed wird nicht nur ihre Zinsanhebungen um 150 Basispunkte rückgängig machen, sondern auch die quantitativen Lockerungen fortsetzen müssen. Sie werden zugeben müssen, dass sie ihre gigantische Bilanzsumme niemals kürzen können, dass die Zinsen nie zu einem normalen Niveau zurückkehren können.

Wissen Sie, was das in Bezug auf die Währung anrichten wird? Und was das für die Edelmetallpreise bedeutet? Wissen Sie, welches Schicksal den Aktienmärkten und den Staatsanleihen dann droht? Es wird den Notenbankern nicht leicht fallen, aber ihnen bleibt künftig nichts anderes übrig, als das nächste QE-Programm zu beschließen, wenn die Aktienkurse einbrechen und die Wirtschaftsleistung sinkt. Dann heißt es Game Over. Ich denke, dass das Vertrauen in die Fiatwährungen dann schwindet und das System sehr schnell am Ende sein wird. Wahrscheinlich wird es noch in diesem Jahr losgehen.


Mike Gleason: Ein solches hyperinflationäres Szenario ist durchaus vorstellbar, ja. Ich habe kürzlich ein wirklich interessantes Interview gesehen, das Sie mit dem legendären Investor Jim Rogers geführt haben. Darin sprechen Sie u. a. über börsengehandelte Fonds (ETFs) und die Gefahren, die diese Produkte bergen könnten, wenn die Aktienanleger das nächste Mal scharenweise versuchen, den Markt zur gleichen Zeit zu verlassen. 2008 wurden die Märkte von den Derivaten mit in die Tiefe gerissen.

Auslöser für den Crash waren Wertpapiere, die teilweise so kompliziert waren, dass nicht alle Marktteilnehmer, die in diese Produkte investiert hatten, auch wirklich verstanden hatten, wie sie sich zusammensetzen und welche Entwicklungen möglich waren. Heute könnte die Gefahr von ETFs ausgehen, die geschaffen wurden, um Investments und Trading leichter zu machen. Erklären Sie uns doch bitte, warum Ihnen gerade die ETFs und deren zunehmend beherrschende Stellung an den Märkten Sorgen bereiten. Warum könnte die Tatsache, dass viele Anleger heute in diese Produkte investiert sind, einen Crash verschlimmern?


Michael Pento: Ein gutes Beispiel ist das, was sich kürzlich beim umgekehrten Volatilitäts-Trade abspielte. Die Anleger haben sich von den Aktienmärkten regelrecht einschläfern lassen. Sie glaubten, dass sich die Kurse nur in eine Richtung entwickeln können - aufwärts. Es gab ja auch keine Alternative. Wenn man die Zinsen auf 0% senkt und dann neun Jahre lang auf diesem Niveau festnagelt, dann werden sich die Investoren auf der Risikokurve zwangsläufig weit, weit nach draußen wagen.

Viele fragten sich nach einer Weile, "hey, warum eröffne ich nicht einfach eine Short-Position auf die Volatilität?"

Das Problem ist, dass der umgekehrte Volatilitätsindikator auf Null fällt, wenn die Volatilität um 100% steigt. Und da so viele Anleger die Volatilität geshortet hatten, wurden innerhalb von Stunden Milliarden an Dollars vernichtet, als sie plötzlich nach oben schoss. Im ETF-Sektor ist das Problem ähnlich. Nach neun Jahren ohne Zinsen haben alle in passive Fonds investiert, von denen viele wiederum die gleichen Aktien halten. Die Anteilsscheine von Amazon, Facebook, Netflix, Google und Apple sind zumindest teilweise in unterschiedlichen Gewichtungen in fast allen dieser passiven ETFs finden.

Auch die Gesamtinvestitionen in passive ETFs mit gehebelten Positionen am Anleihemarkt haben in den letzten Jahren enorm zugenommen. Es gibt also ETFs, die Long-Positionen auf Anleihen aller Art, auch Junk-Bonds, haben. Wenn eines Tages alle gleichzeitig zu den Ausgängen dieses Marktes strömen, so wie das beim Volatilitäts-Trade der Fall war, dann wird es gigantische Verluste geben.

Sie als Anleger müssen bei einem Kurseinbruch versuchen, ihre ETF-Anteile zu verkaufen und die ETFs müssen wiederum die zugrundeliegenden Wertpapiere verkaufen. Dadurch fällt in der Folge auch der Wert der ETFs selbst. Das ist ein Teufelskreislauf, eine Abwärtsspirale, und ich fürchte, dass genau das geschehen wird. Nachdem den Anlegern neun Jahre lang eingeimpft wurde, dass Renditen nun sinken und Aktienkurse nur steigen können, befinden sich die Marktteilnehmer nun im Tiefschlaf.

Daraus werden sie womöglich jäh erwachen, wenn die Renditen in die Höhe schnellen und so ziemlich alle Märkten crashen. In fast allen Sektoren haben sich Finanzblasen gebildet, und wenn die Zinsen steigen, werden diese Blasen platzen.


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