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Gold & Bitcoin: Der Preis bestimmt die Produktionskosten - nicht umgekehrt!

11.03.2018  |  Steve Saville
Die jährliche Goldfördermenge entspricht nur etwa 1,5% der insgesamt weltweit existierenden Goldbestände. Aus diesem Grund haben Änderungen der Goldproduktion kaum einen Einfluss auf den Goldpreis und aus diesem Grund wirkt es sich auch nicht auf den Goldpreis aus, wenn die Produktionskosten im Goldbergbau steigen. Tatsächlich sind Ursache und Wirkung umgekehrt: Die Schwankungen des Marktpreises bestimmen mit einer gewissen Verzögerung die durchschnittlichen Produktionskosten. Die Produktionskosten folgen dem Goldpreis, nicht umgekehrt.

Wenn der Goldpreis steigt, wird es plötzlich profitabel bestimmte Goldmineralisierungen oder Lagerstättenteile abzubauen, die zuvor nicht wirtschaftlich gewinnbar waren, und die Unternehmen beginnen, auch diese Vorkommen zu fördern. Beim Abbau von Roherzen mit niedrigeren Goldgehalten entstehen allerdings höhere Kosten, wodurch die Produktionskosten im Durchschnitt steigen. Fällt der Goldpreis dagegen, bleiben Vorkommen mit geringeren Mineralgehalten im Boden und die Produktionskosten sinken wieder. Natürlich sind dabei relativ große zeitliche Verzögerungen im Spiel, denn es dauert Jahre, bis eine neue Mine die Produktionsphase erreicht. Minenpläne werden zudem erst dann in Reaktion auf einen neuen Preistrend geändert, wenn dieser lang genug besteht und absehbar ist, dass er sich weiter fortsetzt.

Die Tendenz, dass sich die Produktionskosten letztlich am Marktpreis orientieren, wird dadurch verstärkt, dass die Bergbauunternehmen weniger auf die Begrenzung ihrer Ausgaben, sondern eher auf Wachstum bedacht sind, wenn der Goldpreis lange Zeit gestiegen ist. Befindet sich der Preis dagegen lange Zeit im Abwärtstrend ist das Gegenteil der Fall.

Es ist vielleicht nicht sonderlich überraschend, dass die Beziehung zwischen dem Bitcoin-Kurs und den Miningkosten der Kryptowährung ganz ähnlich ist wie die Beziehung zwischen Gold und den Produktionskosten der Goldunternehmen. Immerhin wurde der Bitcoin so angelegt, dass er Gold in einigen Aspekten imitiert. Die durchschnittlichen Miningkosten von Bitcoin steigen und sinken also ebenfalls mit dem Preis. Aus diesem Grund war es auch vor Jahren, als der Preis noch bei weniger 1 $ lag, gewinnbringend die Kryptowährung zu "schürfen". Seitdem sind die Miningkosten pro Bitcoin parallel zum Preis auf rund 5.000 $ gestiegen.

Ein Unterschied zwischen dem Goldbergbau und Bitcoin besteht darin, dass die Miner der Kryptowährung sehr schnell auf Preisänderungen reagieren können. Während im Goldbergbau schon mindestens ein drei Jahre andauernder, starker Preistrend nötig ist, um eine substantielle Änderungen der Produktionskosten je Unze hervorzurufen, ist die Hardware für das Bitcoin-Mining praktisch im Handumdrehen einsatzbereit - und sie kann jederzeit wieder abgeschaltet werden.

Die Distributed-Ledger-Technologie der virtuellen Währung ist so angelegt, dass sich die Rechenoperationen, die zur Erweiterung der Blockchain und zur Schaffung neuer Bitcoins notwendig sind, an der Gesamtrechenleistung orientieren, die für diese Aufgabe zur Verfügung steht. Die Gesamtrechenleistung hängt wiederum vom Preis ab, d. h. je geringer der Kurs ist, desto weniger Ressourcen (Rechenleistung und Strom) werden für die Schaffung eines neuen Bitcoin aufgewendet. Dadurch wird die Schwierigkeit der notwendigen Rechenprozesse zur Überprüfung der Transaktionen verringert und die Miningkosten sinken.

Wenn Kurs der Kryptowährung also von seinem aktuellen Niveau auf nur 100 $ fallen sollte, bleibt Bitcoin-Mining trotzdem ein gewinnbringendes Geschäft. Aber während des Minings würde dann nur noch ein Bruchteil der heute benötigten Ressourcen verbraucht/verschwendet. Wenn der Preis dagegen auf 100.000 $ in die Höhe schießt, werden auch die Miningkosten explodieren, d. h. es wird ein Vielfaches an Ressourcen verbraucht, ohne dass dies irgendetwas zur Anhebung des allgemeinen Lebensstandards beitragen würde.

Um auf Gold zurückzukommen: Ein beliebtes Argument gegen Gold ist, dass das Edelmetall aufgrund der hohen Produktionskosten jeder neuen Unze eine sehr ineffiziente Form des Geldes ist. Allerdings entstehen die hohen Kosten im Goldbergbau ohnehin, ganz unabhängig davon, ob Gold Geld ist oder nicht. Sie entstehen, weil die Menschen das Edelmetall als sehr wertvoll betrachten und es deshalb besitzen wollen.

Auch lange bevor Gold als Geld verwendet wurde, war es aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften sehr beliebt. Den Menschen gefiel, wie es aussieht und wie es sich anfühlt; sie mochten sein Gewicht, seine Formbarkeit und seine Beständigkeit gegenüber äußeren Einflüssen. Dieses allgemeine Verlangen nach dem Besitz von Gold war es erst, das zur Verwendung des Metalls als Tauschmittel führte. Und jetzt, obwohl Gold kein Geld mehr ist (aufgrund von Regierungsbeschlüssen, nicht aufgrund von Marktpräferenzen), gibt es noch immer Milliarden von Menschen, die das Edelmetall besitzen möchten und dadurch für hohe Preise und hohe Produktionskosten sorgen. Wenn Gold wieder als Geld verwendet werden dürfte, hätte das also keine zusätzlichen Kosten zur Folge.

Bei Bitcoin steht die Sache offensichtlich anders. Der hohe Preis und die hohen Produktionskosten beruhen hier einzig auf der Möglichkeit, dass die Kryptowährung irgendwann in der Zukunft ein weit verbreitetes Tauschmittel werden könnte. Meiner Meinung nach geht die Wahrscheinlichkeit, dass diese Möglichkeit eintritt, gegen Null. Folglich glaube ich auch, dass der Bitcoin-Kurs letztlich ebenfalls auf fast Null sinken wird. Die Idee der Blockchain-Technologie ist in meinen Augen allerdings genial.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Dieser Artikel wurde am 14. Februar 2018 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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