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Soft Commodities: Wissenswertes für Trader!

19.12.2006  |   Sebastian Hell
Kakao zeigte sich während des heutigen Handels in New York erneut freundlich und konnte den Handelstag mit einem Zugewinn von 34 $ auf 1691 $ pro Tonne abschließen. Obwohl heute morgen die Meldung über die Ticker lief, dass die Ernte in Kamerun sowohl qualitativ als auch quantitativ zugelegt hat, lies sich der Handel hiervon nicht beeindrucken. An der Elfenbeinküste scheint sich die politische Lage leicht entspannt zu haben, da die beiden politischen Kontrahenten des Landes einwilligten, ihre Differenzen bei Seite zulegen und sich auf die bevorstehenden Wahlen im nächsten Jahr konzentrieren zu wollen.

Dennoch berichten lokale Beobachter, dass die öffentlichen Aussagen nichts wert seien und weitere Konflikte unter der Oberfläche bereits brodeln. Die Geschichte aus der letzten Woche, dass ein Attentat auf den noch amtierenden Präsidenten Laurent Gbagbo geplant war, in das angeblich die französischen Truppen verwickelt sein könnten, liegt den Anhängern von Gbagbo immer noch schwer im Magen. Wie dem auch sei, die Ernte dürfte in der Saison 2006/2007 deutlich niedriger ausfallen und in den meisten Ländern von minderer Qualität sein als üblich. Die Preise an den Häfen der afrikanischen Kakaoproduzenten steigen stetig an, was auf eine erhöhte Nachfrage schließen lässt. Verwunderlich ist dies nicht, da einige europäische Produzenten ihren Kakao für das erste Quartal 2007 noch nicht komplett eingekauft haben.

Des weiteren wird berichtet, dass die europäische Nachfrage nach Kakaobutter sehr stabil ist und seitens der Verbraucher der Appetit auf Schokolade mit hohem Kakaoanteil immer weiter zunimmt. Inzwischen springen zusehends mehr Analysten auf den Kakaozug auf und empfehlen den braunen Rohstoff zum Kauf. Heute Nacht beispielsweise rief eine große Investmentbank zu Investitionen in Kakao auf und es ist offensichtlich, dass mit dem heutigen Sprung auf ein neues Mehrmonatshoch auch die Trendfolger aktiv werden dürften. Laut einer Umfrage unter Vermögensverwaltern und Fondsmanagern in den USA, sollen bis zum Jahr 2008 weitere 50 Milliarden Dollar in die Rohstoffmärkte fließen. Da Kakao sowohl technisch als auch fundamental interessant ist, dürfte sich ein Teil dieses Geldes hier positionieren.

Allen Unkenrufen zum Trotz arbeitet sich Zucker kontinuierlich nach oben und konnte heute 0,01 Cents auf 12,04 Cents pro Pound steigen. Auf den ersten Blick mag dies etwas mager erscheinen, allerdings konnte Zucker allein in den letzten drei Handelstagen um knapp sechs Prozent zulegen, was keine schlechte Performance ist. Obwohl die Ernten in Indien, Thailand und Brasilien extrem hoch sind und der Markt mit einem Überangebot von vier bis acht Millionen Tonnen zu kämpfen hat, scheint dies in den Kursen bereits eingepreist zu sein. Zwei sehr solide Unterstützungszonen haben sich unter den aktuellen Kursniveaus gebildet, die eine solide Basis für weitere Anstiege bieten.

Neben den negativen Fundamentals, die uns seit mehreren Wochen um die Ohren flattern, war gestern endlich mal etwas positives zu hören. Indien wird sein bisheriges Exportverbot von Zucker aufheben, allerdings werden nur maximal eine Million Tonnen auf den Markt kommen, während unter den Händlern mit zwei bis vier Millionen gerechnet wurde. Der Grund ist, dass nur Firmen ihren Zucker exportieren dürfen, die auch eine Importerlaubnis besitzen. Laut Angaben einiger Analysten, handelt es sich somit um schätzungsweise eine Million Tonnen die zum Verkauf stehen dürften. Die Zuckerbullen rechnen fest damit, dass das Überangebot seitens der Ethanolindustrie aufgesaugt werden wird.

Diese Idee ist nach den neuesten Entwicklungen auch nicht verkehrt, da China kürzlich bekannt gab, die Verwendung von Mais und Weizen für die Herstellung von Ethanol zu kürzen. Es wurden bereits die Importquoten für Rohöl und dessen Produkte um 15% für 2007 angehoben (betrifft nur nicht staatliche Betriebe), was ein erster Schritt wäre um die Energieversorgung zu entspannen. Meiner Meinung nach würde sich Zucker optimal für die Herstellung von Ethanol anbieten, da die Preise momentan relativ günstig sind und China den Anteil von alternativen Treibstoffen erhöhen möchte. Auf jeden Fall ist die Nachfrage nach Zucker momentan sehr hoch, was an der Backwardation zwischen dem März und Mai Future erkennbar ist.

Orange Juice gab um vier Cents auf 196,55 Cents in der Märznotierung nach. Die Aussichten auf Frost in Florida haben sich gelegt, da bis Ende diesen Jahres mit milden Temperaturen gerechnet wird. Außerdem geht die Nachfrage spürbar zurück, was negative Auswirkungen auf die Preise hat. Die Volatilität erkennbar an den Bollinger Bänder ist momentan vergleichsweise gering und in einer Range gefangen. Die Bänder sind derart stark verengt, dass ein explosionsartiger Ausbruch bevorstehen könnte. Die implizite Volatilität, welche sich aus den Optionspreisen ableiten lässt, ist ebenfalls extrem niedrig und favorisiert damit den Kauf von Options (am besten Strangles oder Straddles). Da bekannt ist, dass die Vola "mean reverting" ist, also immer wieder zu ihrem Durchschnitt zurückkehrt, dürfte sie bald umdrehen und wieder zu steigen beginnen. Ein Anstieg der Optionsprämien wäre die Folge. Der Optionsmarkt verweist nach untern keine größeren Widerstände, da relativ wenige Puts auf den unteren Strikepreisen vorhanden sind. Nach oben zeichnet sich jedoch eine größere Barriere bei den 210-er Calls sowie den 190-er Calls ab, die aktuell noch im Geld sind. Die 190-er Marke könnte somit ein interessanter Beobachtungspunkt werden.

Kaffee gab um 1,45 Cents auf 123 Cents pro Pound nach. Im Bereich der Tagetiefs bei 121,70 stieß der März Future auf solides Kaufinteresse und konnte sich rasch wieder erholen. Etwas belastend wirkt sich die hohe Ernte in Vietnam aus, welche mit 14 Millionen Säcken veranschlagt wurde, jedoch laut Angaben von Händlern bei 18 Millionen liegen könnte. Nichtsdestotrotz handelt es sich beim vietnamesischem Kaffee um die Sorte Robusta, welche in London gehandelt wird. In New York wird Arabica Kaffee gehandelt, dessen Fundamentals ganz anders aussehen. Für die Saison 2007/2008 rechnet das brasilianische Landwirtschaftsministerium mit elf Millionen Säcken weniger als in dieser Saison, während der Output von Robusta um 500.000 Säcke steigen dürfte. Ein regelrechter Engpass beim Arabica Kaffee ist somit nicht auszuschließen und der aktuelle Rücksetzer ist eine interessante Gelegenheit zum Aufbau von Bull Call Spreads. Die implizite Vola hätte durchaus noch Platz nach oben, befindet sich derzeit jedoch auf dem Rückzug. Da kein eindeutiger Trend der Volatilität erkennbar ist, würde ich nicht unbedingt auf volatilitätssensible Strategien setzen. Bull Call Spreads bei denen man jeweils einen Call long und einen Call short ist, interessiert die Vola nicht sonderlich, da man relativ neutral gegenüber diesen Schwankungen ist.

Baumwolle steigt aktuell um 0,29 Cents auf 55,10 Cents. Der Anstieg wird sowohl von den Aussichten auf eine niedrigere Anbaufläche als auch von Spekulationen über eine starke chinesische Nachfrage angeheizt. Bisher ist China öfters am Jahresende sehr aktiv geworden und der Markt spekuliert nun darauf, dass sich dieses Verhalten wiederholen wird.


Hinweis: Ich werde morgen einen Chat zum Thema "Soft Commodities" um 16 Uhr auf www.termintrader.com abhalten. Die Teilnahme ist kostenlos und erfordert nur eine schnelle Anmeldung. Weitere Infos finden Sie auf oben genannter Seite!

Ich werde im nächsten Jahr Seminare zu den Themen Futures, Options und Spreads sowie technische- und fundamentale Analyse der Rohstoffmärkte geben. Unverbindliche Anmeldungen bitte an s.hell@emfis.com senden! Wir werden Sie dann umgehend informieren sobald die ersten Termine feststehen!



© Sebastian Hell
www.emfis.com



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