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Ein paar Worte zu Europa - Handelskonflikt belastet weiter

26.03.2018  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2368 (07.26 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2317 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104.98. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.85. EUR-CHF oszilliert bei 1.1715.

Deutschland und Frankreich verschieben ihre Bemühungen zur Euro-Reform in den Sommer. Die Position beider Länder würde im Juni präsentiert, sagte Bundeskanzlerin Merkel. Auch seien einige der Themen, wie der Ausbau Euro-Rettungsfonds ESM, noch nicht ausgereift. Der ESM soll an Bedeutung gewinnen, um die Eurozone krisenfester zu machen. Bei Rettungspaketen will man nicht mehr auf die Hilfe des IWF angewiesen sein. Neben der Erweiterung des ESM sei die Vertiefung der Bankenunion die zweite große Priorität der nächsten Zeit.

Die Schritte sind zu begrüßen. Sie sind wichtig, dennoch aber nur kleinteilig. Das Thema Umbau der EU und der Eurozone (Europa der zwei Geschwindigkeiten) ist die eigentliche Aufgabe. Die Widerwilligkeit in Berlin, sich mit diesem Thema nachhaltig zu beschäftigen irritiert auf sachlicher Ebene.

Sie ist verständlich bezüglich der Narrative, die in den letzten Jahren medial verbreitet wurden, losgelöst von der Faktenbasis. Der deutschen Bevölkerung wurde weisgemacht, wir würden für alles zahlen. Dabei wird auf die Gesamtzahlung abgestellt. Als größte Volkswirtschaft der EU ist es logisch, dass Deutschland den höchsten Anteil leistet (2016 19%). Bezüglich der Belastung für eine Gesellschaft ist jedoch die Belastung pro Kopf die entscheidende Größe.

Da bietet sich dann ein deutlich anderes Bild. Hier bewegt sich Deutschland im Mittelfeld. Mehr noch wirkte sich die Defizitkrise der Eurozone massiv zu Gunsten Deutschlands aus. Die Staatsfinanzierung wurde historisch günstig, der zu niedrige Euro setzte Akzente für die Belebung der deutschen Wirtschaft.

Es ist an der Zeit, sich der Narrative zu entledigen, mehr gibt es nicht zu sagen!


Macron zeigt Muskeln:

Frankreichs Präsident Macron hat die USA vor einem Handelskrieg mit der EU gewarnt. Der vorübergehende Verzicht auf die Verhängung von US-Schutzzöllen gegen Stahl und Aluminium reiche nicht, sagten sowohl Macron als auch Bundeskanzlerin Merkel nach dem EU-Gipfel in Brüssel. Die EU werde sehr entschlossen reagieren, falls nötig. "Wir sprechen über nichts, wenn man uns die Pistole an den Kopf hält", sagte Macron.

Macron sprach sich indirekt gegen ein neues EU-Freihandelsabkommen mit der US-Regierung aus. Die EU sollte keine Handelsabkommen mit Ländern schließen, die nicht Mitglieder des Pariser Klimaschutzabkommens seien. So sieht Klartext aus!

Unsere hier am Freitag eingenommene Position wurde von dem Koordinator der transatlantischen Zusammenarbeit Jürgen Hardt (CDU) geteilt.

O-Ton: „Präsident Trump ist ein Bilateralist. Er möchte lieber Abkommen mit einzelnen Staaten aushandeln. Dann sind die USA immer der stärkere Partner. Die geeinte EU ist als Handelsmacht die einzige, die den USA die Stirn bieten kann.

Auch hier wird deutlich, was wir an der europäischen Einigung haben. Kleinteiligkeit ist die Voraussetzung, Spielball dritter Mächte zu werden oder zu sein. Kommt diese Erkenntnis auch bei den Anti-Europakräften angemessen an?

Das Thema Handelskonflikt bewegt die Welt weiter. Die US-Administration hat offensichtlich ein Interesse, die Welt zu teilen, politisch als auch wirtschaftlich.

US-Präsident Trump hat laut Finanzminister Mnuchin keine Angst vor einem Handelskrieg mit China. "Wir werden mit unseren Zöllen fortfahren. Wir arbeiten daran", sagte Mnuchin am Sonntag. Trump hatte höhere Zölle angekündigt, die sich gegen China richten (ins Auge gefasstes Volumen 60 Mrd. USD). Chinas Regierung bereitet als Antwort Zölle auf US-Produkte vor.

China macht aber mehr. Man will sich stärker öffnen. China will im Rahmen von Reformen ausländische Firmen genauso behandeln wie inländische Firmen. Man will die Wirtschaft weiter öffnen. Die Eingriffe des Staates sollen verringert werden. Auch das Steuersystem soll einer Reform unterworfen werden.

Ergo offeriert der Ansatz Chinas zwei Ebenen: Erstens eine klare Antwort an die USA und zweitens ein Angebot (überfällig), sich weiter zu öffnen und damit der globalisierten Weltwirtschaft Vorschub zu leisten. Was passt besser zur EU, der Ansatz der USA oder Chinas? Ja, das ist provokativ …

Damit wenden wir uns den Daten zu:

Die russische Zentralbank hat am Freitag den Leitzins von zuvor 7,50% auf 7,25% gesenkt. Ja, das sind noch Zinsen! Das gilt um so mehr, als das das Preisniveau auf 2,2% per Februar Im Jahresvergleich gesunken ist. Das ist übrigens der niedrigste Wert in der Datenreihe. Anders ausgedrückt ist ein Realzins von 5,05% etwas, wovon man im Westen nur träumen darf. "Food for thought!"

Die US-Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter legten stärker als erwartet zu. Es kam per Berichtsmonat Februar zu einem Anstieg um 3,1% nach zuvor -3,5%. Die Prognose war bei +1,5% angesiedelt.

Der Absatz neuer US-Wohnimmobilien sank in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung von zuvor 622.000 (revidiert von 593.000) auf 618.000 (Prognose 623.000).

Nachfolgender Chart liefert einen Eindruck über dieses Segment der US-Wirtschaft. Machen Sie sich Ihre eigenen Gedanken im historischen Kontext einer wachsenden Bevölkerung und steigender Zinsen als auch sportlich steigender Immobilienpreise (zuletzt mehr als 7% FHFA) bei unterproportional steigenden Löhnen im Vergleich zu den Immobilien.

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© Reuters


Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Erst ein Überwinden der Widerstandszone bei 1,2420 - 50 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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