Interview mit Ted Butler
01.01.2007 | Theodore Butler
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Cook: Eine Herausforderung?Butler: Ja. Er wusste, dass ich meine eigenen Nachforschungen anstellte und er wusste auch, dass ich die Orangensaft-Geschichte beendet hatte und nach meiner nächsten Position suchte. Er forderte mich heraus, Silber aus einer Angebots/Nachfrage-Perspektive zu betrachten, genauso wie ich es auch mit Orangensaft und anderen Rohstoffen gemacht hatte. Er sagte es zwar niemals, aber ich denke, er wollte sichergehen ob er denn damit richtig lag, in Silber bullish zu sein, nachdem es von 50 $ in den einstelligen Bereich zurückgefallen war.
Cook: Was fanden Sie heraus?
Butler: Ich bestätigte, dass er nicht ganz falsch lag und entdeckte einen anderen wichtigen Grund für den niedrigen Preis - die extreme Short-Position an der COMEX, die Anfang des Jahres 1983 entstand. Erst Jahre später entdeckte ich das andere große Werkzeug der Manipulation, nämlich Leasing.
Cook: Kürzlich zeigten sich die Chinesen als die weltweit größter Verbraucher von Kupfer, Blei, Zink und Nickel. Beim Silberverbrauch waren sie jedoch nicht Spitzenreiter. Wenn sie also der größte Verbraucher von Basismetallen wären, müssten sie gleichzeitig auch fast der größte Verbraucher von Silber sein. Warum diese Diskrepanz?
Butler: Die Chinesen sind auch der größte Verbraucher von Zinn, Zement, Eisenerz und Stahl, sowie der zweitgrößte Verbraucher von Öl. Wenn man den Prozentsatz ihres weltweiten Verbrauchs bei allen Industriemetallen vergleicht, so behaupten sie, bei Silber einen sehr geringen Prozentsatz zu verbrauchen. Das ist absurd. Der Silberverbrauch ist wie auch der Verbrauch aller Industriemetalle von der demographischen und ökonomischen Entwicklung abhängig. Es ist unmöglich, proportional zu den anderen Industriemetallen nicht den gleichen Prozentsatz an Silber zu verbrauchen. Die Chinesen lügen über ihren Silberverbrauch.
Cook: Warum?
Butler: Die logischste Erklärung, die mir dafür eingefallen ist lautet, dass sie große Short-Positionen in Silber halten. Dann würde es einen Sinn ergeben, dass sie lügen.
Cook: Ich weiß, dass sie bereits darüber gesprochen haben, aber was bringen ihnen diese Short-Positionen.
Butler: Jeder fragt immer, was sich die großen Leerverkäufer aus ihrem Vorgehen versprechen. Ob nun China oder nicht, es lässt vermuten, dass diese etwas wissen müssen, dass der Rest von uns nicht weiß.
Cook: Es muss einmal sehr profitabel gewesen sein?
Butler: Es war äußerst profitabel. Aber es änderte sich von einer wirklichen Cash-Maschine für die Dealer zu einem Break Even-Geschäft. Die technisch-orientierten Fonds bilden enorme offene Papiergewinne in Silber und dann nehmen ihnen die Händler diese in plötzlichen und scharfen Ausverkäufen ab.
Cook: Hat sich das nun geändert?
Butler: Ja. Ich denke, dass diese großen Leerverkäufer, wer auch immer sie sind, in die Falle gegangen sind. Sie sind sicherlich finanziell stark und können technische Fonds an der Nase herumführen und Ausverkäufe auslösen, aber sie sind auf der falschen Seite des Silbermarktes. Auch wenn sie es so wie jetzt schaffen, einen Ausverkauf auszulösen und die Fonds zum Verkaufen zu bringen, können sie keineswegs all ihre Short-Positionen in einem Ausverkauf decken. Die großen Leerverkäufer werden immer noch entscheidend große Short-Positionen halten und würden alles geben, um diese komplett loszuwerden.
Cook: Wie können wir diesen Schutzwall durchbrechen?
Butler: Er wird genau jetzt durchbrochen. Silber bewegt sich nicht länger im Bereich von 4 $. Die Leute erkennen die Manipulation und gehen entsprechende Long-Positionen ein. Wenn die Knappheit wirklich schlagend wird, werden die Manipulatoren in die Enge getrieben. Man kann Papierkontrakte leer verkaufen, aber das physische Metall ist etwas Anderes.
Cook: Welche Beweise haben Sie für eine Knappheit?
Butler: Dieselben alten Geschichten - verschiedene Lieferverzüge und die öffentlichen Statistiken. Der Silber-ETF hält nun über 110 Millionen Unzen. Das bedeutet 110 Millionen Unzen weniger, die für eine potentielle Ausdehnung der Manipulation verwendet werden können. Obwohl die Manipulatoren noch nicht tot sind, läuft die Zeit doch gegen sie. Und in den letzten paar Jahren war das Warten für die Silberinvestoren dank dem steigenden Preis nicht schmerzhaft.
Cook: Mehr Leute als je zuvor kaufen Silber. Wird das nicht helfen?
Butler: Natürlich. Das ist der Schlüssel um die Manipulation aufzulösen. Investments in reales Silber bringen uns dem Tag der Abrechnung näher.
Cook: Glauben Sie noch immer, dass der Preis eines Tages explodieren wird, oder denken Sie, dass es einen stetigen Anstieg geben könnte?
Butler: Ich weiß, dass der Anstieg bisher stetig verlaufen ist, aber der Preis muss an einem bestimmten Punkt explodieren. Die zugrunde liegende Prämisse für eine Explosion - die Zerschlagung der Manipulation - besteht immer noch. Solange die Short-Position in Silber groß und konzentriert ist, lebt die Manipulation. Aber sie muss an einem bestimmten Punkt enden. Die wirklich großartigen Neuigkeiten für die Besitzer von Silber sind, dass dieser stetige Anstieg eigentlich nur dafür gesorgt, dass der Ausbruch, wann immer er kommen wird, von einer viel höheren Basis beginnen wird, als ich jemals für möglich gehalten hätte.
Cook: Was könnte zu einem Sinken des Preises führen?
Butler: Kurzfristig könnte eine Manipulation der technischen Fonds an der COMEX durch die Dealer dies bewirken. Das ist das einzig negative, das es bei Silber jemals gab. Leider haben die großen Leerverkäufer sich derzeit sehr tief hineingeritten und das erhöht die Wahrscheinlichkeit eines scharfen Ausverkaufs.
Cook: Was ist das wahrscheinliche Szenario für einen Preisanstieg? Was könnten wir in diesem Fall erleben?
Butler: Ein Preisanstieg könnte auf zwei Arten kommen. Erstens könnte es mit den wiederholten scharfen Ausverkäufen beginnen, die technischen Fonds werden aus dem Markt geworfen und der Anstieg beginnt, sobald die Dealer so viele Short-Positionen wie möglich glattstellen. Oder wir bekommen eine Art Unfall, wobei die Dealer von den Kräften des physischen Marktes überrannt werden, während sie eine volle Short-Position halten.
Cook: Wollen Sie irgendwelche Zahlen nennen?
Butler: Es hängt alles davon ab, was die großen Leerverkäufer machen. Wenn sie gezwungen werden, keine neuen Short-Positionen mehr einzugehen, dann wird es ein Feuerwerk geben. Verrückte Preise.
Cook: Ich suchte nach einer Zahl, lassen Sie es mich also anders formulieren. Würde Sie ein Silberpreis von über 100 $ pro Unze überraschen?
Butler: Nein.
Cook: Wie wäre es mit 200 $?
Butler: Sehen Sie, wenn wir eine wirkliche Knappheit erleben, wenn bei den Dealern Panik ausbricht und die weltweite Investment-Community den wahren Wert und die Seltenheit von Silber erkennt, dann gibt es viele Zahlen, die ich nennen würde. Sie dürfen nicht vergessen, dass Silber und Gold die einzigen Rohstoffe sind, die weltweit jeder als direktes Investment halten kann. Und von diesen beiden ist Silber seltener und wichtiger für das moderne Leben. Alles was es braucht, ist der Zündfunke der kollektiven Wahrnehmung.
Cook: Denken Sie wirklich, dass es eine Panik unter den industriellen Verbrauchern geben wird? Derzeit sind sie ja total indifferent. Wie können die größten Silberverbraucher der Welt Ihrer Warnungen vor einer kommenden Knappheit ignorieren?
Butler: Ja, ich bin sicher dass diese Panik eines Tages kommen wird. Menschen sind Gewohnheitstiere. Sie machen Dinge auf eine bestimmte Art, bis sie gezwungen werden, sich zu ändern. Ich denke es wäre schwerer für einen Einkäufer in der Industrie, seine Vorgesetzten zu überzeugen, Silber zu lagern, wenn man bedenkt, dass er damit seinen Job riskiert. Für einen Investor ist es viel einfacher, für sich selbst zu entscheiden, Silber zu kaufen. Das ist der große Vorteil für Silberinvestoren - so wenige Leute kennen die Silber-Story.
Cook: Diese Idee, dass außerhalb der COMEX eine riesige Short-Position besteht, ist etwas, das bisher noch nie jemand erwähnt hat. Das muss eine Spekulation von Ihrer Seite sein, richtig? Es gibt keine sicheren Beweise.
Butler: Nun, es sind keine Daten aus einer täglichen, öffentlichen Statistik, die ich hier vorlegen kann, aber es ist auch keine Spekulation. Es basiert auf Beobachtungen und auf Hausverstand. Es gibt breite Übereinstimmung, dass Silberverleihungen und Vorwärtsverkäufe von zumindest hunderten Millionen Unzen im Gange sind. Ich sage eine Milliarde. Weiters haben Banken, hauptsächlich europäische und hier vor allem Schweizer Banken, zahllose Unzen an ungedeckten Silberzertifikaten ausgegeben. Das sind de facto Short-Positionen, ob nun jemand darüber schreibt oder nicht.
Cook: Es gibt eine neue Studie über Goldverleihungen, haben Sie sie gelesen?
Butler: Ja.
Cook: Ich weiß, dass Sie vor zehn Jahren der Erste waren, dar über Verleihungen geschrieben hat. Was sagen Sie zu dieser neuen Studie?
Butler: Die Minengesellschaften haben diese Praxis im Grunde beendet. Warum also jetzt darüber schreiben? Leasing ist praktisch für immer vorbei. Der Bericht vergisst die Tatsache, dass Leasing dumm und manipulierend war.
Cook: Wird es keine Substitute geben, wenn Silber zu teuer wird?
Butler: Bei einigen Anwendungen, ja. Bei anderen nicht. Die Frage ist, wie lange es dauern wird und wie viel es kosten wird, auf die Substitute umzustellen. Bei den meisten industriellen Anwendungen von Silber ist die verbrauchte Menge im Vergleich zu den Gesamtkosten des Produkts sehr klein. Es ist der beste elektrische Leiter und der beste Lichtreflektor, man würde also Leistung einbußen, wenn man Silber ersetzt. Das ergibt eine Preis-Inelastizität auf der Nachfrageseite. Bei Anwendungen wie Schmuck wird es nicht so schnell passieren, dass man Silber durch Gold oder Platin ersetzt.
Cook: Sie sind also davon überzeugt, dass die industrielle Nachfrage stark bleiben wird?
Butler: Sicher, es gab keinen nennenswerten Rückgang der industriellen Nachfrage nach Kupfer, Zink, Nickel oder Öl angesichts der hohen Preise. Warum sollte es bei Silber anders sein?
Cook: Wie wäre es bei einer Rezession?
Butler: Das kommt darauf an. Wenn es sich nur um eine Rezession in den USA handelt, nicht aber in China, sollte das keinen großen Einfluss auf Silber haben. Das Lustige ist, dass Silber historisch gesehen seine größten Preisanstiege in früheren Rezessionen verzeichnete. Viele Leute kaufen Silber für schlechte Zeiten und aus monetären Gründen. Nicht ich, aber schlechte Nachrichten aus der Wirtschaft könnten Silber positiv beeinflussen. Ich mache mir keine Sorgen über einen Nachfrage-Kollaps oder ein großes Angebot, das in einer Rezession auf den Markt kommt, denn die Nachfrage ist stark diversifiziert und es gibt kein großes Angebot, das auf den Markt geworfen werden könnte.