Rohstoff Express: Gewaltige Gewinne mit Ethanol-Aktien?
03.01.2007 | Marius Steininger
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"Big Boys" lieben Biosprit
Zumindest einige "Big Boys" im Investmentbereich scheinen weiterhin an Ethanol & Co zu glauben: Sowohl der für seine langfristige Anlage-Strategie bekannte Warren Buffet als auch Microsoft-Gründer Bill Gates halten unbeirrt von den Kurskapriolen an ihren Ethanol-Engagements fest. Und kürzlich wurde bekannt, dass selbst "Spekulanten-Legende" George Sorros offensichtlich einen Faible für Biosprit entwickelt hat. In einem Interview verriet der mittlerweile "pensionierte" Manager des legendären Quantum-Hedgefonds, dass seine Nachfolger "auf Ethanol in Brasilien setzen". Seiner Ansicht nach steuert die Welt auf eine globale Energiekrise zu, ausgelöst durch Klimawandel, schrumpfende Ölvorräte, Inflation und zunehmende politische Spannungen. Wenn Ethanol also derart populäre Befürworter hat, dann sollten vielleicht auch Privatanleger schnell noch auf den "Zug" aufspringen, bevor dieser wieder Fahrt aufnimmt. Oder vielleicht doch lieber nicht?
Effektivität bislang noch Fehlanzeige
Ganz so einfach ist es sicher nicht! Natürlich ist an Sorros Szenario unbestreitbar etwas Wahres dran. Allerdings muss zumindest zum jetzigen Zeitpunkt bezweifelt werden, dass Ethanol eine dauerhafte Lösung für das Problem steigenden Treibstoffbedarfs darstellt. Denn die Energiebilanz bei Bio-Ethanol ist bisher negativ. Das heißt: Unter dem Strich schafft Ethanol weniger Energie als zu seiner Herstellung benötigt wird. Beispiel Mais: Das Getreide wird gezüchtet unter Einsatz von Kunstdünger zu dessen Herstellung Erdgas benötigt wird, es wird vor Schädlingsbefall geschützt mit Hilfe von Pestiziden, die wiederum teilweise aus Öl hergestellt werden. Zur Bewirtschaftung der Felder mit landwirtschaftlichen Maschinen wird ebenso Öl als Treibstoff benötigt wie für die Trucks, die das Getreide zur Ethanol-Fabrik bringen (müssen). Derzeit erreichen die US-Ethanol-Produzenten bei Mais lediglich eine absolut indiskutable Umwandlungsrate vom Getreide zu Ethanol von 1:1,20. Deutlich weiter sind da schon die Brasilianer: Bei der Ethanol-Erzeugung aus Zuckerrohr schafft man im "Land am Zuckerhut" immerhin bereits eine Umwandlungsrate von 1:8.
Dennoch: Unterm Strich wird Ethanol nur dann eine Zukunft haben, wenn es gelingt, den Energieverbrauch bei der Herstellung deutlich zu senken und gleichzeitig die Effektivität des Produktionsprozesses zu steigern. Hierfür ist auf jeden Fall noch viel Forschungsarbeit erforderlich, die letztlich nur von den Branchengrößen geleistet werden kann. Anleger sollte daher - wenn überhaupt - nur die Marktführer in Betracht ziehen. Gewaltige Gewinne sind aber auch bei diesen keinesfalls garantiert. Immerhin besteht eine nicht zu unterschätzende Wahrscheinlichkeit, dass klassische Verbrennungsmotoren schon in einigen Jahren der Vergangenheit angehören und ein Großteil der Autos mit Strom oder Wasserstoff bewegt werden. Aber das ist ein anderes Thema!
© Rohstoff-Express-Redaktion
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