Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Wochenrückblick Rohstoffe: OPEC plant Krisensitzung!

07.01.2007  |   Sebastian Hell
Kupfer:

Das rote Metall unter Fachleuten auch gerne "Dr. Copper" genannt, musste über elf Prozent seines Wertes abgeben. (Der Name kommt daher, dass man Kupfer als Indikator der Weltwirtschaft sieht und ein fallender Kupferpreis eine Abschwächung dieser impliziert). Ein massiver Anstieg der Lagerbestände an der London Metal Exchange auf mittlerweile fast 195.000 Tonnen verglichen mit nur 25.000 am 22. Juni 2005, trieben die Kurse weiter gen Süden. Des weiteren wurden auch die Lagerzahlen an der Shanghai Futures Exchange weiter nach oben gesetzt, da allein in der Vorwoche ein Zuwachs um elf Prozent stattgefunden hatte. Während Kupfer im Jahr 2006 aufgrund der Aussichten eines weiteren Defizits um 32% zulegen konnte, sehen die Aussichten in 2007 gut aus, dass es einen Überschuss von 100.000 Tonnen am Markt geben dürfte. Die chinesische Nachfrage schlägt für das vergangene Jahr mit einem Minus von sieben Prozent zu Buche und die Aussichten auf eine schwächere US Wirtschaft belasten zusätzlich. Erst in dieser Woche wurde das FED Sitzungsprotokoll veröffentlicht, dessen Kernaussage die Besorgnis der Notenbanker über eine Wachstumsverringerung widerspiegelt.

Der Trend bei Kupfer zeigt unverändert nach unten, weswegen Shortpositionen weiterhin gehalten werden sollten. Kurzfristige Rebounds können zum Verkauf genutzt werden, da es keinerlei Anzeichen einer Trendwende gibt. Der Handel fokussiert sich auf die Lagerbestände an der LME und nimmt positive Nachrichten, wie beispielsweise die Wende am US Immobilienmarkt nicht zur Kenntnis.


Rohöl, Heizöl, Benzin:

Bei den Notierungen für Rohöl gab es in dieser Woche einen gut acht prozentigen Kursrutsch, gemessen an den März Kontrakten. Die selben Kontraktmonate bei Heizöl und Benzin wiesen Kursverluste um 4,8% bzw. 7,3% auf.

An der New York Mercantile Exchange (NYMEX) haben die Bären immer noch das Zepter in der Hand, da die Wetteraussichten bis zur Monatsmitte im Nordosten und mittleren Westen der U.S.A. mild und überdurchschnittlich warm bleiben werden. Nachfragerückgänge zwischen 33% und 40% sind derzeit im Gespräch, was sich natürlich auch in den Kursen widerspiegelt.

Da es auf geopolitischer Ebene keine Anzeichen von Spannungen gibt und der Tot von Saddam Hussein bisher zu keinen Konflikten geführt hat, gibt es für die Bullen wenig Argumente den Markt zu kaufen.

Der EIA Report brach diesmal den Benzinbullen (unter anderem auch mir) das Genick, als ein Anstieg der Bestände um mehr als fünf Millionen Barrel im EIA Report ausgewiesen wurden. Nichtsdestotrotz liegt die Nachfrage mit knapp 9.250.000 Barrel fast 250.000 über ihrem saisonalen Durchschnitt. Bei den Destillaten zeigt sich ein Anstieg um fast zwei Millionen Barrel, der im Rahmen der Erwartungen lag. Allerdings ist auch hier die Nachfrage immer noch 150.000 Barrel größer als sonst üblich.

Die Rohölbestände gingen um 1,3 Millionen Barrel zurück, konnten dadurch allerdings keine positiven Signale an die Händler senden. Man argumentierte damit, dass es sich nur um temporäre Rückgänge handle, die durch Probleme am Houston Shipping Channel (der schon wieder geschlossen ist!) verursacht wurden, handeln würde. Jedoch sollte man sich vor Augen halten, dass die Lagerbestände an Rohöl während der letzten sechs Wochen um 21,4 Millionen Barrel gefallen sind und den Jahresüberschuss von 23 auf nun Minus vier Millionen Barrel reduziert haben. Außerdem gibt es inzwischen Prognosen privater Wetterdienste, dass sich ab Monatsmitte eine arktische Kältefront aus Kanada auf die U.S.A. zu bewegen soll und dadurch für eine Kälteperiode von bisher noch unbestimmter Dauer sorgen wird.

Gerüchte, dass die OPEC ein außerordentliches Notfalltreffen einberufen will, haben bisher versagt, könnten jedoch zu einer Rallye führen, falls diese sich manifestieren.

Ich bin kurzfristig neutral und warte lieber ab, wie sich das Geschehen entwickelt. Neue Shortpositionen werde ich nicht eröffnen, da ich mit einer baldigen Bodenbildung der Energierohstoffe rechne. Meine Gründe für diese Annahme sind neben der bevorstehenden Kältefront auch der starke Rückgang der Lagerbestände sowie weitere Schritte der OPEC, da sich das Kartell mit dem Preiseinbruch sicherlich nicht zufrieden geben wird. Allerdings ist das Problem der OPEC, dass diese sich in den eigenen Reihen betrügt, da es Anzeichen gibt, dass die Produktion im Dezember trotz der Kürzung gestiegen ist und in den vier Wochen bis zum 20. Januar ein Anstieg der Exporte um 350.000 Barrel stattfinden wird.

Wenn diese Divergenzen zwischen den offiziellen Aussagen und den tatsächlichen Geschehnissen innerhalb der OEPC sogar mir auffallen, dann dürfte es auch den Verantwortlich des Ölkartells bekannt sein und diese werden sicherlich Schritte einleiten um den Markt in den kommenden Wochen tatsächlich mit weniger Öl zu versorgen.


Kakao:

Der März Kakao Future beendete die Handelswoche mit einem Minus von 1,7%, was auf den ersten Blick nicht sehr groß erscheint. Da der Markt jedoch bereits bei fast 1700 $ stand und am Freitag einen Abverkauf um 52 $ auf 1607 $ mit Tiefstkursen bei 1585 $ verkraften musste, wird die enorme Schwankungsbreite deutlich. Genaue Gründe gab es keine, die den Sell Off begründen würden. Die Reporter der großen Newsprovider verweisen auf Arbitrageverkäufe zwischen London und New York aufgrund des starken US Dollar.

An den fundamentalen Daten hat sich bisher nichts verändert. In Ghana und an der Elfeinbeinküste wird befürchtet, dass die Sahara Winde den Pflanzen weiteren Schaden zufügen werden und die Blüten von den Bäumen reißen dürften. Des weiteren wird aus Nigeria berichtet, dass einige Banken die Vergabe von Krediten gestoppt haben, weswegen der Handel im Südwesten zum Erliegen gekommen ist. Dieser Schritt könnte auch Auswirkungen auf die nächstjährige Ernte haben, da die Farmer dadurch kein Geld für die dringend benötigten Düngemittel bekommen. Der Kakaohandel im Südwesten Nigerias besitzt einen Anteil von 40% am Gesamthandel des afrikanischen Landes. Des weiteren gibt es Probleme bei der Benzinversorgung, weswegen Teile der Ernte nicht in die Häfen transportiert werden können.

In Indonesien hat sich der Handel mit Kakaobohnen ebenfalls verringert, da die Anzahl an qualitativ hochwertigen Bohnen zu gering ist und deswegen wenig Kaufinteresse besteht. Ähnliche Meldungen kommen ebenfalls aus der Elfenbeinküste. Hier haben zwar die Ankünfte der Bohnen in den Häfen des Landes zum ersten Mal seit Beginn der Saison über den Werten des Vorjahres gelegen, allerdings ist die Qualität teilweise sehr schlecht.

Kakao bleibt für mich weiterhin mein Favorit für 2007, auch wenn der Markt einen starken Einbruch hatte. Derartige Schwankungen muss man bei Kakao in Kauf nehmen, vor allem dann wenn zwischen den Feiertagen viele Händler im Urlaub sind. Mit knapp 10.000 Kontrakten an Handelsvolumen kann man nicht von einem breiten Abverkauf sprechen. Es wird sich wahrscheinlich eher um eine der üblichen Expeditionen der Floor Trader an der NYBOT gehandelt haben, um die Stopps der Fonds zu suchen und in diesem Fall auch zu finden. Dies ist auch der Grund weswegen ich Options bevorzuge, da diese keinen im Markt liegenden Stop haben und ich schon vorher weiß, wie viel ich im schlimmsten Fall verlieren kann. Selbst dann wenn der Future auf Null fallen sollte, verliere ich niemals mehr als den Kaufpreis. (Dieses Beispiel bezieht sich auf den Kauf von Calls oder Puts und nicht auf kompliziertere Strategien!)


Weizen:

März Chicago Weizen verlor auf Wochensicht 6,8% und wurde im allgemeinen Abverkauf mit nach unten gezogen. Allerdings gibt es handfeste fundamentale Entwicklungen, die den Future belasten. Der aktuelle Exportpreis der U.S.A. kann in keinster Weise mit den billigeren Preisen in der EU, Argentinien und Kasachstan mithalten. Des weiteren hat sich die Trockenheit in den Plains aufgrund von ausgiebigen Regenfällen und Schneestürmen verbessert. Während im Dezember in Kansas 57% der Ernte als "good to excellent" bewertet wurden und 21% der dortigen Anbaufläche als sehr trocken bezeichnet werden konnte, dürfte sich dieser Zustand nun deutlich verbessert haben.

Aus Indien wurde gemeldet, dass die Ackerfläche für Weizen aufgrund der hohen Preise von 25,8 Millionen Acres im Vorjahr auf nun 27,5 Millionen Acres ausgeweitet werden wird. Das Wetter in den anderen Anbaugebieten der Welt ist weiterhin gut, nur in China sind Tendenzen einer zu hohen Trockenheit zu erkennen. Diese spielen jedoch momentan keine Rolle, da sich der Weizen im "Winterschlaf" befindet und es erst im März kritisch wird, falls nicht genügend Regenschauer niedergehen. Bisher droht hier keine Gefahr.

Wie bereits in früheren Kolumnen schon angekündigt, bin ich weiterhin bärisch für Weizen. Vergessen Sie in diesem Zusammenhang jedoch nicht, auch ein Auge auf die Spreads zu werfen. Der März short vs. Dezember long Spread, ist immer noch ein hervorragender Kandidat. Des weiteren bietet sich auch der Soja vs. Weizen Spread zum Kauf an. Außerdem sollte man die beiden Spreads Kansas Weizen vs. Chicago Weizen und Minneapolis Weizen vs. Chicago Weizen auf seine Watchlist setzen.


Ich werde im nächsten Jahr Seminare zu den Themen Futures, Options und Spreads sowie technische- und fundamentale Analyse der Rohstoffmärkte geben. Unverbindliche Anmeldungen bitte an s.hell@emfis.com senden! Wir werden Sie dann umgehend informieren sobald die ersten Termine feststehen!


© Sebastian Hell
www.emfis.com




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"