Michal Pento: Höhere Zinsen werden Chaos an den Märkten und eine globale Depression auslösen
18.06.2018 | Mike Gleason
Mike Gleason: Heute habe ich das Vergnügen, Michael Pento, den Gründer und Vorsitzenden von Pento Portfolio Strategies und Autor des Buches "The Coming Bond Market Collapse: How to Survive the Demise of the U.S. Debt Market" ("Der kommende Crash des Anleihemarktes: Wie Sie den Kollaps des US-Schuldenmarktes überleben") zum Interview begrüßen zu dürfen. Michael ist ein bekannter Vermögensverwalter und großartiger Marktkommentator und war in den letzten Jahren wiederholt bei unserem Podcast zu Gast. Michael, willkommen zurück! Schön, dass Sie wieder bei uns sind.
Michael Pento: Danke für die Einladung, Mike.
Mike Gleason: Eine Statistik in der letzten Ausgabe Ihres Marktkommentars ist uns besonders ins Auge gestochen. Sie haben darauf hingewiesen, dass die Unternehmensinsolvenzen in den Vereinigten Staaten im März gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres um 63% in die Höhe geschossen sind. Das ist ein dramatischer Anstieg und er erzählt eine ganz andere Geschichte als das, was die Anleger jeden Tag auf CNBC zu hören bekommen. Sie haben auch die Probleme im Einzelhandel, die steigenden Ausfallquoten bei zweitrangigen Autokrediten und andere Indikatoren thematisiert, die heute wieder das gleiche Niveau erreicht haben wie kurz vor der Finanzkrise von 2008.
Die Wirtschaftskommentatoren sprechen indes größtenteils darüber, wie stark die Konjunktur in den USA ist. Fairerweise müssen wir zugeben, dass sie positive Statistiken wie die Arbeitslosenzahlen, die Verbraucherstimmung, die gute Entwicklung an den Aktienmärkten (zumindest bis vor Kurzem) und andere ermutigende Anzeichen vorzuweisen haben. Derzeit glauben die meisten Amerikaner wahrscheinlich, dass die US-Wirtschaft in guter Verfassung ist und noch stärker werden wird.
Wir wissen jedoch, dass die meisten Menschen bei Wendepunkten an den Märkten mit ihren Annahmen falsch liegen. Sie schlagen jedenfalls bereits Alarm, Michael, also erklären Sie uns bitte, wie Sie die US-Wirtschaft einschätzen und welche Signale die wichtigsten Indikatoren senden.
Michael Pento: Nun Mike, mich erinnert die Situation ein wenig an Ende 2007 oder Anfang 2008. Ich möchte daran erinnern, dass sich die US-Wirtschaft gemäß den Daten des National Bureau of Economic Research ab Dezember 2007 offiziell in einer Rezession befand. Dessen war sich aber kaum jemand wirklich bewusst.
Die Aktienmärkte entwickelten sich einigermaßen gut und ein Teil der Indikatoren, die Sie eben genannt haben, machten noch einen positiven Eindruck. Aber unter der Oberfläche verschlechterte sich die Wirtschaftslage rasant.
Die Zinsstrukturkurve hatte sich bereits umgekehrt. Die Kreditvergabe durch die Banken verringerte sich zusehends und die Preisentwicklung am Immobilienmarkt war bereits dabei, ihre Richtung zu ändern.
Auch heute können wir auf viele Statistiken verweisen, die die Wirtschaft in einem positiven Licht erscheinen lassen, z. B. die aktuellen Zahlen zu den freien Stellen und zur Fluktuation von Arbeitskräften oder den ISM-Einkaufsmanagerindex. Demnach bleibt uns noch etwas Zeit, bevor sich diese Rezession vollständig manifestiert.
Im Hintergrund spielen sich aber ganz andere Dinge ab. Lassen Sie mich erklären, warum dieses Wirtschaftskonstrukt ein Kartenhaus ist, das eines Tages davongeschwemmt werden wird. Ich möchte nur auf einige Punkte hinweisen. Nach der Großen Rezession wurde mir bewusst, dass es das Niveau der Assetpreise und der ausstehenden Schulden weltweit unbedingt erforderlich machte, dass die Zinsen in der Nähe von 0% bleiben und sich niemals normalisieren.
Andernfalls würde das gesamte künstliche Finanzkonstrukt in sich zusammenbrechen. Das niedrige Zinsniveau ist das Einzige, was das System noch zusammenhält, es ist sozusagen der Kleber, das Gummiband und der Kaugummi. Es sorgt dafür, dass Japan und die Eurozone zahlungsfähig bleiben, und dass sich selbst China und die USA noch einen Anschein von Zahlungsfähigkeit bewahren.
Ein Beispiel: Wenn Sie den Gesamtwert aller Aktien ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt setzen, dann erhalten Sie aktuell einen Rekordwert von 150%. Dieses Verhältnis muss also eines Tages wieder sinken. Wenn die Zinsen zu weit über 0% steigen, würde sich das BIP verringern, aber die Assetpreise würden noch viel, viel schneller einbrechen. Auch die Unternehmensschulden haben im Verhältnis zum BIP ein Allzeithoch erreicht, während die Qualität der Schuldverschreibungen im Durchschnitt niedriger ist als je zuvor.
Wenn dieses Verhältnis wieder sinkt, dann wird ebenfalls einerseits das BIP abnehmen, andererseits werden die Unternehmen aber auch massenhaft Insolvenz anmelden und ihre Zahlungsunfähigkeit erklären müssen. Das wird sich zu einer globalen Rezession oder Depression auswachsen, die mit rasanten Kursverlusten und Preisrückgängen einhergehen wird. Das ist der aktuelle Zustand der Weltwirtschaft. Sie wird durch die künstlich niedrigen Zinssätze zusammengehalten, die derzeit gerade abgeschafft werden.
Michael Pento: Danke für die Einladung, Mike.
Mike Gleason: Eine Statistik in der letzten Ausgabe Ihres Marktkommentars ist uns besonders ins Auge gestochen. Sie haben darauf hingewiesen, dass die Unternehmensinsolvenzen in den Vereinigten Staaten im März gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres um 63% in die Höhe geschossen sind. Das ist ein dramatischer Anstieg und er erzählt eine ganz andere Geschichte als das, was die Anleger jeden Tag auf CNBC zu hören bekommen. Sie haben auch die Probleme im Einzelhandel, die steigenden Ausfallquoten bei zweitrangigen Autokrediten und andere Indikatoren thematisiert, die heute wieder das gleiche Niveau erreicht haben wie kurz vor der Finanzkrise von 2008.
Die Wirtschaftskommentatoren sprechen indes größtenteils darüber, wie stark die Konjunktur in den USA ist. Fairerweise müssen wir zugeben, dass sie positive Statistiken wie die Arbeitslosenzahlen, die Verbraucherstimmung, die gute Entwicklung an den Aktienmärkten (zumindest bis vor Kurzem) und andere ermutigende Anzeichen vorzuweisen haben. Derzeit glauben die meisten Amerikaner wahrscheinlich, dass die US-Wirtschaft in guter Verfassung ist und noch stärker werden wird.
Wir wissen jedoch, dass die meisten Menschen bei Wendepunkten an den Märkten mit ihren Annahmen falsch liegen. Sie schlagen jedenfalls bereits Alarm, Michael, also erklären Sie uns bitte, wie Sie die US-Wirtschaft einschätzen und welche Signale die wichtigsten Indikatoren senden.
Michael Pento: Nun Mike, mich erinnert die Situation ein wenig an Ende 2007 oder Anfang 2008. Ich möchte daran erinnern, dass sich die US-Wirtschaft gemäß den Daten des National Bureau of Economic Research ab Dezember 2007 offiziell in einer Rezession befand. Dessen war sich aber kaum jemand wirklich bewusst.
Die Aktienmärkte entwickelten sich einigermaßen gut und ein Teil der Indikatoren, die Sie eben genannt haben, machten noch einen positiven Eindruck. Aber unter der Oberfläche verschlechterte sich die Wirtschaftslage rasant.
Die Zinsstrukturkurve hatte sich bereits umgekehrt. Die Kreditvergabe durch die Banken verringerte sich zusehends und die Preisentwicklung am Immobilienmarkt war bereits dabei, ihre Richtung zu ändern.
Auch heute können wir auf viele Statistiken verweisen, die die Wirtschaft in einem positiven Licht erscheinen lassen, z. B. die aktuellen Zahlen zu den freien Stellen und zur Fluktuation von Arbeitskräften oder den ISM-Einkaufsmanagerindex. Demnach bleibt uns noch etwas Zeit, bevor sich diese Rezession vollständig manifestiert.
Im Hintergrund spielen sich aber ganz andere Dinge ab. Lassen Sie mich erklären, warum dieses Wirtschaftskonstrukt ein Kartenhaus ist, das eines Tages davongeschwemmt werden wird. Ich möchte nur auf einige Punkte hinweisen. Nach der Großen Rezession wurde mir bewusst, dass es das Niveau der Assetpreise und der ausstehenden Schulden weltweit unbedingt erforderlich machte, dass die Zinsen in der Nähe von 0% bleiben und sich niemals normalisieren.
Andernfalls würde das gesamte künstliche Finanzkonstrukt in sich zusammenbrechen. Das niedrige Zinsniveau ist das Einzige, was das System noch zusammenhält, es ist sozusagen der Kleber, das Gummiband und der Kaugummi. Es sorgt dafür, dass Japan und die Eurozone zahlungsfähig bleiben, und dass sich selbst China und die USA noch einen Anschein von Zahlungsfähigkeit bewahren.
Ein Beispiel: Wenn Sie den Gesamtwert aller Aktien ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt setzen, dann erhalten Sie aktuell einen Rekordwert von 150%. Dieses Verhältnis muss also eines Tages wieder sinken. Wenn die Zinsen zu weit über 0% steigen, würde sich das BIP verringern, aber die Assetpreise würden noch viel, viel schneller einbrechen. Auch die Unternehmensschulden haben im Verhältnis zum BIP ein Allzeithoch erreicht, während die Qualität der Schuldverschreibungen im Durchschnitt niedriger ist als je zuvor.
Wenn dieses Verhältnis wieder sinkt, dann wird ebenfalls einerseits das BIP abnehmen, andererseits werden die Unternehmen aber auch massenhaft Insolvenz anmelden und ihre Zahlungsunfähigkeit erklären müssen. Das wird sich zu einer globalen Rezession oder Depression auswachsen, die mit rasanten Kursverlusten und Preisrückgängen einhergehen wird. Das ist der aktuelle Zustand der Weltwirtschaft. Sie wird durch die künstlich niedrigen Zinssätze zusammengehalten, die derzeit gerade abgeschafft werden.