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Gold und die Türkei: Eine einzigartige Beziehung

01.08.2018  |  John Paul Koning
Die türkische Regierung, und vor allem deren Zentralbank, hat ein ganz besonderes Verhältnis zu Gold. Nur wenige Regierungen sind so direkt am Goldmarkt beteiligt wie die der Türkei. In diesem Artikel werde ich diese Beziehung etwas näher beleuchten.

In der Türkei ist Gold sehr beliebt. Laut einem Bericht des World Gold Council von 2015 macht die Türkei üblicherweise etwa 6% der weltweiten Goldverbrauchernachfrage aus. Weiterhin wird geschätzt, dass es etwa 3.500 Tonnen "verstecktes" Gold im Inland gibt, d. h. die Türkei zählt zu den Saaten mit den größten landesweiten Goldvorräten. Die Existenz dieses "versteckten Goldes" soll jedoch das Wachstum des Bankensektors hemmen.

Die türkische Regierung hofft, die allgemeine Zusammenarbeit mit den Kreditinstituten und dadurch ein stärkeres Wirtschaftswachstum zu fördern, indem sie die Bevölkerung dazu ermutigt, Gold zur Verwahrung auf die Bank zu bringen. Insbesondere in Indien wird ebenfalls äußerst aggressiv versucht, "untätiges" Gold ins Bankensystem zu schleusen: 2015 wurde hier ein offizielles Programm zur Goldmonetisierung ins Leben gerufen.


Mindestreserven in Form von Gold

Die Türkische Zentralbank, auf türkisch abgekürzt TCMB, hat die Kampagne, Gold ins Bankensystem zu schleusen, stark unterstützt, indem sie es den Geschäftsbanken erlaubt, einen Teil ihrer Mindestreserve in Form von Gold zu halten. Lassen Sie uns die Idee einer Mindestreserve etwas näher beleuchten. Zentralbanken schreiben es traditionellen, im Einlagengeschäft tätigen Banken oftmals (aber nicht immer) vor, eine festgelegte Menge an Reserven permanent bei der Zentralbank zu hinterlegen. (Kanada beispielsweise besitzt keine Mindestreserveverordnung.)

Eine Zentralbank, die eine Mindestreserve fordert, vergütet die Reserven üblicherweise unter dem Marktzins, manchmal bei 0%. Die geforderten Reserven dienen demnach als eine dem Bankensystem auferlegte Steuer. Wenn die Banken nicht verpflichtet wären, Mittel auf ihren Zentralbankkonten zu halten, so würden sie diese Mittel anderorts zu höheren Zinsen investieren.

Die türkischen Banken wurden 2011 etwas entlastet, als die TCMB ein spezielles Programm namens "Reserve Option Mechanism", oder ROM, einführte. Anstatt die Banken zu zwingen, ihre gesamte Mindestreserve in schlecht vergüteten türkischen Lira bei der TCMB vorzuhalten, ermöglichte das Programm es ihnen, bis zu 30% ihrer Reservevorgaben durch die Einlagerung von Gold bei der Zentralbank zu erfüllen.

Dieses Angebot wurde rasch von den türkischen Banken angenommen, die dann begannen, die maximale Menge Gold zu hinterlegen. Der untere Chart zeigt die Beliebtheit dieses Programms. Die 30%-Tranche wurde in mehreren Phasen - angefangen bei 10% im Jahr 2011, gefolgt von 20% und dann 25% im Jahr 2012 - eingeführt und ihre Kapazität fast vollständig ausgenutzt.

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Verwendung des Reserve Option Mechanism der TCMB (Quelle)


Angesichts des Eifers, mit dem die türkischen Banken Gold einlagerten, stellte der Reserve Option Mechanism eine billigere Alternative für Banken dar, die Mindestreservevorgaben zu erfüllen, anstatt sich türkische Lira zu leihen und diese bei der Zentralbank einzulagern. In anderen Worten: Diese Goldoption verschaffte den Bankern einen Weg, die Steuern, die dem Bankensektor aufgrund der Mindestreserve auferlegt wurden, zu reduzieren.


Goldkonten

Um das nötige Gold zu beschaffen, gaben türkische Banken der Bevölkerung die Möglichkeit, Goldeinlagekonten zu eröffnen. Diese Konten können entweder Girokonten sein, auf die man jederzeit Zugriff hat, oder Festeinlagekonten, die für eine bestimmte Zeitspanne unerreichbar sind. Festeinlagen werden vergütet. HSBC Turkey zahlt Goldanlegern aktuell beispielsweise 1,25% Zinsen auf ein für ein Jahr angelegtes Festgeldkonto, wie unten dargestellt. Faktisch wird die Steuererleichterung, die die TCMB den Banken mithilfe des Reserve Option Mechanism zur Verfügung stellt, in Form von Zinsen mit der türkischen Öffentlichkeit geteilt.


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