Dr. Engelhardt: Wege zur Wiedereinführung des Goldstandards und die Gefahren der Inflation
28.08.2018 | Mike Gleason
Mike Gleason: Es ist mir nun ein Privileg Dr. Lucas Engelhardt, außerordentlicher Wirtschaftsprofessor an der Kent State University, begrüßen zu dürfen. Dr. Engelhardt ist ein Volkswirtschaftler der Österreichischen Schule, der bereits Gastdozent am Mises Institute war und sich auf die makroökonomischen Aspekte des Konjunkturzyklus konzentriert. Es ist mir ein Vergnügen, ihn hier heute bei uns zu haben. Lucas, ich danke Ihnen vielmals, dass Sie sich die Zeit für uns nehmen. Willkommen.
Dr. Lucas Engelhardt: Nun, ich danke Ihnen, dass ich hier sein darf.
Mike Gleason: Ich freue mich sehr, Sie heute hier zu haben, da es eine Menge mit Ihnen zu besprechen gibt. Zu Beginn wäre es sicher gut, einen Blick auf den Konjunkturzyklus zu werfen. Aber bevor wir uns mit den Missverständnissen befassen, die Keynesianer damit zu haben scheinen, erklären Sie uns doch bitte den Konjunkturzyklus und warum es wichtig ist, die Geldpolitik angemessen zu verstehen.
Dr. Lucas Engelhardt: Sicher. Wie Sie bereits erwähnt haben, stamme ich aus dem österreichischen geprägten Wirtschaftsumfeld. Und die österreichische Volkswirtschaftslehre beschreibt den Konjunkturzyklus als das Resultat der Geldmengenmanipulation, vor allem an den Kreditmärkten. Beginnen wir also mit diesem Punkt. Der Konjunkturzyklus verläuft folgendermaßen: Wir haben jemandem im Bankensystem - im modernen Amerika wäre dies typischerweise die Federal Reserve - der sich dazu entschließt, die Zinsen herabzudrücken; üblicherweise, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Wir Anhänger der Österreichischen Schule leugnen sicherlich nicht, dass dies eine Zeit lang funktioniert. Dass die niedrigeren Zinsen in der Tat das Investieren ermutigen, vor allem bei sehr langen Produktionsstrukturen. Ich meine die Art von Investments, die sich vielleicht erst in fünf, zehn oder sogar noch mehr Jahren auszahlen werden. Wir können beobachten, dass die Arbeit im Bereich der Forschung und Entwicklung zunimmt, dass mehr Bauprojekte gestartet werden. Das sind typische Entwicklungen für Zeiten, in denen die Zinsen nach gesenkt werden.
Das Problem ist die Art und Weise wie die Fed die Zinsen senkt. Nämlich indem - und ich denke, dass die meisten Zuhörer dies wissen - zusätzliches Geld durch das Bankensystem in die Wirtschaft gepumpt wird. Letztlich fließt dieses Geld in die Wirtschaft und die Preise steigen. Mehr Geld befindet sich im Umlauf, es verliert an Wert und die Kehrseite der Geschichte ist, dass die Preise höher steigen. Man braucht mehr Geld, um sich etwas zu kaufen.
Nun gibt es mehrere Möglichkeiten, wie man damit umgehen kann. Die Zentralbank könnte diese Tatsache einfach ignorieren und ihre Niedrigzinspolitik fortsetzen, also immer mehr Geld in die Wirtschaft pumpen, bis es letztlich völlig wertlos geworden ist. In der Geschichte finden wir zahlreiche Beispiele dafür, wie so etwas geschieht, ebenso wie heute in Ländern wie Venezuela.
In den meisten dieser Fälle wurde die Notenbank aufgrund der Preisanstiege nervös und begann ihre Steigerung der Geldmenge zurückzufahren. Natürlich steigen die Zinsen, sobald sie das tut. Sobald die Zinsen steigen, wirken all diese Investitionen, die zu Zeiten niedriger Zinsen noch so gut aussahen, nicht mehr so vielversprechend, sei es im Bereich der Forschung und Entwicklung, beim Bau von neuen Häusern oder in anderen Bereichen.
Wir können also all diese Sektoren beobachten, die erst gewachsen sind und dann zu schrumpfen beginnen. Und hier kommt die Bust-Phase des Konjunkturzyklus ins Spiel. Wir können sehen, dass tatsächlich alles nur auf die Zinspolitik der Federal Reserve im modernen Amerika fokussiert ist.
Mike Gleason: Nun, wie Sie erwähnt haben, betrachten Sie die Dinge aus österreichischer Sicht. Ich bin neugierig, ob Sie sich selbst vielleicht manches Mal als einen einsamen Wolf in der Wildnis sehen. Denn beinahe der gesamte Mainstream der Finanzwelt und praktisch alle Zentralbanker und Zentralplaner der Welt scheinen eine keynesianische Denkweise zu besitzen, laut derer eine straffe, staatliche Handhabung der Geldpolitik die Antwort auf jedes wirtschaftliche Problem ist. Warum ist eine zentral geplante Wirtschaft Ihrer Meinung nach also gefährlicher als freie Marktkräfte, die alles bestimmen? Warum fürchtet man sich so davor?
Dr. Lucas Engelhardt: Ja, das ist eine amüsante Frage. Ich denke, dass der Denkfehler zum großen Teil darin besteht, dass die Volkswirtschaftler, und auch die Menschen im Allgemeinen, es sich irgendwann in den Kopf gesetzt haben, dass sich Geld komplett von anderen Gütern unterscheidet. Fragen Sie irgendeinen Volkswirtschaftler dort draußen nach irgendwelchen Waren, Dingen wie Schuhen oder Shirts oder so etwas, und er wird Ihnen sagen, dass er vollkommen damit zufrieden ist, den Staat außen vor zu lassen und den Markt entscheiden zu lassen, welche Art von Schuhen für wen und zu welchem Preis produziert wird.
Aber wenn es um das Geld geht, dann denken Leute, die sich sonst für einen relativ freien Markt aussprechen - wie Milton Friedman beispielsweise - plötzlich, dass Geld etwas anderes ist und die Regierung hier eine größere Rolle einnehmen muss. Ich bin mir nicht vollkommen sicher, woher diese Denkweise stammt, wenn ich ehrlich bin. Es ist eine merkwürdige Widersprüchlichkeit. Kommen wir zu den Gefahren, die das mit sich bringt. Wir haben bereits erklärt, dass der Konjunkturzyklus erst dadurch entsteht, dass wir der Zentralbank die Kontrolle über die Geldmenge verliehen haben und diese mit den Kreditmärkten interagiert.
Denselben Prozess würden wir hingegen nicht beobachten können, wenn wir einen privaten Geldproduzenten hätten, der eine Art Rohstoff verwendet - historisch wahrscheinlich Gold oder Silber - und Geld nur entsprechend der aktuellen Nachfrage herstellt. So, wie wir es mit allen anderen Waren tun. Das finden wir ja auch nicht unbedingt problematisch.
Ehrlich gesagt habe ich keine bessere Erklärung dafür, warum die Mehrheit meiner Kollegen diesen geistigen Aussetzer hat, wenn es um Geldmärkte geht.
Mike Gleason: Offensichtlich gibt es eine Menge Fehlinvestitionen aufgrund der Niedrigzinspolitik. Wie Sie bereits erwähnt haben: Wenn die Zinsen steigen, sind diese Anlagen keine gute Möglichkeit mehr, das eigene Kapital zu nutzen. Und irgendwann implodiert die ganze Sache dann. Sprechen Sie doch noch ein bisschen hierüber und erklären Sie uns, warum eine Wirtschaft auch diese kontraktiven Phasen durchlaufen muss, die die Zentralplaner heutzutage scheinbar nicht mehr erlauben möchten.
Dr. Lucas Engelhardt: Nun, ich danke Ihnen, dass ich hier sein darf.
Mike Gleason: Ich freue mich sehr, Sie heute hier zu haben, da es eine Menge mit Ihnen zu besprechen gibt. Zu Beginn wäre es sicher gut, einen Blick auf den Konjunkturzyklus zu werfen. Aber bevor wir uns mit den Missverständnissen befassen, die Keynesianer damit zu haben scheinen, erklären Sie uns doch bitte den Konjunkturzyklus und warum es wichtig ist, die Geldpolitik angemessen zu verstehen.
Dr. Lucas Engelhardt: Sicher. Wie Sie bereits erwähnt haben, stamme ich aus dem österreichischen geprägten Wirtschaftsumfeld. Und die österreichische Volkswirtschaftslehre beschreibt den Konjunkturzyklus als das Resultat der Geldmengenmanipulation, vor allem an den Kreditmärkten. Beginnen wir also mit diesem Punkt. Der Konjunkturzyklus verläuft folgendermaßen: Wir haben jemandem im Bankensystem - im modernen Amerika wäre dies typischerweise die Federal Reserve - der sich dazu entschließt, die Zinsen herabzudrücken; üblicherweise, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Wir Anhänger der Österreichischen Schule leugnen sicherlich nicht, dass dies eine Zeit lang funktioniert. Dass die niedrigeren Zinsen in der Tat das Investieren ermutigen, vor allem bei sehr langen Produktionsstrukturen. Ich meine die Art von Investments, die sich vielleicht erst in fünf, zehn oder sogar noch mehr Jahren auszahlen werden. Wir können beobachten, dass die Arbeit im Bereich der Forschung und Entwicklung zunimmt, dass mehr Bauprojekte gestartet werden. Das sind typische Entwicklungen für Zeiten, in denen die Zinsen nach gesenkt werden.
Das Problem ist die Art und Weise wie die Fed die Zinsen senkt. Nämlich indem - und ich denke, dass die meisten Zuhörer dies wissen - zusätzliches Geld durch das Bankensystem in die Wirtschaft gepumpt wird. Letztlich fließt dieses Geld in die Wirtschaft und die Preise steigen. Mehr Geld befindet sich im Umlauf, es verliert an Wert und die Kehrseite der Geschichte ist, dass die Preise höher steigen. Man braucht mehr Geld, um sich etwas zu kaufen.
Nun gibt es mehrere Möglichkeiten, wie man damit umgehen kann. Die Zentralbank könnte diese Tatsache einfach ignorieren und ihre Niedrigzinspolitik fortsetzen, also immer mehr Geld in die Wirtschaft pumpen, bis es letztlich völlig wertlos geworden ist. In der Geschichte finden wir zahlreiche Beispiele dafür, wie so etwas geschieht, ebenso wie heute in Ländern wie Venezuela.
In den meisten dieser Fälle wurde die Notenbank aufgrund der Preisanstiege nervös und begann ihre Steigerung der Geldmenge zurückzufahren. Natürlich steigen die Zinsen, sobald sie das tut. Sobald die Zinsen steigen, wirken all diese Investitionen, die zu Zeiten niedriger Zinsen noch so gut aussahen, nicht mehr so vielversprechend, sei es im Bereich der Forschung und Entwicklung, beim Bau von neuen Häusern oder in anderen Bereichen.
Wir können also all diese Sektoren beobachten, die erst gewachsen sind und dann zu schrumpfen beginnen. Und hier kommt die Bust-Phase des Konjunkturzyklus ins Spiel. Wir können sehen, dass tatsächlich alles nur auf die Zinspolitik der Federal Reserve im modernen Amerika fokussiert ist.
Mike Gleason: Nun, wie Sie erwähnt haben, betrachten Sie die Dinge aus österreichischer Sicht. Ich bin neugierig, ob Sie sich selbst vielleicht manches Mal als einen einsamen Wolf in der Wildnis sehen. Denn beinahe der gesamte Mainstream der Finanzwelt und praktisch alle Zentralbanker und Zentralplaner der Welt scheinen eine keynesianische Denkweise zu besitzen, laut derer eine straffe, staatliche Handhabung der Geldpolitik die Antwort auf jedes wirtschaftliche Problem ist. Warum ist eine zentral geplante Wirtschaft Ihrer Meinung nach also gefährlicher als freie Marktkräfte, die alles bestimmen? Warum fürchtet man sich so davor?
Dr. Lucas Engelhardt: Ja, das ist eine amüsante Frage. Ich denke, dass der Denkfehler zum großen Teil darin besteht, dass die Volkswirtschaftler, und auch die Menschen im Allgemeinen, es sich irgendwann in den Kopf gesetzt haben, dass sich Geld komplett von anderen Gütern unterscheidet. Fragen Sie irgendeinen Volkswirtschaftler dort draußen nach irgendwelchen Waren, Dingen wie Schuhen oder Shirts oder so etwas, und er wird Ihnen sagen, dass er vollkommen damit zufrieden ist, den Staat außen vor zu lassen und den Markt entscheiden zu lassen, welche Art von Schuhen für wen und zu welchem Preis produziert wird.
Aber wenn es um das Geld geht, dann denken Leute, die sich sonst für einen relativ freien Markt aussprechen - wie Milton Friedman beispielsweise - plötzlich, dass Geld etwas anderes ist und die Regierung hier eine größere Rolle einnehmen muss. Ich bin mir nicht vollkommen sicher, woher diese Denkweise stammt, wenn ich ehrlich bin. Es ist eine merkwürdige Widersprüchlichkeit. Kommen wir zu den Gefahren, die das mit sich bringt. Wir haben bereits erklärt, dass der Konjunkturzyklus erst dadurch entsteht, dass wir der Zentralbank die Kontrolle über die Geldmenge verliehen haben und diese mit den Kreditmärkten interagiert.
Denselben Prozess würden wir hingegen nicht beobachten können, wenn wir einen privaten Geldproduzenten hätten, der eine Art Rohstoff verwendet - historisch wahrscheinlich Gold oder Silber - und Geld nur entsprechend der aktuellen Nachfrage herstellt. So, wie wir es mit allen anderen Waren tun. Das finden wir ja auch nicht unbedingt problematisch.
Ehrlich gesagt habe ich keine bessere Erklärung dafür, warum die Mehrheit meiner Kollegen diesen geistigen Aussetzer hat, wenn es um Geldmärkte geht.
Mike Gleason: Offensichtlich gibt es eine Menge Fehlinvestitionen aufgrund der Niedrigzinspolitik. Wie Sie bereits erwähnt haben: Wenn die Zinsen steigen, sind diese Anlagen keine gute Möglichkeit mehr, das eigene Kapital zu nutzen. Und irgendwann implodiert die ganze Sache dann. Sprechen Sie doch noch ein bisschen hierüber und erklären Sie uns, warum eine Wirtschaft auch diese kontraktiven Phasen durchlaufen muss, die die Zentralplaner heutzutage scheinbar nicht mehr erlauben möchten.