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Ölfiasko oder Comeback?

30.01.2007  |  Heiko Aschoff
Öl crasht und durchbricht die letzte wichtige charttechnische Hürde auf dem Weg nach unten. Hedgefonds lassen das schwarze Gold fallen wie eine heiße Kartoffel. Hedgefonds ist es egal, in welche Richtung sie spekulieren. Hauptsache die Gewinne fließen. Kursziele von 100, 150 oder 200 USD sind Geschichte. Jetzt sind Short-Spekulationen angesagt - Kursziel 40, 30 oder gar 20 USD je Barrel.

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Abb. 1: Das Ende der Ölhausse, wenn es nach den Baissiers geht.
Eine kleine Beobachtung am Rande: Der MACD untermauert die aktuelle Gegenbewegung.


So oder ähnlich lauten in den letzten Wochen die Kommentare eingefleischter Ölbaissiers. Passend zum Kursverlauf greifen die Massenmedien gerne solche Themen auf. Negative Nachrichten werden zum Katastrophenereignis aufgebauscht. Wie weit kann der Ölpreis noch fallen? Natürlich können die Baissiers Recht bekommen. Märkte neigen zu Übertreibungen und schießen in emotionalen Extremsituationen immer über das Ziel hinaus - sowohl nach unten wie auch nach oben. Aber ist es nicht so, wenn die Stimmung derart drastisch umschlägt und immer mehr Marktteilnehmer günstigstenfalls eine Seitwärtsbewegung um die 40-50 USD je Barrel erwarten, genau das Offensichtliche nicht eintritt? Liegt in den Schreckensmeldungen etwa schon der zarte Keim einer Ölrenaissance?

Welche Folgen hat eine Ölbaisse für Wirtschaft und Börse? Vor 30 Jahren wäre die Antwort relativ eindeutig ausgefallen: Hervorragende Aussichten! (Vorausgesetzt, dass ein fallender Ölpreis nicht ausschließlich durch eine starke Wirtschaftsabschwächung determiniert wurde). Billiges Öl GLEICH preiswerter Rohstoff GLEICH günstige Produktion GLEICH hohe Gewinnmargen ohne übermäßige Inflationsgefahr und moderate Zinsen GLEICH billiges Geld zum konsumieren/ investieren. So könnte ein vereinfachtes Idealszenario aussehen.

Und heute? Die Wirtschaft ist nicht mehr so stark abhängig vom Öl wie früher. Die Reaktionen auf Preisveränderungen fallen geringer aus. Aber die Kehrseite der Medaille sind die ungeheuren Summen von Petrodollars, die dann nicht mehr im Überfluss zur Verfügung stehen als Treibstoff für die Aktien- und Anleihemärkte. Die Petrodollars sind übrigens nicht ganz unschuldig an dem vergleichsweise niedrigen Zinsniveau (Anlagenotstand!).

Lassen Sie uns einen großen Schritt zurücktreten und die Entwicklung aus der Distanz betrachten. Aus der langfristigen Perspektive ist die Ölhausse intakt. Überrascht? Erst wenn die schwarze Trendlinie in Abbildung 2 nachhaltig unterschritten wird, ist der Trend gebrochen.

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Abb 2: Die Ölhausse ist intakt. Der Big Point liegt aktuell bei rund 47 USD je Barrel.
Diesen Chart habe ich vor einiger Zeit auf www.investment-ideen.de präsentiert und hier nur aktuell fortgeschrieben.


An dieser Stelle sei vor heimtückischen Fehlausbrüchen gewarnt! Der Haussetrend ist kein Staatsgeheimnis und wohlbekannt. Es würde mich nicht überraschen, wenn kapitalkräftige Trader und Hedgefonds im richtigen Moment einen Trendbruch provozieren und Panik schüren, um rein technisch anlegenden Marktplayern ein Bein zu stellen. Das so etwas möglich ist, sehen wir oft genug. Und die Terminmärkte sind dafür ein hervorragendes Hilfsmittel.

Der Ölmarkt unterliegt starken saisonalen Schwankungen. Bis Ende Februar ist eher noch mit nachgebenden Preisen zu rechnen, gefolgt von einem zähen Verlauf bis in den Sommer hinein - typischerweise gekrönt von einem Hoch im Herbst.

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Abb. 3: Saisonale Schwankungen sollten berücksichtigt werden.


Die fundamentale Situation habe ich oft genug erläutert. Diesbezüglich verweise ich auf ältere Beiträge. Ich möchte die Zeit lieber dafür nutzen, um noch auf nahe liegende Investmentthemen einzugehen. Angesichts des negativen Stimmungsbildes für die Ölpreisentwicklung stehen diese nicht in den Schlagzeilen. Die Rede ist von den „langweiligen“ Ölmultis. Gut gefüllte Kassen, attraktive Dividenden, Kurs-Gewinn-Verhältnisse bis in den einstelligen Bereich (das sind Bewertungen, die einer Baisse alle Ehre machen) bei zweistelligen Gewinnwachstumsraten.

Noch spannender stellen sich kleinere Ölservicedienstleister und Explorer dar. Sie profitieren von dem verzweifelten Kampf der Multis um die Erschließung attraktiver Ölfelder. Angesichts politischer Willkür (z.B. Russland) und drohender Verstaatlichungen spitzt sich die Lage weiter zu.

Lachender Gewinner ist eine andere aufstrebende Branche. Alternative Energien profitieren erheblich von der Peak Oil Situation. Ein steigender Ölpreis lässt diese rentabler erscheinen und erhöht den Druck auf große Energiekonzerne. Das Übernahmekartell rollt an und sorgt für zusätzliche Kursfantasie. Jüngstes Beispiel ist die geplante Übernahmen des Windkraftanlagenbauers Repower durch den weltgrößten Atomkonzern Areva.

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Abb. 4: Repower - Auftakt des Übernahmekarussells.


Ich hatte Repower in der ersten Runde des Börsenduells in mein Realdepot aufgenommen. Das es so schnell gehen würde, hatte ich nicht gedacht. Und dürfte erst der Anfang gewesen sein. Davon sollten besonders die bekannten Solar- und Windkraftanlagenhersteller profitieren. Im Bereich Umweltschutz und Alternative Energien hat Deutschland einiges zu bieten. Hoffentlich schafft es die Politik nicht, auch dieses zarte Pflänzchen abzuwürgen. Behalten Sie diesen Bereich im Auge. Er wird - mit amerikanischer Unterstützung (Wahlkampfthema und angelsächsische Investoren) - ein äußerst interessantes Investmentthema.

Dieser Beitrag ist auch im Rohstoff Spiegel, Ausgabe 02/2007 erschienen.


© Heiko Aschoff
www.investment-ideen.de



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