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Rohstoff Express: Die Schattenseiten der Rohstoff-Hausse!

01.02.2007  |  Marius Steininger
Für Sie als Anleger sind ausgeprägte Bullenmärkte eine feine Sache. Zwar lässt sich mittlerweile dank ausgeklügelter Derivate-Konstruktionen auch bei fallenden Notierungen eine schöne Stange Geld verdienen. Doch da die meisten Investoren instinktiv lieber auf steigende Kurse spekulieren, ist das Erzielen von Gewinnen in Hausse-Phasen schlicht und ergreifend einfacher. So lange es um Aktien geht, sind immer neue Allzeithochs im Wesentlichen unproblematisch. Schließlich braucht kein Mensch unbedingt Dividendenpapiere. Im Rohstoffbereich sieht es da schon ein bisschen anders aus: Viele Naturschätze sind derart essentiell, dass exorbitanten Preissteigerungen auch ihre Schattenseiten haben.


Hungrige Mexikaner

Beispiel Mais: In den letzten fünf Monaten erfuhren die Notierungen einen Anstieg um etwa 75 Prozent. Nicht wenige Anleger verdienten sich in dieser Zeit eine sprichwörtlich "goldene Nase" und lassen nun die Champagnerkorken knallen. Vielen Mexikanern ist indes ganz und gar nicht nach feiern zumute: Wie kürzlich zu lesen war, verdoppelte sich in der Hauptstadt als Folge der "Mais-Rallye" der Kilopreis für Tortillas innerhalb weniger Wochen von 40 auf über 75 Euro-Cents. Denn das Grundnahrungsmittel in dem mittelamerikanischen Staat wird bekanntlich aus Maismehl hergestellt. Weite Teile der "normalen" Bevölkerung können sich ihr Nationalgericht derzeit schon kaum noch leisten.


Plantagen statt Regenwald

Oder schauen wir mal etwas weiter südlich nach Brasilien. Nachdem die Zucker-Notierungen von acht auf über 19 Cents pro amerikanisches Pfund explodiert waren, schossen neue Plantagen wie Pilze aus dem Boden. Leidtragender war der tropische Regenwald, weil gigantische Flächen der menschlichen Profitgier weichen mussten. Derzeit kann man eine ähnliche Entwicklung im Bereich der Sojabohnen beobachten. Die Kurszuwächse der vergangenen Monate führen im Land am Zuckerhut zu einer massiven Ausweitung der Anbaufläche - natürlich wieder zu Lasten des Regenwaldes. Einigen ist offenbar immer noch nicht klar, dass die grüne Lunge für die klimatischen Verhältnisse auf unserem Planeten von enormer Bedeutung ist.


Menschenrecht zweitrangig

Wirklich bedenklich ist aber auch, dass im Kampf um die Rohstoffreserven Menschenrechte häufig hinten anstehen müssen. Die Rekord-Notierungen beim Öl und den Industriemetallen haben viele etablierte und angehende Industriestaaten dazu veranlasst, Regime zu umwerben, für die Terror und Unterdrückung zum normalen Alltag gehören. Die USA beispielsweise stützen ohne mit der Wimper zu zucken, den korrupten Diktator in Äquatorialguinea, um die Ölinteressen ihrer Konzerne zu schützen. China ignoriert den Völkermord im sudanesischen Darfur, weil die Volksrepublik an mehreren Ölprojekten im Sudan beteiligt ist. In Simbabwe, das unter Präsident Robert Mugabe im Westen weitgehend isoliert wird, wollen chinesische Staatsunternehmen eine riesige Ferrochrom-Hütte errichten. Diese Liste an Beispielen ließe sich fast endlos fortsetzen. Wir wollen uns hier und jetzt nicht moralisieren. Aber dennoch sollte man beim Streben nach dem "schnöden Mammon" ab und an auch mal über den Tellerrand hinausblicken. Denn auch wenn Börsengewinne zweifellos eine tolle Angelegenheit sind: Geld ist sicherlich nicht alles auf dieser Welt!


© Rohstoff-Express-Redaktion - www.derivate-online.de



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