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Lektionen aus der Lehman-Krise - 10 Jahre nach dem Zusammenbruch

27.09.2018  |  Michael Pento
Die Aktie des global agierenden Finanzdienstleistungsunternehmens Lehman Brothers befand sich in der ersten Woche des Septembers 2008 im freien Fall. Nachdem er gigantische Wetten am Hypothekenmarkt eingegangen war, fürchtete Richard Fuld, der Vorsitzende von Lehman, die Insolvenz und suchte panisch nach einem Käufer. Das Unternehmen war zuversichtlich, dass man am Wochenende einen Deal mit Barclays oder der Bank of America schließen würde.

Allerdings machten die übergroßen Investitionen am Hypothekenmarkt Lehman letztlich zu einem zu riskanten Partner für alle Interessenten. Am 15. September ging der Bankenkoloss bankrott. Zuvor, in den Jahren 2005 bis 2007, hatte Lehman noch jährliche Rekordgewinne verbucht. Die Finanznachrichtenfirma The Street hielt die Bank für unfehlbar und zahlreiche Analysten hielten bis zum bitteren Ende an der Hoffnung fest. Ihr Mantra lautete in etwa: "Hier gibt es nicht zu sehen, das ist nur eine kleine Korrektur in einem kleinen Segment des Immobilienmarktes, die sich kaum auf die Gesamtwirtschaft auswirken wird."

In jenem Jahr lagen die Analysten jedoch nicht zum ersten Mal falsch. Die Permabullen der Wall Street hatten auch den Verkauf von Bear Stearns an JP Morgan für 2 $ je Aktie in letzter Sekunde verpasst. Fünf Tage vor dem Verkauf hatte ein bekannter Kommentator auf CNBC einem Zuschauer noch energisch geraten, sein Anlagekapital in der Investmentbank zu lassen, da es dumm wäre, bei dem damaligen Wert zu verkaufen. Weniger als eine Woche später sank der Kurs allerdings um 60 $!

Der Fall Lehman wurde der größte Konkurs der Geschichte und übertraf sogar andere bankrotte Konzerngiganten wie WorldCom und Enron. Die Märkte verfielen in Panik. Am nächsten Tag rief die Versicherungsgesellschaft AIG den damaligen Notenbankvorsitzenden Ben Bernanke an und bat um einen Überbrückungskredit von 85 Milliarden $. Zuvor hatte die AIG jahrelang die Prämien für Credit Default Swaps (CDS) eingestrichen, die praktisch eine Ausfallversicherung auf Schulden darstellen. Alle drei Ratingagenturen, die sämtliche neuen Schuldverschreibungen bis dahin jahrelang mit AAA bewertet hatten, stuften die AIG schließlich auf AA- herab und lösten damit die sofortige Einforderung zusätzlicher Sicherheiten in Höhe von 32 Milliarden $ aus. Innerhalb eines Tages war die AIG praktisch insolvent. Die Gesellschaft hatte CDS-Kontrakte auf Assets im Wert von 500 Milliarden $ ausgestellt. Davon entfielen 78 Milliarden $ auf Wohn- und Gewerbeimmobilien sowie auf Eigenheimkredite - genau die Arten von Krediten, die die Wall Street und die Fed gegenüber den Investoren als "grundsolide" angepriesen hatten.

Das war am Dienstag - die Woche hatte gerade erst begonnen...

Der September 2008 war vielleicht der ereignisreichste Monat in der Geschichte der Wall Street. Am 21. September wurden Goldman Sachs und Morgan Stanley, die letzten beiden unabhängigen Investmentbanken, zu Bankenholdings umgewandelt, damit sie mit den Geschäftsbanken in Bezug auf Kontoeinlagen in Wettbewerb treten und ihre Zahlungsfähigkeit besser sichern konnten.

Am 25. September stieg eine Gruppe leitender Angestellter der Washington Mutual Bank in ein Flugzeug nach Seattle. Als sie wieder ausstiegen, mussten sie feststellen, dass die Federal Reserve ihre Assets konfisziert und an JP Morgan Chase verkauft hatte. Der Fall wurde damit zur größten Bankenpleite in der Geschichte der USA.

Anschließend mischte natürlich auch der Kongress noch mit und lehnte das als TARP (Troubled Asset Relief Program) bekannte finanzielle Rettungspaket für die Wall Street im Umfang von 700 Milliarden $ am 29. September zunächst ab, bevor er es am 3. Oktober dann doch genehmigte.

Ebenfalls im berüchtigten September wurden zudem die Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac unter behördliche Aufsicht gestellt. Die beiden staatsnahen Unternehmen wären ohne die Rettungsgelder der Steuerzahler pleite gegangen.


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