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Globale Verschuldung: Eine Plage, die vernichtet werden muss

12.10.2018  |  Egon von Greyerz
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Derartige Exzesse und moralische Dekadenz, wie wir sie heute erleben, können niemals auf geordnetem Weg verschwinden. Traurigerweise kann das Problem nur durch einen wirtschaftlichen Totalzusammenbruch gelöst werden. Natürlich ist so etwas unvermeidlich. Keine Regierung, kein Unternehmen und auch sonst niemand kann die ausstehenden 250 Billionen $ Schulden jemals begleichen. Auch Werte und Anstand werden nicht einfach von selbst zurückkehren. Nur als Beispiel: Die Welt interessiert gerade viel mehr dafür, ob ein Supreme-Court-Richter vor 36 Jahren tatsächlich ein Teenager-Liebesabenteur hatte, und nicht für ein korrekt funktionierendes Rechtssystem.

Die globale Verschuldung muss also zusammen mit all jenen Vermögenswerten implodieren, die durch diese Schulden künstlich aufrechterhalten wurden. Diese Verschuldung ist eine Plage, die vernichtet und aus der Welt geschafft werden muss. Die Welt braucht schlechte Zeiten, um zu echten Werten und Moral zurückzukehren. Nur von diesem Niveau aus können wir zu echtem Wachstum auf allen Ebenen zurückkehren.

Natürlich ist das Leid, das es auf dem Weg dorthin geben wird, schrecklich für die ganze Welt. Es ist jedoch der Preis, den wir alle für die inzwischen unhaltbaren Zustände zahlen müssen.

All das kann sehr schnell geschehen oder aber ein langsamer, qualvoller Prozess sein. In der Zwischenzeit müssen wir uns nach besten Kräften vorbereiten – und das Leben genießen, denn das ist schließlich der Grund, warum wir alle hier sind.


1970er - Marktcrash, Ölkrise, Bergarbeiterstreik, 21% Hypothekenzins

Wer auf ein langes Geschäftsleben zurückblicken kann, wie ich, der zieht natürlich gerne Parallelen zu vergangenen Perioden, die herausfordernd und hart waren. In gewisser Hinsicht hatte ich das Glück, schon früh in meinem Berufsleben eine Vielzahl von wirtschaftlichen und politischen Problemen miterleben zu können. Das gab mir schnell ein ausgezeichnetes Verständnis für Risiken und unvorhergesehene Ereignisse.

In den frühen 1970er Jahren kam ich aus der Schweiz nach Großbritannien. Ich begann für eine kleine Fotogeschäftkette zu arbeiten. In den frühen 1970ern kam es zu einer globalen Ölkrise. In Großbritannien streikten die Bergleute, und unsere Geschäfte hatten nur drei Tage in der Woche Strom. An den anderen Wochentagen verkauften wir Fernseher bei Kerzenlicht. Zwischen 1973 und 1974 hatte der britische Aktienmarkt Verluste von 60% zu verzeichnen. In den USA sank der Dow um 47%.

Als ich meine ersten Unternehmensoptionen erhielt, waren diese 1,32 £ wert. 18 Monate später waren es noch 9 Pence. Die Zinsen für meine Hypothek waren zudem auf 21% gestiegen. Doch das Vereinigte Königreich überlebte und auch unser Unternehmen, das wir später zum größten britischen Einzelhändler für Unterhaltungselektronik und zu einem FTSE-100-Unternehmen aufbauten. Das waren mit Sicherheit harte Zeiten, voll von scheinbar unüberwindbaren Hindernissen. Was als nächstes kommt, wird um ein Vielfaches schlimmer werden.


Nixon warf den Dollar den Wölfen zum Frass vor

Zu dieser Zeit, im August 1971, warf Nixon den Dollar den Wölfen zum Fraß vor, indem er die Goldbindung des Dollars aufhob. Das hatte zur Folge, dass der Dollar zwischen 1970 und 1980 96% gegenüber Gold verlor. Auch anderen Währungen gegenüber verlor der Dollar massiv an Wert. Zwischen 1971 und 1979 verlor er z.B. gegenüber dem Schweizer Franken ganze 65%.

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Aus dem Chart oben für das Dollar-Schweizer-Franken-Verhältnis geht hervor, dass das Kursziel bei rund 45 Schweizer Rappen zu einem 1 $ liegt - das entspräche von heute aus betrachtet einer Abwertung um 46%. Sicher ist, dass der Dollar in einem signifikanten Abwärtstrend steckt und noch einem langen Weg nach unten hat. Das sollte aber niemanden auf den Gedanken bringen, dass nun der Schweizer Franken stark bliebe. Es ist alles nur eine Frage der Relation: Auch der "Swissy" wird im gegenseitigen Entwertungswettlauf der Währungen nur ein klein wenig besser dastehen als der Dollar.


US-Zinsen haben ihren 30-Jahre-Abwärtstrend durchbrochen

Mein Versuch, ein Bild von den wirtschaftlichen Problemen der 1970er Jahre zu zeichnen, hat einen Grund: Es gibt viele Ähnlichkeiten zur heutigen Zeit. Der Zinszyklus, der bereits 1945 seinen Tiefpunkt markiert hatte, befand sich jetzt in einem Aufwärtstrend. Die 10-jährigen US-Anleihen lagen 1971 bei rund 6%. Wie die folgende Grafik zeigt, erreichte der Anleihezins dann 1981 mit 16% seinen Höhepunkt. 2016 erreichte der 35-Jahres-Zyklus dann pünktlich seinen Tiefpunkt mit 1,3%.


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