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Permanente Gold-Backwardation

19.10.2018  |  Dr. Keith Weiner
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Dieses Contango setzt sich auch in der absehbaren Zukunft fort. Beispielsweise notieren die Schweizer-Franken-Futures mit Fälligkeit im Dezember 2019 bei 1,062 Dollar (Geldkurs).

Die in Realzeit festgehaltenen Geld- und Briefkurse für Gold in Schweizer Franken haben wir leider nicht zur Hand. Doch wir können die Transaktionen kalkulieren, Schweizer Franken zu verkaufen, um Dollar zu kaufen und damit wiederum Gold zu kaufen. Das gibt uns einen Anhaltspunkt bezüglich der Goldbasis in Schweizer Franken. Wenn überhaupt, dann hätte ein direkter Handel von Schweizer Franken gegen Gold eine engere Spanne als unsere separaten Transaktionen. Ein geringerer Spread würde wiederum eine höhere Basis und höhere Cobasis und damit auch eine größere Backwardation bedeuten.

Wir haben einige grobe, mathematische Rechnungen durchgeführt. Hier ist ein Graph der Goldbasis in Schweizer Franken:

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Die Cobasis für Dezember 2019 ist +0,56%, ein Jahr und ein Quartal in der Zukunft. Lassen Sie uns also ein Häkchen hinter "Backwardation bei weit in der Zukunft liegenden Kontrakten" machen.

Wir haben keine Daten, um diese Behauptung zu beweisen, doch wir würden eine Unze Feingold gegen eine durchnässte 10-Franken-Note verwetten, dass diese Sachlage seit 2015 besteht, als die Schweizer Nationalbank negative Einlagezinsen beschloss. Also machen wir auch ein Häkchen hinter "beständig".

Eine beständige Gold-Backwardation, die alle zukünftigen Goldkontrakte betrifft, nennen wir permanente Backwardation.

Damals, im Jahr 2015, argumentierte Keith in einem Artikel, dass der Schweizer Franken zusammenbrechen wird. Negative Zinsen auf die langfristige Anleihen sind der Vorbote des Währungskollapses. Durch Arbitrage ist alles mit allem verknüpft. Ein weiteres Zeichen (und eine Ursache) des Währungszusammenbruchs ist permanente Gold-Backwardation. Wie wir hier sehen, sind die negativen Zinsen der Grund für diese Backwardation. Sie sind kein separates Phänomen, sondern zwei Aspekte desselben zugrunde liegenden Phänomens.

Doch wie dem auch sei. Welche Gründe auch immer eine Rolle spielen mögen, fest steht eines: Goldbesitzer sind derzeit nicht gewillt, ihr Gold im Tausch gegen Schweizer Franken abzugeben und Futures zu kaufen, um das Gold später zurückzubekommen. Wir beweisen diese Abneigung, indem wir zeigen, dass dauerhaft die Möglichkeit besteht, durch einen umgekehrten Carry-Trade (de-carry) von Gold Profit zu machen. Nämlich, indem Sie Gold verkaufen und gleichzeitig einen Terminkontrakt kaufen. Bei einer Fälligkeit von drei Monaten erhalten Sie eine aufs Jahr hochgerechnete Rendite von etwa 1,4%. Und behalten das Gold - dieselbe Menge an Gold. Und die Transaktion ist risikofrei, zumindest nach konventionellem Verständnis.

Hier könnte man sagen: "Nun, ja, der Grund dafür ist, dass es keine Möglichkeiten gibt, die Schweizer Franken in diesen drei Monaten für etwas anderes zu verwenden. Alles, was man tun würde, hätte eine negative Rendite zur Folge, d. h. Kosten." Und sicher, das stimmt.

Aber wir müssen zur zentralen These der permanenten Gold-Backwardation zurückkehren. Diese Abneigung, Gold vorübergehend gegen Franken zu tauschen, bedeutet, dass die Nachfrage der Goldbesitzer nach Franken sinkt.

Das lässt uns über zwei Dinge staunen. Erstens: Dieser Zustand dauert bereits eine lange Zeit an - bald vier Jahre. Zweitens: Sparer und Unternehmen in der Schweiz sind nicht etwa dazu übergegangen, ihre Ersparnisse in Dollar zu halten und diese nur dann gegen Schweizer Franken umzutauschen, wenn Liquidität benötigt wird (z. B. um Steuern zu zahlen). Wir können daher nur annehmen, dass das Preisrisiko die (bisher) geringen Kosten, Schweizer Franken zu halten, überwiegt. Und Menschen im Rest der Welt kaufen unablässig Schweizer Franken in der Hoffnung, dass diese sie vor ihren eigenen inländischen Währungsdesastern schützen werden.

In anderen Worten: Die Verluste durch das Halten von Schweizer Franken sind geringer als die erwarteten risikobereinigten Verluste, die der Besitz von US-Dollar mit sich bringt.

Die Goldnachfrage bietet ein klareres Signal, da es nicht durch das Währungsrisiko verzerrt wurde. Ein Goldbesitzer ist den Schwankungen der Wechselkurse nicht ausgesetzt. Und dennoch schlucken die Goldbesitzer den Köder der positiven Cobasis - der Backwardation - nicht, und sind nicht bereit, ihr Gold für einen risikofreien Profit drei Monate aus der Hand zu geben. Dieser Gewinn wird nur durch negative Zinsen in der Landeswährung geschmälert und natürlich besteht ein gewisses Verlustrisiko durch Zahlungsausfälle.

Die Goldbasis zeigt also, was durch den Preis des Schweizer Franken bisher nicht offenbar wurde.

Wann wird "es" passieren? Wir werden uns genauer mit dieser Frage beschäftigen, wenn wir die Thematik der negativen Renditen und der positiven Cobasis in der Schweiz in Zukunft erneut aufgreifen.


© Keith Weiner
Monetary Metals



Der Artikel wurde am 1. Oktober 2018 auf www.monetary-metals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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