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Crash im mittleren Osten und Schock bei den globalen Vermögenspreisen

07.02.2007  |  Dr. Marc Faber
"Liquiditätsüberschuss" ist zum Modewort der Investment-Community geworden und es besteht wenig Zweifel, dass übermäßiges Geldangebot und die steigende Verschuldung in den USA, die zu einem aktuellen Handelsbilanzdefizit von 800 $ Milliarden geführt haben, hauptsächlich dafür verantwortlich sind, dass zu viel Geld in zu wenige Anlagen investiert wird.

Wir sollten aber die Möglichkeit, dass ein Liquiditätsüberschuss sehr schnell wieder verschwinden kann, nicht übersehen. Warum? Im Fall der Ölproduzenten im Mittleren Osten begann die Liquidität aus drei wichtigen Gründen zu sinken.

Als die Aktienmärkte Ende 2005 einbrachen, mussten Investoren, die auf Kredit gekauft hatten, ihr Eigenkapital verwenden, um die Margin-Calls zu bedienen. Dies drückte die Kurse nach unten und löste neue Margin-Calls aus, die wiederum die Kurse noch weiter drückten.

Weiters wurde der Boom in den Aktienmärkten von einem riesigen Immobilien-Boom begleitet. Wohnungen und Häuser wurden vom Plan weg gekauft und mit dem Fortschritt der Bauarbeiten mussten die Käufer ihre Rechnungen bezahlen.


Immobilien-Boom im Mittleren Osten

Dadurch floss Geld aus dem Finanzmarkt in die reale Wirtschaft, wodurch noch mehr Druck auf das Eigenkapital ausgeübt wurde, dass dann liquidiert wurde, um die gekauften Grundstücke zu finanzieren. Gleichzeitig begann in den OPEC-Länder einen Kaufrausch und man importierte eine steigende Menge an Gütern und Dienstleistungen.

Ölpreis und Ölproduktion stiegen nach Ende 2005 nicht weiter an und die Einnahmen der OPEC hielten ein gewisses Niveau. Dadurch führten die mehr als doppelt so hohen Importe von fast 350 $ Milliarden zu einem raschen Rückgang der Überschüsse in den OPEC-Ländern und damit allgemein zu einer knapperen Liquidität im System. Ich erwähne die Erfahrung im Mittleren Osten aus mehreren Gründen.

Steigende Anlagemärkte haben immer zu höherer Liquidität geführt, denn sie erlauben den Spekulanten, ihren Fremdkapitalanteil zu erhöhen - wenn die Kurse der Anlagen steigen, steigt auch deren Wert zur Kreditsicherung und gegen diese Sicherheit können weitere Kredite aufgenommen werden.

Umgekehrt werden die Fremdkapitalanteile reduziert, wenn die Anlagenpreise sinken (einen Vorgeschmack davon bekamen wir im Ausverkauf von April/Mai). Die Liquidität sinkt sofort und die Volatilität steigt.


Knappere Liquidität

Daher glaube ich, dass die Experten, die Anzeichen von knapperem Geldangebot in der realen Wirtschaft beachten, was wiederum auf die Anlagemärkte drücken wird, enttäuscht sein werden.

Es sind die Anlagemärkte, die die ersten Anzeichen eines Rückgangs der Liquiditätsüberschüsse bringen werden, wenn sie zu Fallen beginnen. In den USA können wir im Immobilienmarkt das erste Symptom von knapper werdender Liquidität erkennen. Der Wert von Sub-Prime-Krediten ist kürzlich eingebrochen. Ein zweites Symptom von knapperer Liquidität zeigt sich im langsameren Ansteigen der Verschuldung US-amerikanischer Haushalte.

Eine solche Verlangsamung in der Haushaltsverschuldung impliziert an sich keinen Rückgang bei den Anlagemärkten, denn ein langsameres Wachstum der Haushaltsverschuldung kann durch höhere Unternehmensverschuldungen und einen höheren Fremdkapitalanteil bei den Anlagenspringern, die an eine anhaltend niedrige Volatilität glauben, kompensiert werden.

Nichtsdestotrotz deutet dies auf ein immer anfälliger werdendes finanzielles Kartenhaus hin, das gegen einen Schock, von welcher Seite auch immer, nicht geschützt ist.


© Dr. Marc Faber



Dieser Beitrag wurde von Andreas Tschas exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt. Der Originaltext ist am 10. Januar 2007 auf www.ameinfo.com erschienen. Diese Übersetzung wurde mit freundlicher Genehmigung von Dr. Marc Faber (Marc Faber Ltd. / Hong Kong) auf GoldSeiten.de veröffentlicht.



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