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"Transparenz am Londoner Goldmarkt" - ein großartiges Oxymoron

22.11.2018  |  Craig Hemke
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Erstens: Wie viele Unzen digitalen Metalls wechseln an einem typischen Tag den Besitzer, wenn Gold im Wert von 37 Billionen $ und Silber im Wert von 5,2 Billionen $ gehandelt wird? Bei einem Kurs von rund 1.200 $ je Unze Gold und 14 $ je Unze Silber entspricht das etwa 31 Millionen Unzen Gold und 772 Millionen Unzen Silber.

Die 31 Millionen Unzen Gold entsprechen wiederum knapp 1.000 Tonnen. Da weltweit nur rund 2.800 Tonnen Gold im Jahr abgebaut werden, entspricht das Handelsvolumen in London an einem typischen Tag mehr als einem Drittel der gesamten jährlichen Minenproduktion. Im Silberbergbau liegt der Minenausstoß bei rund 880 Millionen Unzen im Jahr, d. h. das durchschnittliche Tagesvolumen der LBMA liegt bei etwa 42% des jährlichen Silberangebots aus der Minenproduktion. So viel wird gehandelt. An einem einzigen Tag.

Zweitens wird das tägliche Handelsvolumen am LBMA-Goldmarkt auf 37 Milliarden $ beziffert. Damit übertrifft es das tägliche Handelsvolumen der FANG-Aktien in US-Dollar (von denen einige behaupten, dass sie den gesamten US-Aktienmarkt antreiben), um erstaunliche 43%. Lassen Sie diese spezielle statistische Angabe kurz sacken und dann speichern Sie sie ab für den Fall, dass Ihnen mal wieder jemand erzählen will, Gold wäre "altmodisch" oder ein "Stein für Sammler und Liebhaber". Das tägliche Handelsvolumen in US-Dollar sagt etwas ganz anderes.

Drittens ist dieses Handelsvolumen an digitalen Unzen an der New Yorker COMEX noch höher. Dort übersteigt es regelmäßig 50% der weltweiten Minenproduktion. Wie Sie mittlerweile wissen, werden an der COMEX nur digitale Gold-Derivate gehandelt, und bei der alle zwei Monate stattfinden Scharade der physischen Auslieferungen handelt es sich um völlig unbedeutende Mengen. Tatsächlich wird das gesamte aktuelle Open Interest von 525.000 Kontrakten an der COMEX (entspricht 52,5 Millionen Unzen) von nur rund 8 Millionen physischen Unzen gestützt, von denen sich wiederum nur 128.451 Unzen in der Kategorie "Registered" befinden, d. h. sofort lieferbar sind.

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Was haben wir also von all dieser "Transparenz" gelernt? Nichts Neues, natürlich. Doch hoffentlich wurde durch diesen Artikel ein wenig klarer, wie betrügerisch das gesamte Goldhandelssystem ist. Hier wechselt nicht Goldbullion oder Silberbullion den Besitzer. Die Handelszahlen sind stattdessen eine physische Unmöglichkeit.

Der Preis von Gold und Silber wird zur Zeit also durch den Handel mit digitalen Derivaten bestimmt, welche nicht die geringste Verbindung zu den physischen Metallen aufweisen. Der am Markt bestimmte Preis ist der Preis der jeweiligen Kontrakte, nicht der Preis des realen Rohstoffs. Zudem ist das Angebot an diesen Derivaten praktisch unendlich, da die Banken im Grunde genommen das Monopol auf die Schöpfung einer fast unbegrenzten Zahl an Kontrakten haben.

Die Trader am digitalen Goldmarkt in London und New York haben keinerlei Anspruch auf physisches Metall. Sie haben lediglich "Exposure gegenüber dem Goldpreis". Wenn das betrügerische System also eines Tages zusammenbricht (denn alle Systeme, die nur auf Lügen und Schwindel beruhen, müssen letzten Endes kollabieren), wird es einen historischen Run auf physisches Metall mit eindeutig geklärten Besitzverhältnissen geben, welcher spektakuläre Marktturbulenzen nach sich ziehen wird.

Als der Londoner Goldpool 1968 scheiterte, schmiedeten die Banken ein Komplott zur Schaffung eines neuen Systems, welches sich auf die Alchemie von Gold in Sammelverwahrung, Schuldbriefen, Gegenparteirisiko und unbegrenzten Derivaten stützte. Doch da auch alle früheren Versuche den Goldpreis zu manipulieren letztlich scheiterten, wird diese Intrige am Ende ebenfalls scheitern. Die neuen "Offenlegungen" der LBMA machen nur deutlich, welches Ausmaß das betrügerische System heute angenommen hat.

Seit 2010 raten wir dazu, Vorkehrungen für einen Kollaps dieses Systems zu treffen. Ich hoffe, dass Sie verstehen, wie wichtig eine entsprechende Vorbereitung ist - d. h. der Kauf eigener physischer Edelmetallbestände - wenn Sie mehr über die Mechanismen des aktuellen Preisfindungssystems erfahren. Sie können Ihr Gold bei einem vertrauenswürdigen Sicherheitsdienstleister oder in einem privaten Safe lagern. Sie können Goldmünzen oder Silberbarren oder beides wählen. Aber stellen Sie sicher, dass Sie physische Edelmetalle besitzen, bevor das System der LBMA und COMEX sein unausweichliches Ende findet.


© Craig Hemke
TF Metals Report



Der Artikel wurde am 20. November 2018 auf www.sprottmoney.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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