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Warum tolerieren die Investoren das?

24.12.2018  |  Dr. Keith Weiner
Anders als der Rest der Welt definieren wir Inflation als geldpolitisches Fälschen. Wir betonen hierbei jedoch nicht die Quantität (und der Dollar ist kein Geld, sondern eine Währung), sondern legen den Fokus auf die Qualität. Dieses geldpolitische Fälschen wird größtenteils durchgeführt, um Konsumausgaben anzutreiben. Und ein Großteil dessen - sicherlich ein ziemlich offensichtlicher Teil - umfasst staatliche Kreditaufnahme, um einen Wohlfahrtsstaat zu unterhalten, der nicht durch Besteuerung finanziert wird.

In unserer Definition eines legitimen Kredits gibt es vier Bestandteile:

1. Der Kreditgeber weiß, dass er einen Kredit vergibt.
2. Der Kreditgeber stimmt zu, einen Kredit zu vergeben.
3. Der Kreditnehmer besitzt die Mittel, den Kredit zurückzuzahlen.
4. Der Kreditnehmer hat die Absicht, den Kredit zurückzuzahlen.

Sollten eines oder mehrere dieser Kriterien nicht erfüllt werden, dann ist es ein gefälschter Kredit.

Wenn die Regierung die aktuellen Ausgaben nicht mithilfe der Steuereinnahmen begleichen kann, dann ist es offensichtlich, dass sie ihre Schulden amortisieren muss. Das zeigt also, dass Staatsanleihen an sich schon eine Art gefälschter Kredit sind. Aber lassen Sie uns ein Auge auf den Dollar werfen.

Eine witzige Tatsache ist, dass der Dollar universell als Geld angesehen wird. Das ist keine reine Diskussion über Definitionen oder Semantik mehr. Das bedeutet, dass diejenigen, die Dollar besitzen, ihren Status als Kreditgeber verneinen! Sie werden Ihnen nicht glauben oder zustimmen, wenn Sie ihnen mitteilen, dass sie Kreditgeber sind und verschwenderische Ausgaben für einen Wohlfahrtsstaat finanzieren.

Der Dollar ist Basisgeld, das ist das Ende vom Lied. Nun, vielleicht nicht das Ende, wenn es hart auf hart kommt. Ja, die Fed sieht diese Ausgaben als Verbindlichkeit, doch da sie nicht rückzahlbar sind, gelten sie in Wirklichkeit gar keine Verbindlichkeit. Und so weiter...

Die Kreditgeber können also nicht wissen, dass sie Kredite vergeben, da die von der Fed verwendete Definition als "Verbindlichkeit" dieses Wissen geschickt verbirgt. Oder das Eingestehen, dieses Wissen zu besitzen.

Wie auch immer. Kreditaufnahme zur Finanzierung von Sozialausgaben wird unter Punkt 3 abgedeckt. Lassen Sie uns einen anderen Fall betrachten. Unternehmen verkaufen eine Anleihe, um einen Kapitalvermögenswert zu finanzieren. Vielleicht erwerben sie ein profitables Unternehmen oder bauen eine neue Anlage.

Unternehmensanleihen sind heute oftmals nicht tilgend. Sie zahlen nur Zinsen, bis am Ende eine Schlussrate gezahlt wird, um die Kreditsumme zurückzuzahlen. Wie will man dann zahlen? Entweder müssen mehr Aktien verkauft werden (Kapitalerhöhung) oder eine weitere Anleihe muss verkauft werden, um die erste Anleihe zurückzuzahlen.

Offensichtlich setzt das Investoren dem Risiko aus, dass der Markt es dem Unternehmen nicht erlaubt, zu dem Zeitpunkt, zu dem die Anleihe fällig wird, Aktien oder Schulden zu verkaufen. Aus heutiger Sicht, nach fast einem Jahrzehnt, in dem wir Vermögenswerte in die Höhe getrieben haben, scheint das ein fernes Risiko.

Doch vor 10 Jahren war der Markt geschlossen und trieb viele Unternehmen in die Insolvenz, da sie nicht in der Lage waren, ihre Schulden zu begleichen, als diese fällig wurden. So passierte es auch dem Käufer von Keiths früherem Unternehmen, Nortel Networks.

Das führt uns also zu der Frage: Warum ist das so? Offensichtlich wirkt eine nicht tilgende Anleihe weniger Druck auf den Cashflow des Kreditnehmers aus. Der Kreditnehmer zahlt nicht die Kreditsumme. Demnach ist es selbstverständlich, dass er diese Art des Kredits bevorzugt. Aber warum tolerieren Investoren das?

Ein Grund lautet: Es ist einfacher. Die Kreditsumme fließt nicht "tröpfchenweise" zurück. Stellen Sie sich einen institutionellen Investor vor, der 10.000.000 Dollar in einer Anleihe positioniert. Damit arbeiten die 10 Millionen über die gesamte 10-jährige Fälligkeit hinweg. Wenn die Anleihe die Kreditsumme amortisiert, dann müsste der Fondsmanager härter arbeiten, um die Kreditsumme zu positionieren, die während jeder Zahlungsfrist zurückfließt.

Und in einem Umfeld chronisch fallender Zinsen möchte man einen Teil der gekauften Anleihe mit 6% Zinsen natürlich nicht zurückerhalten und dann dazu gezwungen sein, eine Anleihe zu 5,5%, dann 5% und dann 4%, etc. Zinsen zu kaufen. Sie möchten die 10 Millionen Dollar über den Fälligkeitszeitraum von 10 Jahren zu 6% Zinsen anlegen.

Signalisiert eine nicht tilgende Anleihe einen Verstoß gegen Punkt 4, also die Absicht der Rückzahlung?

Das führt Monetary Metals zu einem Dilemma, da wir uns für Goldanleihen einsetzen. Ein zukünftiger Goldstandard - wenn es uns bestimmt ist, einem zu folgen - muss auf monetärer Integrität beruhen. Wenn uns Integrität nicht bestimmt ist, wenn wir uns nicht dafür entscheiden, dann brauchen wir kein Gold. Uneinlösbares Papier reicht zum Zwecke des geldpolitischen Fälschens schon aus...

Wir sehen uns also mit dieser Frage konfrontiert: Sollten Goldanleihen tilgend sein? Wenn man einen Kredit aufnimmt, um die Konstruktion einer Mine mit 20 Jahren erwarteter Lebensdauer zu finanzieren, sollte die Anleihe dann in 10 Jahren (oder weniger) amortisiert werden? Wenn man einen Tresor, eine Raffinerie oder eine Schmuckproduktion finanziert, sollte die Anleihe dann in nicht weniger Zeit amortisiert werden, als der Geschäftsplan Gewinne für den Vermögenswert prognostiziert?

Oder sollten die ersten Goldanleihen dazu designet sein, die Erwartungen der Investoren (d.h. institutionelle Investoren) zu befriedigen? Erwartungen, die der heutigen Welt entstammen?

Eine tilgende Anleihe hat einen weiteren Vorteil für Investoren. Sie vermindert das Risiko der Zahlungsunfähigkeit. Jede Kreditsumme, die zurückgezahlt wird, ist nicht verloren, sollte der Emittent bankrott gehen.



© Keith Weiner
Monetary Metals



Der Artikel wurde am 18. Dezember 2018 auf www.monetary-metals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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