Die Partnerschaft zwischen der französischen Zentralbank und JP Morgan
01.01.2019 | Ronan Manly
- Seite 4 -
Goldbarren in den Pariser Banktresoren
Bekanntlich hatte die deutsche Bundesbank 374 Tonnen Gold in den Tresoren der Banque de France eingelagert, transferierte diese jedoch über eine Zeitspanne von fünf Jahren (langsam), von 2013 bis 2017, nach Frankfurt. Wird die Bundesbank ihr Gold zurück nach Paris bringen, nun da die Banque de France anderen Zentralbanken "Golddienstleistungen" anbietet? Das ist zwar unwahrscheinlich, doch es sind schon merkwürdigere Dinge passiert.
Der Goldtresor der Banque de France ist zudem auch eine der vier "festgelegten Lagereinrichtungen" des Internationalen Währungsfonds (IWF). Und der IWF lagert höchstwahrscheinlich einen Teil seines Goldes in Paris, angenommen es wurde nicht schon vor langer Zeit still und heimlich verkauft oder verliehen. Im Jahr 1980 wurden zwischen 250 und 300 Tonnen in Paris gelagert; diese Jahreszahl stellt den letztmöglichen Zeitpunkt dar, zu dem die Positionen und Standorte des IWF-Goldes kalkuliert werden können.
Die EZB lagert ebenfalls etwa 160 Tonnen Gold bei der Banque de France ein. Dieses war Teil eines Transfers Frankreichs zur EZB im Januar 1999, als der Euro eingeführt wurde.
Historisch betrachtet besaß eine Vielzahl von nationalen Zentralbanken in den 1970er und frühen 1980er Jahren Goldkonten bei der Banque de France, einschließlich Libyen, Iran, Irak, Marokko und einige französischsprachige Staaten Westafrikas wie Benin, Guinea, die Elfenbeinküste und Niger.
Ein Teil dieser Länder besitzt höchstwahrscheinlich noch immer etwas Gold in den Pariser Tresoren. Nun, da die Banque de France zusammen mit JP Morgan Goldkredite und Goldeinlagerung via Paris ermöglicht, könnte eine Vielzahl an zusätzlichen Zentralbanken damit beginnen, ihr Gold dorthin zu transferieren.
Vor einigen Monaten berichtete der World Gold Council, dass die Zentralbank des Iraks am Goldmarkt aktiv war und Gold mit der Hilfe der Banque de France erwarb. Es wurde nicht erwähnt, ob dieses gekaufte Gold in Paris gelagert wurde, doch das ist sehr wahrscheinlich.
Im Großen und Ganzen gibt es also ein fertiges Angebot an Goldbarren, die sich im Besitz Frankreichs und anderer Zentralbanken befinden und mit denen Goldkredite intensiviert werden können, sollten die Zentralbankklienten das wünschen.
Schlussfolgerung: JP Morgan - Das allgegenwärtige Goldschwergewicht
Was bedeutet die Partnerschaft zwischen JP Morgan und der Banque de France letztlich für den Goldleihemarkt? Angesicht der Tatsache, dass der Goldkreditmarkt extrem geheimnisvoll ist, werden wir höchstwahrscheinlich niemals genauere Details erfahren können. Doch durch die Partnerschaft mit JP Morgan hat sich die Banque de France mit einer der schwergewichtigsten Bullionbanken der Goldbranche zusammengetan; einer Bullionbank, die überall ihre Finger im Spiel hat.
JP Morgan besitzt seinen eigenen Goldtresor in der City of London, unter einem ihrer Gebäude in der John Carpenter Street und in der Nähe der Goldtresore der Bank of England. Auch besitzt JP Morgan einen eigenen Goldtresor in Manhattan, New York, unter seinem Gebäude an der Chase Plaza, das an die Goldtresore der New Yorker Federal Reserve angrenzt und angeblich durch Tunnel mit den Tresorräumen der NY Fed verbunden ist.
JP Morgan ist eine der mächtigsten Banken innerhalb der LBMA sowie der Londoner Gold- und Silbermärkte. Es ist Mitglied des Londoner Goldkartells, London Precious Metals Clearing Limited (LPMCL), einem Privatunternehmen. JP Morgan ist direkter und täglicher Teilnehmer der Preisfestlegungen von LBMA-Gold- und Silberpreis in London.
Es besitzt Goldlagereinrichtungen bei der Bank of England und ist Mitglied des Board of Directors der LBMA, in dem es schon immer einen Sitz hatte. JP Morgan besitzt zudem äußerst starke historische Verbindungen zur BIZ in Basel.
JP Morgan selbst zieht auch Vorteile aus der Beziehung zur Banque de France, da die Bank den Tresor und die Klienten besitzt sowie die Rolle des "Auftraggebers" in Goldkreditvereinbarungen zwischen Zentralbankklienten und der Bullionbank einnimmt. Wie Goulard in ihrem Alchemist-Artikel schrieb, schwächt dies das Gegenparteirisiko ab und beschwichtigt Zentralbankklienten.
Ob Paris "allmählich zum Schlüsselmarkt für Gold werden wird", wie Sylvie Goulard behauptet, ist unklar. Wenn Bullionbanken (einschließlich JP Morgan) mit der Banque de France darauf hinarbeiten, Goldkredite außerhalb Paris zu ermöglichen, dann ist dies ein Zeichen, dass Bullionbanken an entfernteren Orten nach physischem Gold Ausschau halten müssen, um Goldzentren wie den Fernen Osten weiterhin beliefern zu können.
Gäbe es eine vollständige Transparenz am Londoner Goldmarkt wie derzeit am Pariser Goldmarkt, dann wären wir in der Lage, das wahre Ausmaß an physischem Gold festzustellen, das die Zentralbanken tatsächlich verliehen haben und wie viel Gold tatsächlich in den Londoner und Pariser Tresoren bleibt.
Aber ohne eine derartige Transparenz und ohne Forderung nach Transparenz durch Aufsichtsbehörden und Redakteuren bei Nachrichtenagenturen (wie Bloomberg und Reuters) werden wir das höchstwahrscheinlich niemals erfahren.
© Ronan Manly
BullionStar
Dieser Artikel wurde am 09. Dezember 2018 auf www.bullionstar.com und zuvor auf RT.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.