Der große japanische Goldhandel von 1859
19.04.2019 | John Paul Koning
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Im Herbst 1859 war der Goldwahn in voller Fahrt. Schiffe verließen China gen Japan mit Kisten voll mexikanischer Dollar und kehrten beladen mit Koban zurück. Unten ist eine Liste von Schiffen, entsandt von der Jardine, Matheson & Company - eine große britische Handelsfirma - einschließlich der Menge der exportierten Koban (McMaster, 1960).Quelle: McMaster, 1960
Die Schätzungen der Gesamtzahl der aus Japan ausgesandten Koban sind breit gefächert. Laut Bytheway & Chaiklin (2016) setzten japanische Wissenschaftler die untere Grenze bei 100.000 exportierten Koban (0,63 Tonnen Gold) und eine obere Grenze bei 20 Millionen Koban (126 Tonnen).
Nehmen wir an, es wurden 25 Tonnen Gold exportiert. 25 Tonnen Gold mögen heutzutage nicht viel sein, aber in den 1860ern war das eine erhebliche Menge. Das Gesamtangebot des überirdischen Golds erreichte gerade einmal 7.000 Tonnen Gold in den 1860ern und die Weltproduktion lag lediglich bei 190 Tonnen im Jahr (Turk, 2012). Demnach stellte die Menge der Koban, die Japan verließen, einen signifikanten Anteil der Jahresproduktion dar.
Die Spekulation endet
Japanische Beamte beendeten den Wahn nach ein paar Monaten. Ausländern war es immer noch erlaubt ihre Dollar auf Gewichtsbasis einzutauschen, und vier Ichibus konnten immer noch für eine Koban eingewechselt werden. Aber die Koban-Münze selbst wurde nun angepasst. Die neue Koban, die Anfang 1860 eingeführt wurde, enthielt nur noch ein Drittel des Goldes, das die alte Koban beinhaltete.
Das untere Bild veranschaulicht den Umfang dieser Abwertung. Diese geldpolitische Reform hatte zur Folge, dass die Goldmenge, die ein Dollar kaufen konnte, reduziert wurde und somit der Gewinn einer Fahrt von China nach Japan und zurück geschmälert wurde. Der große Goldhandel war vorbei.
Die Verkleinerung der Koban-Goldmünze 1860. Quelle: Wikipedia
Der japanische Goldhandel von 1859 war großartig für alle Leute aus dem Westen, die daraus Profit schlugen. Aber für die Japaner war er nicht so großartig. Die Tokugawa-Regierung erzielte einen Großteil ihrer Einnahmen mit der Ausgabe von Scheidemünzen wie der Ichibu. Indem die Scheidemünzen durch die weniger profitablen Anlagemünzen ersetzt wurden, war diese Einnahmequelle verloren. Angesichts gewaltsamen Widerstands dankte der letzte Tokugawa-Prinz 1867 ab.
Der Goldhandel setzte auch Japans feudale Klassenstruktur unter Druck. In dem Bemühen, sich dem Münzverständnis der Ausländer anzupassen, ordnete die japanische Regierung einen starken Rückgang der Kaufkraft der Ichibu sowie der Koban an. Jeder, der sein Einkommen in diesen Münzen erhielt, war mit einem Mal viel ärmer. Die Kriegerkaste der Samurai, von denen viele von einem festen Gehalt lebten, war besonders schwer betroffen. Samuraiaufstände würden zu einem wiederkehrenden Thema in den nächsten Jahrzehnten werden.
Viele Jahrzehnte später verbleibt Japan ein wichtiger Goldmarkt. Die Tokyo Commodity Exchange (TOCOM) ist einer der größten Goldhandelsstandorte in Asien. Nach der Liberalisierung des japanischen Goldmarkts in den 1970ern, wurde Japan während der 1980er und 1990er zu einem der größten Goldimporteure der Welt; teilweise befeuert durch eine Investitionskonjunktur. Aber gehen Sie nicht nach Tokio mit der Erwartung Gold für 450 US-Dollar je Unze kaufen zu können.
© JP Koning
BullionStar
Der Artikel wurde am 08. Februar 2019 auf www.bullionstar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.