Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Finanzmärkte - quo vadis?

09.03.2007  |  Klaus Singer
Der Goldpreis wird seitens der TimePatternAnalysis über den Tag hinaus fallend gesehen. Das deckt sich mit der Einschätzung von Silber und HUI, die drei Werte laufen meist sehr eng zusammen. Vom aktuellen Kursbild her konsolidiert Gold (und Silber) jedoch seit einigen Tagen bullisch unterhalb von 655. Damit bestehen starke und anhaltende Divergenzen zum Szenario der TimePatternAnalysis.

Die Marke von 655 ist aus zwei Gründen relevant. Erstens scheiterte hier Anfang August 2006 ein Ausbruchsversuch über die vom Anfang Mai 2006 bei 725 gebildeten Topp her kommende Abwärtslinie. Zweitens verläuft hier eine in Bezug auf den beschleunigten Aufwärtskanal aus 2005 wichtige interne Linie.

Die instabile Lage wird untermauert durch die aktuelle Seitwärtsbewegung bei Euro/Dollar. Das Währungspaar, das im kurzen und langen Zeitfenster deutlich positiv mit Gold korreliert, dürfte momentan jedoch kaum Eigenleben haben, sondern hauptsächlich bestimmt sein durch die Zahlungsströme zwischen Euro, bzw. Dollar in Richtung Yen. Das Währungspaar zeigt damit den Saldo dieser beiden Ströme an. Und wenn aus beiden Währungsräumen heraus gleichermaßen Yen verkauft wird, bewegt sich ECW eben kaum.

Interessant auch, dass Gold im kurzen Fenster momentan mit dem S&P 500 leicht negativ korreliert, mit dem DAX hingegen leicht positiv (aber mit fallender Bewegungsrichtung). Im langen Zeitfenster besteht hingegen noch weiter der für DAX und SPX gleichermaßen geltende Zusammenhang "steigende Aktien - steigendes Gold". Auch von hier aus wird also das momentan sehr labile Bild bei Gold untermauert.

Wenn sich Intermarket-Beziehungen lockern, bzw. ändern, ist das oft ein Ausdruck innerer Verwerfungen, die Anpassungsprozesse nach sich ziehen. Dies führt dann zu erhöhter Unsicherheit und damit gehäuft zu erratischen Bewegungen.

Nachdem der Yen im Umfeld des Mini-Crashs bei Aktien am Dienstag der vergangenen Woche gegen Euro und Dollar deutlich zulegen konnte, findet jetzt die umgekehrte Bewegung statt. Was hier wirkt, liegt nahe - die Auflösung von Carry-Trades ließ den Yen zunächst erstarken, die Gegenrichtung spricht dafür, dass gerade wieder neue aufgenommen werden. Bis 121,50 im Dollar/Yen ist noch ordentlich "Luft".

Daraus resultiert denn auch, dass sich der so gerne schwach gesehene Dollar zumindest gut behauptet und die sonstigen, ihn schwächenden Einflüsse vergleichsweise gut wegsteckt.

Zudem sollte man folgendes im Hinterkopf behalten: In unsicheren Phasen dürfte jetzt eine deutliche Tendenz bestehen, Kapital v.a. aus "Emerging markets" heimzuholen. Das stärkt die Heimatwährung, in diesem Fall den Dollar. Und so kann es durchaus sein, dass wir trotz aller Phantasien über die gestiegene Wirtschaftskraft des Euro-Raums und die abnehmenden Zinsdifferenzen bald eine Phase weiterer Dollar-Stärke erleben. Wie sich das gegenüber dem Euro per Saldo auswirkt, hängt natürlich auch davon ab, wie groß der Heimwärtsdrang von Euro-Kapital ist.

Die Aktienmärkte haben sich bisher zwar sehr gut vom jüngsten Einbruch erholen können. Dennoch steht die Bewegung bisher auf recht tönernen Füßen. Sie wird angesichts der ungeheuren Heftigkeit des Einbruchs nur von wenigen technischen Indikatoren bestätigt. Immerhin hat aber die Umsatzverteilung auf Akkumulation geschaltet. Das hohe umgehende Volumen - bisher verging kein Tag unter drei Milliarden Aktien im S&P 500 -, sowie die über alles positive Marktbreite sprechen für die Bullen.

Mittlerweile sind wieder wichtige Marken in den Indices erreicht. Auch der NDX hat sich mit Mühe in die erweiterte Seitwärtsrange der vergangenen Monate hinein geschafft. Der Index beschränkt sich jedoch auf reines Mitlaufen, eine Führungsrolle scheint momentan nicht drin zu sein. Das sollte auch eher als ein Warnzeichen gesehen werden - Bullenbewegungen ohne klare Führungsrolle der Technologie haben häufig nicht lange Bestand.

Jetzt werden positive externe Impulse benötigt, damit die Bullen weiter Oberwasser behalten. In diesem Zusammenhang dürften die heutigen Februar-Arbeitsmarktdaten in den USA eine wichtige Rolle spielen. Nach der Nervosität der vergangenen Tage hinsichtlich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung, würden die Akteure sicher freundlich (bullisch) gestimmt, wenn die Zahl der neu geschaffenen Stellen moderat steigt (Jan +111.000) und die Löhne leicht zulegen (Erwartung ist plus 0,3 Prozent nach 0,2 Prozent im Januar). Das würde die Hoffnung auf eine weiche Landung nähren und gleichzeitig die Spekulationen über eine mittelfristige Lockerung an der Zinsfront am Leben erhalten.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de





Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"