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Wachstum, das gekauft aber nicht bezahlt ist

22.04.2019  |  Peter Schiff
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Wenn wir die aktuelle wirtschaftliche "Stärke" der USA durch das Prisma der Verschuldung betrachten, erhalten wir einen ganz anderen Eindruck. Vergleichen Sie einfach 2018 mit 2015, dem letzten Jahr, in dem der US-amerikanische BIP um 2,9% anstieg. Im Jahr 2015 entsprach die Schuldenausdehnung 4,25% der Gesamtwirtschaft. Aber 2018 stieg das auf 7,1% an, das größte Verhältnis von Schuldenwachstum zu BIP seit 2012 und ein Anstieg von 173% des Niveaus von 2017 bei 2,60%. Das ist der steilste Jahresanstieg seit - Sie haben es erraten - der Weltwirtschaftskrise, als das Verhältnis in fast der gleichen Kurve anstieg, 170% von 2007 auf 2008.

Wenn man die Zahlen im Ganzen betrachtet, wird es noch deutlicher, dass unser derzeitiges Wirtschaftswachstum einfach eine Wirkung der Verschuldung war. Um die Wirtschaft im Jahr 2015 nominal um 515 Milliarden Dollar aufzubauen, nahmen wir 781 Milliarden Dollar Schulden auf, ein Nettoverlust von 266 Milliarden Dollar.

Um die Wirtschaft im Jahr 2018 um 1,033 Billionen aufzubauen, mussten wir die Verschuldung um 1,481 Billionen Dollar ausweiten, ein Nettoverlust von 448 Milliarden Dollar. Dennoch sagen diejenigen, die von der derzeitigen Wirtschaft am meisten begeistert sind (die typischerweise Cheerleader der Trump-Regierung sind), gern, wie viel besser es uns jetzt geht als unter Obama. Ich bin mir nicht sicher, wie sie diese Meinung ohne mit der Wimper zu zucken äußern können.

Wie ich bereits mehrfach erörtert habe, kann man nicht reicher werden, indem man sich stärker verschuldet. Die Parallele, die ich benutze und die sich auch andere Experten der Finanzwelt angeeignet haben, lautet folgendermaßen:

Angenommen, Sie treffen zufällig einen Freund, den sie jahrelang nicht gesehen haben. Sie fragen ihn, wie es ihm geht. Er sagt, fantastisch. Er erzählt Ihnen, dass er ein neues Haus sowie ein neues Auto gekauft hat und das gerade erst von einer Weltreise mit seiner Frau zurückgekommen ist. Sie schlussfolgern, dass es Ihrem Freund finanziell gut gehen muss.

Wenn Sie dann herausfinden, dass all diese Dinge auf Kredit gekauft wurden und dass Ihr Freund kein Geld auf der Bank hat, um die Kredite abzubezahlen, würde das Ihre Sichtweise ändern? Wenn Sie ein Beobachter des modernen Markts oder wenn Sie Larry Kudlow sind, vielleicht nicht.

Die Schuldenlast, die wir der US-Wirtschaft aufladen, wird in den kommenden Jahren noch höher schießen und Washington stellte sich als noch unfähiger heraus, mit der Krise umzugehen, als ich es mir je hätte vorstellen können (und ich habe mir viel vorgestellt). Schlimmer noch ist die Möglichkeit, dass extrem sozialistische, ausgabefreudige Demokraten 2020 beide Enden der Pennsylvania Avenue übernehmen.

Obwohl die Unfähigkeit der Demokraten ihre derzeitigen politischen Chancen vergeuden mag, könnte eine potenzielle Rezession in den nächsten 18 Monaten den Sieg der Demokraten sichern, selbst wenn sie bekennende Sozialisten aufstellen, die erpicht sind, das venezolanische Erfolgsmodell zu übernehmen.

Doch ob nun eine Rezession bevorsteht oder nicht, Investoren sollten verstehen, dass es nun einen neuen Normalzustand in Bezug auf Geldpolitik geben könnte und zwar, dass sie nie wieder neutral oder straff sein wird. Wir könnten uns im Zeitalter des permanenten Stimulus befinden. Starke Stimulierung in guten Jahren, die der Super-Duper-Dreifachschlag-Stimulierung in schlechten Jahren weicht. Aber nach fast einem Jahrzehnt äußerst geringer Zinsen, die die Zeltstange waren, die die Assetpreise in den Aktien-, Anleihe- und Immobilienmärkten aufrecht hielten, hätten wir es anders erwarten können?

Genauso wie Lockzinssätze auf Hypotheken im Vorfeld der Immobilienkrise 2006 größere Kredite ermöglichten und dann notleidend wurden, sobald die Zinsen stiegen, waren die künstlich niedrigen Zinssätze, die die Fed in den letzten zehn Jahren lieferte, ein Lockzinssatz für die gesamte Wirtschaft. Letztes Jahr versuchte die Fed, diesen Lockzinssatz wegzunehmen. Aber der Markt kam ins Schwanken, also hörte sie auf.

Sollte der Lockzinssatz je wirklich weggenommen werden, würde die gesamte Wirtschaft zusammenbrechen, nicht nur der Immobilienmarkt. Angesichts dessen können wir davon ausgehen, dass die Schulden 30 Billionen Dollar schneller übersteigen, als Sie 2024 sagen können und die Bilanz der Fed wird auf 10 Billionen Dollar und mehr steigen.

Ich glaube, dass der einzige Grund, weshalb der US-Dollar 2009 nach dem ursprünglichen Vorstoß auf einen Zinssatz von 0% und quantitativer Lockerung nicht zusammenbrach, in der Zuversicht des Marktes lag, dass die Politik nicht permanent war und dass sie nach dem Einsetzen einer Erholung erfolgreich rückgängig gemacht werden würde. Wer könnte noch daran glauben, sobald die Einbildung aufgedeckt wurde, dass die Fed jemals in der Lage sein würde, Zinsen zu normalisieren oder dass eine noch größere Bilanz jemals liquidiert werden könnte.

Der Elefant wird noch dicker werden und noch weiter aufs Dach klettern. Aber im Gegensatz zu Dumbo wird er nicht fliegen können... nur fallen und alles erdrücken, das nicht daran dachte, sich in Sicherheit zu bringen.


© Peter Schiff
www.europac.net



Dieser Artikel erschien am 04.04.2019 auf www.europac.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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