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Trumps letztes Gefecht

30.05.2019  |  Peter Schiff
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Noch wichtiger, Fabriken existieren nicht in einem Vakuum. Sie müssen an eine Lieferkette angeschlossen sein. Große Mengen an Gummi, Leder, Vinyl und Baumwolle müssten in die Fabrik geliefert werden. Und falls diese Materialien nicht in ausreichender Verfügbarkeit vorhanden sind, müssten weitere Fabriken gebaut werden, die sie produzieren können, was die Kosten für die US-Wirtschaft beträchtlich anheben würde. Aber wichtiger als die Kosten ist die Zeit, die das kosten würde.

Das ist nicht etwas, das über Nacht geschieht. Und wenn Nike dann den Betrieb aufnimmt - einmal angenommen, dass es Jahre mit geringer Produktion überstehen würde - hätte es große Schwierigkeiten, seine Schuhe zu den gegenwärtigen Kosten zu produzieren. Wenn alle US-amerikanischen Unternehmen das auf einmal machen würden, könnten die Verbraucherpreise in die Höhe schnellen und die Einzelhandelsumsätze sinken. Aber die lang erhofften Arbeitsplätze im Produktionssektor könnten auf sich warten lassen.

Im Gegensatz dazu, wie schwer und schmerzhaft es für die USA sein könnte, ihre inländische Produktion zu steigern, könnte es sich für China als ziemlich einfach erweisen, seinen inländischen Verbrauch zu steigern. Einmal angenommen, dass Nike aufhört seine Sneaker in China zu produzieren und die Anlagen, die es einst benutzte, aufgibt.

Die Arbeiter, die Fabrik und die Lieferkette würden immer noch bestehen. Neue Besitzer könnten einziehen, die Führung übernehmen und anfangen, Sneaker zu produzieren. Wenn der US-Markt dieser Produktion verschlossen wäre, müssten die neuen Besitzer woanders Kunden finden. Ich gehe davon aus, dass chinesische Verbraucher Füße haben (vielleicht etwas kleinere) und gutaussehende Sneaker zu schätzen wüssten.

Mainstream-Analysten argumentieren, dass China schlichtweg nicht die Kaufkraft besitze, um Amerikas Konsumkapazität zu ersetzen. Aber Kaufkraft ist größtenteils eine Funktion der Währungsbewertung. Und wenn der Wert der chinesischen Währung steigen würde, wären chinesische Verbraucher in der Lage, mehr zu kaufen. Was uns zum nächsten Punkt bringt, chinesische Dollar-Reserven. Indem es seine Reserven verkauft, könnte China seine Währung stärken und dabei helfen, die inländische Wirtschaft aufzubauen, die es sich seit langem wünscht.

Im Gegensatz zur derzeitigen allgemeinen Meinung denke ich, dass es einen starken unvermittelten Verkauf von US-Staatsanleihen durch China durchaus geben könnte, was den USA schaden und China zugutekommen würde. Der Verkauf von US-Staatsanleihen könnte die langfristigen Zinsen in den USA nach oben schieben und den Dollar schwächen, möglicherweise Inflation hervorrufen und die Konjunktur verlangsamen.

US-Amerikaner wären mit viel höheren Preisen für Waren konfrontiert und müssten mehr für Kredite zahlen, um sich Häuser und Autos zu kaufen oder um Unternehmen aufzubauen. Dies könnte die Fed zwingen, mit zunehmend schwächerer Konjunktur immer größeren geldpolitischen Stimulus zu liefern, wodurch der Dollar noch mehr geschwächt wird und die USA in eine möglicherweise gefährliche inflationäre Spirale geraten werden. Die unzähligen Vorteile, die US-Amerikanern als Ergebnis eines starken Dollar erwachsen, wären verloren.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass der Verkauf von mehr als 1 Billion USD in US-Staatsanleihen den Renminbi (RMB) stärken könnte. Aber eine starke Währung ist genau das, was China braucht, um den inländischen Verbrauch anzukurbeln und seine "Abhängigkeit" von Exporten zu verringern. Das war sowieso sein verkündetes Wirtschaftsziel. Eine günstige Währung mag dem Export helfen, aber eine starke Währung stärkt den inländischen Konsum. Solch ein Schritt könnte China helfen, sich zu einer gesünderen und ausgewogeneren Wirtschaft zu entwickeln.

Allerdings profitiert China zusätzlich vom Verkauf von US-Staatsanleihen (oder davon, einfach ihre Fälligkeit abzuwarten, ohne den Nennwert zu verlängern). All das Sparvermögen, das derzeit der US-Regierung als Kredit gewährt wird, stünde dann für die Finanzierung von inländischen Projekten zur Verfügung. Das zusätzliche Kapital daheim könnte es China erlauben, die Produktion noch mehr anzuheben, um die verstärkte Verbrauchernachfrage einer schnell wachsenden Mittelschicht zu bedienen, die durch die erhöhte Kaufkraft ihrer Ersparnisse und Löhne bereichert wurden.

Aber es ist nicht nur China, das sich seiner US-Staatsanleihen entledigen und die doppelten Vorteile einer erhöhten Kaufkraft und inländischer Investitionen genießen könnte, sondern auch der Rest der Welt, insbesondere Südostasien. Die gesamte Region könnte Zeuge der Vorteile werden, wenn lokaler Handel, Investitionen und Konsum anstiegen. Länder könnten aufhören, sich mit ihren Währungen zu unterbieten, um einen Marktanteil in den USA beizubehalten und stattdessen einen Wertanstieg ihrer Währungen zulassen, was die Möglichkeit für erhöhte inländische Investitionen und Konsum hervorruft.

Trump riskiert also, nicht nur Amerikas großes Geschäft mit China, sondern mit der ganzen Welt platzen zu lassen. Die Rolle des Dollars als Leitwährung wäre verloren, wie auch die künstlich hohen Lebensstandards, die er erschaffen hat. US-Amerikaner wären letztendlich dazu gezwungen, innerhalb ihrer stark verminderten Verhältnisse zu leben. Kredite würden aus dem flachen Pool der inländischen Ersparnissen finanziert werden müssen und der Konsum würde sich auf inländische Produktion beschränken, da Importe mit Exporten realer Produkte bezahlt werden müssten anstatt mit bloßen Papierdollars.

Obgleich Custer blind an seine Unbesiegbarkeit glaubte, war er schließlich nur ein General mit ungefähr 300 glücklosen Kavalleristen unter seinem Kommando. Doch seine Niederlage war nur ein vorübergehender Rückschlag, da das Gewicht der amerikanischen Wirtschaft schlussendlich die Fähigkeit der Ureinwohner Amerikas, ihre traditionelle Lebensweise zu verteidigen, überwältigte. Trumps Fehltritt könnte genauso töricht sein wie der von Custer, doch dieses Mal ist es die moderne amerikanische Lebensweise, die verlorengehen könnte.


© Peter Schiff
www.europac.net



Dieser Artikel erschien am 16.05.2019 auf www.europac.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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