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Wöchentlicher Kommentar: Zurück in die Zukunft - Neuauflage

19.03.2007  |  Theodore Butler
- Seite 2 -
Weiters war der Run bis zur Spitze der Immobilienpreise durch die Emotionen und die Ekstase einer wirklichen Blase begründet. Gewöhnliche Leute kauften aus keinem anderen Grund als den steigenden Preisen, was einen selbst gesteuerten Kreislauf auslöste. Nur die steigenden Preise zählten und man verpasste die Gelegenheit, wenn man nicht auf den fahrenden Zug aufsprang. Und wenn man schon dabei war, Gewinne zu machen, warum sollte man sich dann damit begnügen, nur auf ein Objekt zu spekulieren, je mehr desto besser. Dies führte zu einer spekulativen Ekstase, und genau das fand sich in der heutigen Schlagzeile wieder. Der Immobilienmarkt hat zwei Probleme: Das plötzliche Verschwinden von spekulativen Käufern und die Flut von absorbierten Beständen, insbesondere leer stehende Grundstücke, die unendliche Kosten generieren.

Vergleichen Sie nun diese Situation mit Silber. Abgesehen vom wiederkehrenden Problem der Käufe durch technisch orientierte Fonds, gefolgt von Liquidationen, gibt es wenig Anzeichen für weit verbreitete Silberkäufe durch die breite Masse. Es laufen noch keine Werbekampagnen im Spätabendprogramm, die Seminare zum Thema "Schnell reich werden mit Silberkäufen" anpreisen. Obwohl Silber in den letzen paar Jahren am Preis gemessen auch die heißesten Immobilienmärkte outperformt hat, gibt es keine "freien" oder überflüssigen Silberbestände. Jeder Silberinvestor, der verkaufen möchte, kann auch verkaufen. Was ich sagen will ist, dass es keine Anzeichen für eine weit verbreitete Spekulation bei Silber gibt. Tatsächlich erscheint es unter der Annahme des kollektiven menschlichen Verhaltens schwer vorstellbar, dass es nicht irgendwann, bei viel höheren Preisen, zu einer weit verbreiteten Silberspekulation kommen wird.

Weiters gibt es Anzeichen für einen Aufbau von Silberbeständen für Verkäufe. Es gab zwar eine Neuordnung von früheren Silberbeständen von vielen Händlern und institutionellen Investoren, aber das deutet auf eine Verschiebung des Metalls zu stärkeren und diversifizierten Besitzern hin. Die gesamten weltweiten Silberbestände sind seit 2001 dank des Silberdefizits nicht gestiegen, sondern gesunken. Auch wenn das strukturelle Defizit bei Silber nun wie ich vermute der Vergangenheit angehört, bedeutet das ein Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage, wobei die Lagerbestände unverändert bleiben. Das Einzige, wodurch sich die Silberbestände derzeit erhöhen könnten, ist eine nachhaltige Überschussproduktion. Wenn die industrielle Nachfrage und die Investmentnachfrage jedoch sichtlich schneller zunehmen als Produktion und Recycling, ist ein Steigen der Lagerbestände schwer vorstellbar.

Einfach gesagt endete der Run bei den Immobilienpreisen in einer Flut von leer stehenden und anderen Beständen, die zum Verkauf standen, während der Run des Silberpreises offensichtlich keine überflüssigen Bestände hervorbrachte. Daraus folgt natürlich, dass überflüssige Bestände den Preis nach unten drücken. Ohne überflüssige Bestände wird auch der Preis nicht gedrückt. Das heißt nicht, dass der Silberpreis nicht fallen wird oder fallen kann, aber er wird nicht aufgrund der Liquidation von realen Beständen fallen. Die Liquidation von Papier-Beständen auf den Futuresmärkten ist ein ganz anderes und zeitlich begrenztes Thema.

Ich habe nicht vor, einen Kommentar über die langfristigen Aussichten für den Immobilienmarkt abzugeben, denn das ist nicht mein Fachgebiet. Aber ich kann nicht übersehen, dass die demographische Entwicklung der Weltbevölkerung und das wirtschaftliche Wachstum eher für Silber als lebenswichtige Ressource sprechen, als für den US-amerikanischen Immobilienmarkt. Es ist sehr viel einfacher zu erkennen, wie Silber im Gegensatz zum unserem Immobilienmarkt von anhaltendem Wachstum in China und Indien profitieren würde.

Meine Absicht ist es, die Unterschiede in der Charakteristik der Kräfte, die entsprechende Preisanstiege bei Silber und Immobilien bewirken, hervorzuheben. Damit sollen Sie die jeweiligen Preisbewegungen der beiden Anlagen besser bewerten können. Es gibt Preisanstiege und es gibt Preisanstiege. Solche, die auf allgemeiner Beteiligung, geborgtem Geld und der allgemeinen Vorstellung von ewig steigenden Preisen basieren, haben ein Fundament aus Treibsand. Solche Anstiege jedoch, die auf sehr geringer öffentlicher Beteiligung, wenig geborgtem Geld, und legitimen Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage basieren, haben ein festes Fundament.


© Theodore Butler

Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de von Hermann Wagner. Das Original wurde am 13.03.2007 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht. (Dieser Artikel wurde vor einigen Wochen geschrieben und an die Kunden von Investment Rarities versandt. Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwenigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.)

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