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Die Fed hört auf, den Schein zu wahren

22.06.2019  |  Peter Schiff
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In den letzten Wochen sind die Wirtschaftsdaten viel schwächer geworden. Der Rückgang nahm auf dem Immobilienmarkt (wo es die niedrigsten Hypothekenzinsen seit Jahren nicht schafften, zu Immobilienverkäufen oder Hypothekenvergaben zu führen), in den Auftragseingängen, dem industriellen Ausstoß und bei den Konsumausgaben zu. Neue Daten vom Automobilmarkt zeigen, dass die Zeit für den Verkauf von neuen Autos zuletzt nur im Rezessionsjahr 2010 länger war.

Zahlungsrückstände bei Auto-, Kreditkarten- und Studentendarlehen stiegen laut Angaben der New York Federal Reserve Bank ebenfalls auf Niveaus, die seit der großen Rezession nicht mehr gesehen wurden. Die Angst wurde diese Woche erhöht, als das ADP seinen schlechtesten Beschäftigungsbericht seit fast zehn Jahren veröffentlichte. Demnach wurden im Mai nur 27.000 Jobs im Privatsektor geschaffen.

Unheilverkündend ist, dass die größten Verluste bei den hochbezahlten Stellen in der Warenproduktion verzeichnet wurden. Daran anschließend meldete das Arbeitsministerium einen viel kleiner als erwarteten Zuwachs um 75.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft im Mai zusammen mit deutlichen Abwärtskorrekturen der Zahlen der vorherigen Monate.

Aber der größte Schatten, der über der Wirtschaft hängt, rührt von der Unsicherheit her, die von Präsident Trumps Handelskrieg an mehreren Fronten erzeugt wurde. Da die Gespräche zwischen den USA und China zum Erliegen kamen und die Rhetorik beider Seiten anfängt, an den Kalten Krieg zu erinnern, mussten Wirtschaftswissenschaftler die Möglichkeit höherer Verbraucherpreise, unterbrochener Lieferketten und sinkender Exporte einkalkulieren. Schlimmer noch, die Situation mit China könnte noch schlimmer werden, bevor sie sich verbessert.

Und erst diese Woche wurde die ganze Sache noch riskanter, als Trump jeden mit seinen überraschenden Ankündigungen über Zölle gegen Mexiko schockierte. Obwohl die Regierung bereits viel politisches Kapital in die Aushandlung und Durchsetzung des United States Mexico Canada Trade Agreement (USMCA - der Nachfolger von NAFTA) investiert hat, schien der Präsident mehr als gewillt, das komplette Abkommen in den Wind zu schlagen, um bei der Grenzsicherheit einen Sieg einzuheimsen. Solche launenhaften Zurschaustellungen in der Handelspolitik könnten die Verhandlungen der Regierung mit ihren Handelspartnern untergraben.

Wie ich bereits in der Vergangenheit darlegte, sind sich viele Amerikaner gar nicht bewusst, welche Vorteile wir aus dem freien Handel in Form von niedrigeren Verbraucherpreisen und niedrigeren Zinsen haben. Wenn die Preise für alle Produkte im Wallmart steigen und wenn US-Amerikaner höheren Hypotheken- und Kreditkartenzinsen gegenüber stehen, wird der wahre Preis eines unüberlegten Handelskriegs deutlicher.

Mit dieser Anhäufung von Unsicherheiten stellte sich Powell diese Woche vor das Mikrofon und sagte uns, was wir längst hätten wissen müssen: Es gibt keine Tendenz zur Straffung mehr und der nächste Schritt der Fed könnte eine Zinssenkung, keine Erhöhung, sein.

Als die Fed zuletzt im Dezember umstritten die Zinsen erhöhte, argumentierte ich, dass es das letzte Mal sein würde und dass ihr nächster Schritt eine Senkung werde. Damals tanzten diese Prognosen kläglich aus der Reihe, grenzten schon an Wahnvorstellung.

Zu glauben, dass die Fed so schnell von ihrem Kurs abweichen würde, nachdem sie so laut zum Vormarsch blies, wäre wie ein Eingeständnis, dass sie nicht wusste, was sie tat und dass die klügsten Köpfe der Wall Street eine Krise, die sich vor aller Augen anbahnte, nicht sehen konnten. Ja. Das kommt so hin. Da sie ja alle von der Krise 2008 überrumpelt wurden, warum sollten wir dann erwarten, dass ihr Weitblick nun besser wäre?

Das Offensichtliche, das niemand einräumen möchte, ist, dass die "unkonventionelle" Politik, die eingeführt wurde, um gegen eine "Jahrhundert"-Krise anzugehen, nun die konventionelle Politik der Wahl ist, um normale Schwankungen eines Geschäftszyklus zu bekämpfen.

Aber Nullzinspolitik und quantitative Lockerung (QE) haben vor einem Jahrzehnt nur gewirkt, weil die Leute sie für vorübergehend hielten. Wenn sie gewusst hätten, dass diese Maßnahmen von Dauer sind, wäre der Dollar vielleicht abgestützt und die daraus entstandene Inflation hätte wohl alle Vorteile des Stimulus überwältigt.

Aber der einfältige Glaube, dass die Fed ihre Politik umkehren, ihre aufgeblasene Bilanz auflösen und Zinsen normalisieren könne, hat das Spiel am Laufen und den Dollar stark gehalten. Nun, da die Illusion vielleicht kurz davor ist, zerstört zu werden, könnte der Dollar die nächste Runde verstärkter QE und Nullzinspolitik nicht überstehen.

Als die Fed diesen Weg zum ersten Mal einschlug, hielt ich das für einen Fehler. Ich verglich die Ausstiegsstrategie der Fed damit, dass man den Tisch wegzieht und die Tischdecke und das Geschirr in der Luft schwebend zurücklässt. Ich sagte, die Fed habe uns in eine ausweglose Lage gebracht und dass es letzten Endes mehr QE-Programme geben werde als Rocky-Filme. Obwohl meine Vergleiche oft Gelächter bei meinen Anhängern auslösen, wurden sie von allen anderen ignoriert.

QE4 wird größer sein müssen als die drei vorherigen Runden zusammen, da die jährlichen US-Haushaltsdefizite über 3 Billionen steigen könnten. Während allerdings China, Russland und viele Schwellenländer eifrige US-Anleihenkäufer in diesen ersten Runden waren, könnten sie wahrscheinlich US-Anleihenverkäufer in der nächsten Runde sein. Das bedeutet, dass nichts von der zur Finanzierung von QE geschaffenen Inflation exportiert werden würde.

Also könnten nächstes Mal die großen Preiserhöhungen im Supermarkt stattfinden, anstatt auf dem Aktienmarkt. US-Amerikaner wären schließlich gezwungen, mit den negativen Auswirkungen der Inflation umzugehen, von denen wir in den letzten zehn Jahren verschont blieben. Das wird nicht schön.

Leider wird die Schuld für das wirtschaftliche Massaker Trump und dem Kapitalismus in die Schuhe geschoben. Also wird, so wie die Finanzkrise 2008 uns Barack Obama gab, uns die kommende Krise etwas viel Schlimmeres geben; einen demokratischen Präsidenten, der wild entschlossen ist, die USA so umzugestalten, wie Hugo Chavez Venezuela umgestaltete. Sozialismus wird es hier nicht viel besser abschneiden als dort.

Die Fed schloss 2008 einen Vertrag mit dem Teufel und opferte Amerikas Seele im Austausch für ein Jahrzehnt des Scheinwachstums. Dieses Jahrzehnt neigt sich nun dem Ende und der Teufel holt sich nun, was ihm zusteht.


© Peter Schiff
www.europac.net



Dieser Artikel erschien am 07.06.2019 auf www.24hgold.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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