Goldpreis drängt in die Höhe
20.06.2019 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 2 -
Insbesondere in "Krisenphasen" kann das daher zu einem merklichen Anstieg des Goldpreises führen, der sich von der tatsächlichen Geldmengenausweitung abkoppelt. Das war beispielsweise im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise der Fall, in der Zeit also von etwa Ende 2009 bis Herbst 2011.Der Goldpreis wird in entscheidendem Maße von den Entwicklungen im weltweiten monetären System getrieben. Risikofaktoren wie zum Beispiel derzeit der Handelskonflikt zwischen den USA und China oder die wachsenden Spannungen zwischen den USA und Iran nehmen indirekt, und zwar über ihre erwarteten Folgen auf das weltweite Finanz- und Wirtschaftssystem, Einfluss auf den Goldpreis.
Beispielsweise mehren sich die Zeichen, dass die US-amerikanische Zentralbank (Fed) ihre Zinsen bald wieder absenken wird (mit der offiziellen Begründung, die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China würden die Konjunktur verlangsamen). Zinssenkungen dürften dem Goldpreis Auftrieb geben.
Auf Gold setzen
Langfristig gesehen (d. h. fünf und mehr Jahre) gibt es gute Gründe, sich auf die Zusammenhänge zwischen dem Goldpreis und der ihn beeinflussenden Faktoren wie Wirtschaftswachstum, Zins und Marktrisiken etc. zu verlassen - auch wenn diese Zusammenhänge in der kurzen Frist (d. h. weniger als fünf Jahre) nicht immer deutlich in Erscheinung treten.
Bringt man (mit der gebotenen Umsicht) den Goldpreis in Verbindung mit Geldmenge, Zinsen und Kreditaufschlägen, dann zeigt eine solche Analyse, dass der Goldpreis unter den derzeit herrschenden Bedingungen bei etwa 1.490 USD/oz handeln müsste - dass er also beim aktuellen Preis von etwa 1.340 USD/oz noch erhebliches Preissteigerungspotential hat (wobei hier neuerliche Kriseneffekte nicht einmal eingerechnet sind).
Quelle: Thomson Financial; Berechnungen Degussa.
Langfristorientierte Anleger, die einen Teil ihres Portfolios in liquiden Mitteln zu halten wünschen, oder die eine Versicherung für ihr Portfolio suchen, sind gut beraten, auf Gold zu setzen - eine Empfehlung, deren Güte man allerdings nicht mit Blick auf die kommende Woche, den kommenden Monat oder das kommende Jahr bewerten sollte, sondern erst nach drei bis fünf Jahren. Wie bedeutsam die "lange Frist" beim Investieren und das Aufteilen des Portfolios auf die liquiden Anlageklassen sind, zeigt die nachstehende Tabelle: Langfristig betrachtet hat Gold viel besser abgeschnitten als verzinsliche Euro-Anlagen. Und die Chancen stehen gut, dass das auch künftig so sein wird.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH