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Versiegende Rohstoff-Quellen - kuriose Entdeckungen

09.11.2004  |  Hans Jörg Müllenmeister
Im Zentrum des Interesses stehen die mittel- bis langfristige Verknappung und Erschöpfung der Rohstoffe. Das brennende, globale Problem des 21. Jahrhunderts entwickelt sich zur Rohstoff-Psychose! Die Weltbevölkerung und damit der Verbrauch wächst dramatischer als es die verbliebenen Rohstoffressourcen hergeben können. Wichtige Rohstoffquellen werden noch in diesem Jahrzehnt versiegen, zumindest wird sich ihre Ausbeutung wesentlich verteuern. Ein Beispiel zeigt den Heißhunger nach Rohstoffen: Mit dem jährlich eingeschlagenen Holz der Welt ließe sich die 137 m hohe Cheopspyramide vom Volumen her 800 mal erbauen! Allein der Energie-Vielfraß USA mit 5% Anteil an der Weltbevölkerung beansprucht 25% der erzeugten Gesamtenergie auf der Welt. Gerade erst ist die Diskussion über die Erschöpfung der Rohölfelder durch die Krisenherde in Nahost entbrannt. Flugs erinnert sich die Politik wieder an andere, fast tot gesagte Energieträger wie Kohle oder Uran. Erst wenn den Menschen das Wasser bis zum Halse steht, werden sie nachhaltig aus der Not heraus erfinderisch. Davon profitiert die Technologie der Wasserstoff-Brennstoffzellen.


Meiden Sie als Nichtprofi Warentermingeschäfte

Der kühl kalkulierende Spekulant wird gerade jetzt seine Finger auf den Puls der Rohstoffmärkte legen, um Engpässe mit Profit zu ertasten. Das kann er auf verschiedene Weise, z. B. direkt am Warenterminmarkt, durch Zertifikate oder mit Aktienbeteiligungen an Rohstoff-Unternehmen. Von der ersten verlockenden Möglichkeit, den Commodities an den Terminmärkten, rate ich jedem Nichtprofi ab, selbst wenn eloquente Telefonverkäufer Sie in diese Märkte hinein locken wollen und Ihnen den Himmel auf Erden versprechen. Mit schlafwandlerischer Sicherheit können Sie blitzartig aus einem großen Anfangsvermögen ein kleines zaubern. Ein Totalverlust bei engen Märkten ist vorprogrammiert, etwa bei Orange Juice-Kontrakten. Die "Saft-Oligarchen" in Florida waschen dabei scheinheilig ihre Hände in "Orangensaft". Nur soviel: Seien Sie sicher, gefährliche Terminmärkte machen nicht das, was Sie sich wünschen; das weiß ich aus eigener Erfahrung. Eine verlustbegrenzte, spekulative Alternative sind dagegen Rohstoff-Zertifikate.


Rohstoffe - die Urstoffe der Zivilisation

Rohstoffe sind gerade im jetzigen Konjunkturwinter gesuchte Objekte der Begierde. Die Rohstoffpreise sind bereits kräftig unterwegs, dies nach zwei Jahrzehnten des Preisniedergangs. Ohne diese "Urstoffe" für alle industriellen Fertiggüter und Kulturschätze gäbe es keinen Fortschritt und keine Zivilisation. Bei Rohstoffen denkt man in erster Linie an (Edel-)Metalle, Energieträger, Weichwaren wie Getreide, Kaffee, Zucker, Baumwolle, Kakao und Holz, aber auch an bestimmte edle Mineralien. Im jetzigen Rohstoffzyklus können alle Waren und Sachwerte samt und sonder nachhaltig wie in den 70-er Jahren steigen. Wohl der faszinierende Rohstoff seit Anbeginn der Menschheit ist das Gold. Wie ist Gold auf unse-rem Planeten verteilt, welche kuriose Geschichten ranken sich um dieses mystische Metall.


Gedankenspiele mit dem Gold der Erde

Die Erdkruste geizt mit dem Gold. Da, wo es abbauwürdig ist, entfallen nur einige Gramm des Edelmetalls auf eine Tonne Erde. In den Ozeanen ist Gold in homöopathischen Dosen im Wasser chemisch gebunden, nämlich zu 0,02 Milligramm pro Kubikmeter. Bisher gibt es kein wirtschaftliches Verfahren, das den "veredelten" Ozeanen ihren Goldreichtum abzutrotzen vermag. Erstaunlich, denn in der gigantischen Wassermasse der Weltmeere sind sagenhafte 33 Mrd. Tonnen Gold gelöst. Das würde einem Goldwürfel von 120 Meter Kantenlänge entsprechen. Elftausend Jahre müßten vergehen, um mit der heutigen Weltjahresproduktion von 2.500 Tonnen diesen Goldwürfel zu errichten.
Aus dem bis zum heutigen Tag weltweit gefördertem Gold ließe sich ein Kubus von etwas mehr als 18 m Kantenlänge erschaffen. Bezogen auf die Weltbevölkerung, entfielen davon magere 15 Gramm pro Kopf, also nicht einmal eine halbe Unze. Wesentlich bescheidener wäre der Pro-Kopf-Anteil, wenn es nur um die jährliche Weltgoldförderung ginge: Bescheidene 0,35 Gramm oder ein paar lumpige Dollar pro Mensch. Da die Menschheit wesentlich rascher wächst, als die jährliche Goldförderung zunimmt, entfielen auf den einzelnen Erdenbürger in 15 Jahren nicht einmal Einzehntel Gramm. Mit dem jetzigen Wert des verfügbaren Weltgoldes könnte man nur etwa 3% der gigantischen Weltverschuldung von über 50 Billionen Dollar tilgen; das entspricht nicht einmal dem Jahreszins.


Phantastische Goldfunde einiger Glücksritter

Riesengoldklumpen zählen zu den absoluten Raritäten. Den Goliath unter den Nuggets mit über 214 kg (jetziger Wert über 2,2 Mio. Euro) entdeckte man 1872 in Australien bei Bahnstreckenarbeiten. Das geschah 1914 in Colorado: In einem Stollen 400 m unter Tage stieß der Bergbauingenieur Dick Roelofs auf eine Wundergrotte, einer Golddruse von 6 m x 4,5 m x 12 m aus kompaktem Gold. Millionen von Goldkristalle tauchten die Wände in einen magischen Schimmer. Auf dem Felsboden lagen zwischen feinen Quarzstufen Findlinge aus reinem Gold. Alleine das Abschlagen der Wände füllte 1.400 Säcke mit Goldkristallen und -Blättchen. Damit reich geworden, zog Glücksritter Roelofs nach New York und genoß fortan sein Leben mit leichten Frauen und schwerem Wein.


Vom größten Silbermonster bis zur lukrativen Silberader

Silber kommt 20mal häufiger (0,1 gr/Tonne) in der Erdkruste vor als Gold; in gediegener, metallischer Form ist Silber aber seltener. Trotzdem: 1466 wurde im Erzgebirge der berühmt gewordene Silbertisch entdeckt, der größte Silberkoloß aller Zeiten mit einer Grundfläche von 2 m x 4 m und einem Gewicht von 20 Tonnen (heutiger Wert 4 Mio. US-$).

Aus Ärger über einen frechen Fuchs, der sich über sein Proviant in der kanadischen Wildnis hermachte, warf einst ein Hufschmied seinen Hammer. Er verfehlte zwar den Fuchs, die Aufschlagstelle am Boden glänzte aber verdächtig silbrig auf. Der Werfer hatte eine ergiebige Silberader entdeckt, die er bald darauf für 3.000 Dollar hergab. In den nächsten Jahren förderte man 1.000 mal mehr Silber zu Tage als es dem Verkaufspreis entsprach.


Platin - das falsche Silberchen

Erstmals schöpften spanische Konquistadoren 1590 "silberne" Nuggets aus den Flüssen Ecuadors. In Unkenntnis nannten sie diese Findlinge platina, also Silberchen. Diese Silberchen wurden in Europa als weißes Gold eingeführt, aber erst 1750 erkannte der Engländer W. Watson darin das Element Platin.

Russische Jäger fanden im Ural gelegentlich metallische Körner, die sie statt des Bleischrots verschossen. Erst später drang diese Kunde nach St. Petersburg, wo Fachleute die "weißen" Körner als Platin erkannten. Der größte unikate Platinklumpen aus dem Ural wiegt 7,86 kg.


Unerkannte grandiose Diamantenfunde als Kieselsteine

In der Tat gibt es Diamanten wie Sand am Meer. Für ihre Knappheit und Vermarktung sorgt das Diamanten-Syndikat De Beers. Dem Laien rate ich nicht, sein Vermögen mit kommerziellen Diamanten zu "erhärten". Wenn man aber, wie nachfolgend geschildert, Diamanten in freier Natur findet, ist das sensationell und veritabel zugleich.

Die jüngste Diamanten-Finderin war ein 14 Monate altes Baby aus Arkansas. Als die Eltern wieder einmal glücklos von einer nahen Diamantschürfstelle kamen, lutschte Tochter Mary gerade an einem 12-karätigen Rohdiamanten, den späteren "Cotton Belt Star".

Der berühmte "Stewart" verdankt seine Entdeckung R. Spauling, der, ob der erfolglosen Suche außer sich, seinen Pickel so vehement ins Erdreich schlug, dass dabei das Werkzeug abbrach. Ursache war ein 296-karätiger Diamantkristall, der geschliffen später 123 Karat erbrachte.

Neben diesen Erstentdeckungen gibt es auch Funde, die lange Zeit unbemerkt blieben, wie etwa der "Punch Jones". Als Kind fand Jones 1928 in Westvirginia einen grünlichen Kristall von 34,46 Karat. Mehr als 10 Jahre diente dieser schöne Stein als Spielzeug. Erst 1943 entdeckte man den Diamanten im "Kiesel".


Irrtümer in Kronjuwelen - die totgeschwiegenen Geheimnisse

Jährlich werden weltweit über 120 Mio. Karat (24 Tonnen, etwa 7 Kubikmeter) Diamanten gefördert; dagegen ist das Finderglück bei Farbsteinen spärlich und vielfach trügerisch. Dabei gehören große, feine Rubine wegen der weltweiten Erschöpfung der Rubinminen zu den absoluten Raritäten.

Rubinrote preiswertere Spinelle schlüpften vielfach in die noble Rolle des Rubins. Manch historisches Prunkstück legt für diesen Irrtum Zeugnis ab. Etwa die berühmte Rubinkette Heinrich des VIII., die aus Spinellen bestand, ferner der tropfenförmige Spinell in der Wittelsbacher Krone, der lange Zeit als Rubin galt; aber auch die beiden polierten Rohspinelle des englischen Kronschatzes: der ovale "Black Prince’s Ruby" und der 361-karätige "Timur-Rubin".

Das Spurenelement Mangan färbt den Turmalin rot; dann heißt er Rubellit. Das gelingt der Natur so trefflich, dass König Gustav der III. von Schweden glaubte, 1786 Katharina der Großen von Rußland einen großen Rubin zu schenken, der in Wirklichkeit ein wesentlich preiswerterer Rubellit war.

Auch ein Topas sorgte für einen historischen Irrtum, denn der 1.680-karätige "Braganza-Diamant" des portugiesischen Staats-schatzes ist in Wahrheit ein farbloser Topas von reinstem Wasser.

Während edle, mineralogische Leckerbissen aufregende Geschichte schrieben, nehmen sich profane Metalle dagegen nüchtern aus. Sie sind für die Industrie unentbehrlich. Da gibt es einen großen "Schmelztiegel" für Rohstoffe, das Rohstoff-Paradies Kanada.


Zukunft Kanada: der ergiebigste Rohstofflieferant der Welt

Kein Land der Erde - außer Kanada - hat so viele natürliche Res-sourcen, die weit über die Eigenversorgung hinaus gehen. Damit erwirtschaftet das autarke Kanada einen soliden Überschuß in der Handelsbilanz. Ich meine, dass Kanada aufgrund seiner Ressourcen am besten für die Zukunft gerüstet ist - es ist zudem ein Geheimtip für republikmüde Auswanderer.

Für ergiebigen Erzreichtum ist das kanadische Schild bekannt; hier schlummern noch große Rohstoffvorkommen an Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Zink (1. Stelle in der Welt), Nickel (2. Stelle in der Welt), Blei, Uran (35% Weltanteil), Aluminium, Molybdän, Zinn und Nickel. Das größte Vorkommen der Welt an Indium (Halbleiter, Korrosionsschutz) liegt ebenfalls in Kanada. Eine Spitzenposition hat Pottasche, ein Düngemittel mit 40% Weltanteil.

Die Prärieprovinzen Manitoba, Alberta und Saskatchewan sind die größten Getreideproduzenten der Erde. Im kanadischen Westen in British Columbia, finden sich die ausgedehntesten zusammenhängenden Wälder der Erde; hier werden riesige Mengen Holz für die Zellstoff,- Papier- und Bauindustrie geschlagen. Nicht zuletzt verfügt Westkanada über unglaubliche 6 Mrd. Tonne Kohlereserven sowie Erdöl und Erdgasvorkommen. Gewaltige Wasserkraftwerke machen Westkanada zum führenden Stromproduzenten. Dieses zweitgrößte Land der Erde besitzt die größten Süßwasserreserven der Welt. Man beachte: schon heute ist Trinkwasser eine globale Mangelware.


Rohstoffpreise, historisch betrachtet und ihre Zukunftsaussichten

Der CRB-Index - dieser Mix faßt die wichtigsten Rohstoffe zusammen - hat bereits 80% seines historischen Hochs von 340 Punkten erreicht. Daraus könnten Sie schließen, dass Rohstoffpreise bald an die Decke stoßen. Weit gefehlt. Historische Hochs werden nicht nur geknackt, sondern mehrfach übertroffen. Man muß die Eckpunkte allerdings kennen, denn nichts ist fataler, als im luftleeren Raum zu agieren. Noch stehen wir im ersten Drittel einer mehrjährigen Rohstoffhausse. Kurz die derzeitige Lage: Buntmetalle und Stahl sind durch die enorme Nachfrage aus China stark im Preis gestiegen und rangieren in der Nähe ihrer historischen Hochs, ebenso Rohöl. Weichwaren, vor allem Zucker, Kakao und Kaffee liegen noch im tiefen Preiskeller. Die Preise für Edelmetalle wie Gold, Palladium, und ich betone vor allem Silber und Rhodium, haben das Potential sich zu vervielfachen. Den Startschuß für den kommenden inflationären Preisanstieg liefert die Fed zähneknirschend noch in diesem Jahr mit dem Heraufsetzen der Leitzinsen, etwa 2 mal 25 Basispunkte. Allein das Mißverhältnis (40:1 seit 1971) zwischen Geldmengenwachstum und Gütermenge führt geradewegs in die Inflation.


© Hans Jörg Müllenmeister



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