Torgny Persson: Was ist Geld?
24.09.2019
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Das liegt daran, dass im heutigen Mindestreserve-Bankwesen Geschäftsbanken "Geld" aus dem Nichts erschaffen, indem sie wiederholt Geldmittel verleihen, die ihre Kunden eingezahlt haben, und auch Geld verleihen, das es vorher nicht gab. Es wird also auch aus dem Nichts erschaffen, wenn die Bank das Darlehen gewährt. Obwohl die Allgemeinheit zu glauben scheint, dass die Geldmenge von Zentralbanken kreiert wird, ist das falsch. Nahezu das ganze neue "Geld" wird von Geschäftsbanken kreiert, nicht von Zentralbanken. Und dieses Geld sind Schulden, die erschaffen werden, wenn Geschäftsbanken Darlehen vergeben.Die verschiedenen Zahlen für ausstehende "Geldmengen" und die weltweite Verschuldung sind erstaunlich. Die US-Geldmenge im weiten Sinn (gemessen mit der Fortsetzung der M3-Messung von ShadowStats) beläuft sich nun auf insgesamt fast 20 Billionen Dollar. Die weltweite weitgefasste Geldmenge beträgt über 90 Billionen Dollar (weitgefasste Geldmenge, CIA World Factbook).
Die neueste Schätzung der globalen Verschuldung liegt nun bei 244 Billionen Dollar (Institute of International Finance; IFF), einschließlich der Staatsverschuldung in Höhe von 65 Billionen Dollar, der Verschuldung des Finanzsektors in Höhe von 60 Billionen Dollar, der Verschuldung der privaten Haushalte in Höhe von 46 Billionen Dollar und der Verschuldung der nicht finanziellen Unternehmen in Höhe von 73 Billionen Dollar. Im Vergleich dazu beträgt der derzeitige Marktwert aller jemals geförderten 195.000 Tonnen Gold lediglich 8,5 Billionen Dollar und die offiziellen Goldbestände aller Zentralbanken der Welt, etwa 33.000 Tonnen, sind bloß 1,4 Billionen Dollar wert.
Im Grunde genommen ist das moderne Währungssystem ein auf Schulden basiertes System aus Mindestreserve-Bankwesen mit Fiatwährungen. Und das "Geld", das innerhalb dieses Systems kreiert wurde in kein Geld, sondern Schulden. Doch wenn fast alles "Geld" der Welt in Wahrheit kein Geld ist, sondern Schulden, was ist dann echtes Geld?
John Piermont Morgan
Laut einer Aussage von John Piermont Morgan vor dem US-Kongress 1912 über das Bank-und Kreditwesen "[ist] Geld Gold, sonst nichts". Morgans ganze Antwort bezog sich auf die Frage: "Aber die Basis des Bankwesens ist der Kredit, nicht wahr?" Worauf er antwortete: "Nicht immer. Er ist ein Beleg für das Bankwesen, aber er ist nicht das Geld selbst. Geld ist Gold und sonst nichts." Hier gab JP Morgan etwas sehr Offensichtliches und zugleich Tiefgreifendes an.
Offensichtlich, da es jahrtausendelang in unzähligen Gesellschaften und Zivilisationen bekannt und anerkannt war, dass Gold, wie auch Silber, Geld ist. Aber tiefgreifend, da die Weltbevölkerung mit dem Aufkommen eines expansiven, auf Schulden basierten Währungssystems vergessen hatte, dass Fiatwährungen in Form von nicht einlösbarem Bargeld und Bankeinlagen kein Geld sind, sondern Wertmarken und auf Kredit basierte Schulden.
Es ist schon ironisch, dass JP Morgan seine berühmte Aussage über Gold ein Jahr vor der Gründung der US Federal Reserve gab. Der US-Dollar, der eigentlich eine Federal Reserve Note ist, ist ein Paradebeispiel für eine auf Schulden basierte Fiatwährung, die keinen inneren Wert besitzt. Er hat seit seiner Einführung 1913 über 95% seiner Kaufkraft verloren.
Diese Abwertung war beabsichtigt, damit die USA ihre Geldmenge aufblähen konnte. Das beinhaltete die Aufhebung des Goldstandards in den USA 1931 und die mehrfache Abwertung des US-Dollars gegenüber Gold. Auch das Verhältnis des Federal-Reserve-Goldes zum US-Dollar wurde beseitigt (von 40% über 25% auf 0%). Zudem wurde 1971 das am Goldpreis verankerte Bretton-Woods-Währungssystem torpediert, indem die Konvertibilität des US-Dollars in Gold für ausländische Zentralbanken aufgehoben wurde.
Das Ende der Goldkonvertibilität des US-Dollars (das Schließen des Goldfensters) beschleunigte die Zerstörung der Kaufkraft des US-Dollars sogar noch mehr. In den 1970ern war es eine der vielen Bestrebungen des Hauptzentralbankenkartells, Gold zu demonetisieren. Doch trotz dieser Bestrebungen, ist Gold immer noch die ultimative Form des Geldes und zusammen mit Silber wurden beide Edelmetalle fast seit Beginn der Geschichtsschreibung als Geld verwendet. Das liegt gerade daran, dass Gold und Silber alle Charakteristika des Geldes aufweisen und alle Funktionen des Geldes ausführen können.
Der US-Dollar verlor seit 1913 über 95% seines Wertes
Fazit
Für ein Thema, das täglich das Leben aller Menschen auf der Erde berührt, bleibt das Thema Geld überraschenderweise für die meisten weit entfernt und vage. In einer Welt, die mit Kredit und einer aufblähenden weltweiten Geldmenge überschüttet ist, wurden Schulden und Fiatwährung zum System. Aber das entspricht nur solange der Wahrheit, wie das Vertrauen in Fiatwährungen anhält. Nimmt man dieses Vertrauen weg, kann eine Fiatwährung in kürzester Zeit implodieren.
Eines der Hauptprobleme mit Fiatwährungen besteht darin, dass ihr Angebot unendlich ist und nach Belieben von Regierungen und Zentralbanken mit ihren Druckerpressen oder den modernen elektronischen Entsprechungen ohne Rücksicht darauf, ob größere Geldmengen überhaupt nötig sind, ausgeweitet wird. Das neue Angebot zehrt dann den Wert der bestehenden Geldmenge auf und schwächt die Kaufkraft der Währung, während sie zur Inflation beisteuert. Fiatwährungen können auch Hyperinflation durchlaufen.
Obwohl also Fiatwährungen sehr gut als Zahlungsmittel und Verrechnungseinheit fungieren, sind sie mit Sicherheit kein Wertspeicher. Hunderte nicht mehr existierende Papierwährungen im Laufe der Geschichte belegen das. Edelmetalle hingegen sind Wertspeicher. Gold zum Beispiel ist die ultimative Wertanlage. Es bewahrt seine Kaufkraft im Laufe der Zeit. Aus diesem Grund besitzen die Zentralbanken der Welt Gold in so hohen Mengen und lagern es in Hochsicherheitstresoren.
Ungeachtet dessen, was die Zentralbanker und Geschäftsbanker von heute öffentlich sagen, sind physisches Gold und Silber immer noch Geld. Tatsächlich sind sie die weltweit stabilsten und herausragenden Formen des Geldes.
© Torgny Persson
BullionStar
Dieser Artikel wurde am 23.06.2019 auf www.bullionstar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.