Liquide Ostern!
08.04.2007 | Manfred Gburek
Vor drei Wochen stand hier: Horten Sie Liquidität! Zugegeben, mit solch einer Empfehlung macht man sich angesichts eines DAX-Standes von inzwischen wieder weit über 7000 Punkten, passend zum schönen Osterwetter, keine Freunde. Bedenken Sie aber bitte: Die Börse verteilt beim aktuellen Dax-Stand massenweise Geschenke, die man annehmen sollte. Das gilt natürlich auch für den MDax, Euro Stoxx und erst recht für Dow Jones und Nasdaq. Die Geschenke bestehen aus Kursgewinnen, für die Sie nicht gearbeitet, sondern über die Sie bestenfalls ein wenig nachgedacht haben - Vermögensverwalter, Fondsmanager, Analysten und Aktienfreaks natürlich ausgenommen. Wie weit, wenn überhaupt, die Kurse bis zur nächsten Spitze noch gehen werden, weiß kein Mensch. Sicher ist indes, dass sie sich, gemessen am Dax, in den vergangenen vier Jahren mehr als verdreifacht haben. Das bringt viele Profis auf die Idee, ihre Kursgewinne jetzt mitzunehmen.
Liquidität hat den unschätzbaren Vorteil, dass sie Anleger frei macht. Daraus folgt unter anderem: Wer liquide ist, hat die Wahl zwischen einer Vielzahl von Anlagemöglichkeiten. Wer dagegen Geld in Aktien, Anleihen, Fonds, Zertifikaten, Immobilien, Kapitallebensversicherungen und vielen anderen Anlagen gebunden hat, kann nur zwischen Halten und Verkaufen der jeweiligen Vehikel entscheiden.
Grund genug, der Liquidität auf den Grund zu gehen. Sie hat drei Bedeutungen: 1. Bargeld oder Geld auf dem Konto, 2. Zahlungsfähigkeit, 3. Möglichkeit der Umwandlung in Bargeld oder Geld auf dem Konto. Klammern wir zunächst die beiden erstgenannten Bedeutungen aus, weil sie auf Anhieb eindeutig erscheinen, und wenden wir uns gleich der dritten zu. Sie enthält zwei Komponenten: Wert und Zeit. Dazu ein einfaches Beispiel: Wer viel Zeit hat, kann einfach abwarten und mit dem späteren Verkauf von Aktien, Fonds oder Immobilien im Zweifel einen höheren Verkaufspreis erzielen als jemand, der es damit eilig hat.
Was ist mit Gold und den anderen Edelmetallen? Diese Frage lässt sich nur differenziert beantworten. Gold ist internationale Liquidität. Doch das half den vielen Amerikanern nichts, als ihr Präsident Franklin D. Roosevelt ihnen im Jahr 1933 den Goldbesitz verbot. Erst über vier Jahrzehnte später waren sie damit wieder liquide, falls sie ihren Goldschatz versteckt hatten - wahrscheinlich aber schon tot. Dem Silber hatten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sogar mehrere Regierungen mit der Aufkündigung des Bimetallismus (Gold und Silber als Währungen nebeneinander) den Garaus gemacht.
Und was ist mit dem Bargeld, ist es nicht auch bedroht? Sicher, vor allem durch Inflation. Und das Geld auf dem Konto? Ebenfalls, man denke nur an die im Jahr 1974 pleite gegangene Herstatt-Bank in Köln, deren viele - auch prominente - Kunden von heute auf morgen ihr Geld verloren, das sie auf Konten bei Herstatt deponiert hatten. Wiederholung ausgeschlossen? Denkste, 2005 ging die Phoenix Kapitaldienst AG pleite, zwar keine Bank, aber immerhin eine von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht überwachte Firma, der die Aufseher noch aus Anlass einer 2002 durchgeführten Sonderprüfung bescheinigt hatten: "keine Anhaltspunkte für eine Unterschlagung von Kundengeldern oder sonstige Unregelmäßigkeiten im Handelsgeschäft des Instituts". Oder um noch einmal in die USA zu springen: Wer dort so genanntes Feindvermögen besitzt, muss mit der Kontensperrung rechnen.
Solche Beispiele belegen, wie relativ der Liquiditätsbegriff ist, wenn weder Gold als die internationale Liquidität schlechthin noch Bargeld oder Geld auf dem Konto wirklich immer liquide sind. Die Beispiele lassen sich mit jeder Anlage beliebig fortsetzen. Umso wichtiger ist, rechzeitig für die jeweils passende Liquidität zu sorgen. Diese kann, so paradox es scheinen mag, sogar in Immobilien bestehen, die traditionell eher als illiquide gelten. Warum? Weil sie sich, an einem aufwärts gerichteten Markt gehandelt, als äußerst liquide erweisen können - die Nachkriegszeit in Deutschland lässt grüßen.
Der Knackpunkt: Richten Sie Ihren Blick in die Zukunft, indem Sie abwägen - oder im besten Sinn des Wortes spekulieren -, wo demnächst ein Mehrwert entstehen könnte, dann sind Sie im Zweifel immer auf der liquiden Seite. So ein Mehrwert, wie er sich zu Beginn der 90er Jahre bei amerikanischen Aktien und spanischen Häusern, seit 2001 bei Edelmetallen und Rohstoffen, seit 2003 bei deutschen Aktien und seit 2005 wieder bei Edelmetallen und Rohstoffen andeutete. Und jetzt? Filtern Sie zum Beispiel alles durch, was mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit (Ökogeld) zu tun hat. Genug Unterstützung dazu erhalten Sie auf verschiedenen Internetseiten, wie www.nai-index.de, www.ecoreporter.de, www.cdproject.net und www.ipcc.ch. Sie sollten in diesem Metier aber weder alles auf eine Karte setzen noch zu viel auf ein Mal investieren.
Darüber hinaus bieten sich nach wie vor solide Goldaktien an, die aktuell, wie Bruno Bandulet in der jüngsten Ausgabe von G&M zu Recht schreibt, im Verhältnis zum Goldpreis niedrig bewertet sind. (www.bandulet.de) Und auch wenn Sie den folgenden Rat für eine Binsenweisheit halten mögen: Streuen Sie Ihre Anlagen möglichst so breit und strecken Sie sie zeitlich so lange, dass Sie kein allzu großes Risiko eingehen, aber trotzdem noch den Überblick behalten. Das hat den großen Vorteil, dass Sie nicht gezwungen sind, die eine oder andere zur Unzeit verkaufen zu müssen.
Dabei will ich es für heute bewenden lassen. Ich wünsche Ihnen ein schönes Osterfest!
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Liquidität hat den unschätzbaren Vorteil, dass sie Anleger frei macht. Daraus folgt unter anderem: Wer liquide ist, hat die Wahl zwischen einer Vielzahl von Anlagemöglichkeiten. Wer dagegen Geld in Aktien, Anleihen, Fonds, Zertifikaten, Immobilien, Kapitallebensversicherungen und vielen anderen Anlagen gebunden hat, kann nur zwischen Halten und Verkaufen der jeweiligen Vehikel entscheiden.
Grund genug, der Liquidität auf den Grund zu gehen. Sie hat drei Bedeutungen: 1. Bargeld oder Geld auf dem Konto, 2. Zahlungsfähigkeit, 3. Möglichkeit der Umwandlung in Bargeld oder Geld auf dem Konto. Klammern wir zunächst die beiden erstgenannten Bedeutungen aus, weil sie auf Anhieb eindeutig erscheinen, und wenden wir uns gleich der dritten zu. Sie enthält zwei Komponenten: Wert und Zeit. Dazu ein einfaches Beispiel: Wer viel Zeit hat, kann einfach abwarten und mit dem späteren Verkauf von Aktien, Fonds oder Immobilien im Zweifel einen höheren Verkaufspreis erzielen als jemand, der es damit eilig hat.
Was ist mit Gold und den anderen Edelmetallen? Diese Frage lässt sich nur differenziert beantworten. Gold ist internationale Liquidität. Doch das half den vielen Amerikanern nichts, als ihr Präsident Franklin D. Roosevelt ihnen im Jahr 1933 den Goldbesitz verbot. Erst über vier Jahrzehnte später waren sie damit wieder liquide, falls sie ihren Goldschatz versteckt hatten - wahrscheinlich aber schon tot. Dem Silber hatten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sogar mehrere Regierungen mit der Aufkündigung des Bimetallismus (Gold und Silber als Währungen nebeneinander) den Garaus gemacht.
Und was ist mit dem Bargeld, ist es nicht auch bedroht? Sicher, vor allem durch Inflation. Und das Geld auf dem Konto? Ebenfalls, man denke nur an die im Jahr 1974 pleite gegangene Herstatt-Bank in Köln, deren viele - auch prominente - Kunden von heute auf morgen ihr Geld verloren, das sie auf Konten bei Herstatt deponiert hatten. Wiederholung ausgeschlossen? Denkste, 2005 ging die Phoenix Kapitaldienst AG pleite, zwar keine Bank, aber immerhin eine von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht überwachte Firma, der die Aufseher noch aus Anlass einer 2002 durchgeführten Sonderprüfung bescheinigt hatten: "keine Anhaltspunkte für eine Unterschlagung von Kundengeldern oder sonstige Unregelmäßigkeiten im Handelsgeschäft des Instituts". Oder um noch einmal in die USA zu springen: Wer dort so genanntes Feindvermögen besitzt, muss mit der Kontensperrung rechnen.
Solche Beispiele belegen, wie relativ der Liquiditätsbegriff ist, wenn weder Gold als die internationale Liquidität schlechthin noch Bargeld oder Geld auf dem Konto wirklich immer liquide sind. Die Beispiele lassen sich mit jeder Anlage beliebig fortsetzen. Umso wichtiger ist, rechzeitig für die jeweils passende Liquidität zu sorgen. Diese kann, so paradox es scheinen mag, sogar in Immobilien bestehen, die traditionell eher als illiquide gelten. Warum? Weil sie sich, an einem aufwärts gerichteten Markt gehandelt, als äußerst liquide erweisen können - die Nachkriegszeit in Deutschland lässt grüßen.
Der Knackpunkt: Richten Sie Ihren Blick in die Zukunft, indem Sie abwägen - oder im besten Sinn des Wortes spekulieren -, wo demnächst ein Mehrwert entstehen könnte, dann sind Sie im Zweifel immer auf der liquiden Seite. So ein Mehrwert, wie er sich zu Beginn der 90er Jahre bei amerikanischen Aktien und spanischen Häusern, seit 2001 bei Edelmetallen und Rohstoffen, seit 2003 bei deutschen Aktien und seit 2005 wieder bei Edelmetallen und Rohstoffen andeutete. Und jetzt? Filtern Sie zum Beispiel alles durch, was mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit (Ökogeld) zu tun hat. Genug Unterstützung dazu erhalten Sie auf verschiedenen Internetseiten, wie www.nai-index.de, www.ecoreporter.de, www.cdproject.net und www.ipcc.ch. Sie sollten in diesem Metier aber weder alles auf eine Karte setzen noch zu viel auf ein Mal investieren.
Darüber hinaus bieten sich nach wie vor solide Goldaktien an, die aktuell, wie Bruno Bandulet in der jüngsten Ausgabe von G&M zu Recht schreibt, im Verhältnis zum Goldpreis niedrig bewertet sind. (www.bandulet.de) Und auch wenn Sie den folgenden Rat für eine Binsenweisheit halten mögen: Streuen Sie Ihre Anlagen möglichst so breit und strecken Sie sie zeitlich so lange, dass Sie kein allzu großes Risiko eingehen, aber trotzdem noch den Überblick behalten. Das hat den großen Vorteil, dass Sie nicht gezwungen sind, die eine oder andere zur Unzeit verkaufen zu müssen.
Dabei will ich es für heute bewenden lassen. Ich wünsche Ihnen ein schönes Osterfest!
© Manfred Gburek
www.gburek.eu