Gold - Es geht um die Realzinsen und nicht den Dollar
10.10.2019 | Michael Pento
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Der primäre Goldtreiber ist nicht die Richtung des Dollar, sondern die Richtung der Realzinsen. Deshalb sollte Gold unter einem Anstieg des US-Wachstums innerhalb eines nicht inflationären Umfeldes leiden; egal, in welche Richtung sich der US-Dollar bewegt. Umgekehrt kann sich der US-Dollar in einem Bullenmarkt gegenüber einem Warenkorb an Fiatwährungen befinden - wie es seit letztem Jahr der Fall war - und kann dennoch deutlich gegenüber Gold nachgeben, solange nominale Zinsen in einem Umfeld steigender Inflation sinken.
Im Jahresvergleich nahm die Veränderung des Kern-Verbraucherpreisindexes um 2,4% im August zu, was den höchsten Wert seit einem Jahr darstellte. Währenddessen sank die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe über die letzten zwölf Monate von fast 3% auf 1,6%. Deshalb sind die Realrenditen eingebrochen, während der Goldpreis stieg.
Diese sinkenden Realrenditen waren Zündstoff für Gold und das trotz des US-Dollar-Bullenmarktes gegenüber Euro und Yen. Der Goldpreis stieg um einen zweistelligen Betrag, obwohl der Dollarindex in den letzten zwölf Monaten ebenso um 5% gestiegen ist. Doch für diejenigen unter uns, die Gold lieben, kann es eine Hassliebe sein. Es ist immer noch 20% unter seinen Hochs von 2011 und die Bergbauaktien sind um 60% eingebrochen; das unterstreicht die Notwendigkeit, zu wissen, wie man innerhalb der Zyklen dieses Sektors handelt.
Die Fragen für Goldinvestoren lauten nun: Haben die nominalen Renditen ihren Sinkflug beendet?Und in welche Richtung ist die Inflationsrate unterwegs? Kurzfristig wird man die Antwort auf diese Fragen in den Handelsgesprächen zwischen USA und China am 10. bis 11. Oktober finden. Der Grund dafür ist, dass es nun Zeit ist, etwas zu tun oder aufzugeben, wenn es um ein Handelsabkommen mit China geht. Wall Street und internationale Unternehmen können unter dieser Wolke der Unsicherheit nicht länger Geschäfte betreiben; unter der die Zölle an einem Tag steigen und an einem anderen Tag wieder sinken.
Seit Anfang 2017 haben sich die Investoren und die Vorstandsebene mit einer anhaltenden Reihe an verwirrende Eskalationen und Vereinbarungen innerhalb des Handelskrieges herumschlagen müssen. Alleine diesen September erhöhte Trump die Zölle auf chinesische Waren am 1. Tag des Monats. Und am 11. Tag kündigte er eine Liste von Ausnahmen für eben diese Zölle an. Dann, am 25. Tag, griff er China verbal in seiner UN-Rede an und meinte: "Jahrzehntelang wurde das internationale Handelssystem leichtfertig von Nationen ausgebeutet, die mit böser Absicht handelten.
China hat es nicht nur abgelehnt, die versprochenen Reformen einzuführen, sondern hat ein Wirtschaftsmodell angenommen, das auf massiven Marktbarrieren, großen staatlichen Subventionen, Währungsmanipulation, Produktpreisunterbietung, erzwungen Technologietransfers und dem Diebstahl geistigen Eigentums sowie Handelsgeheimnissen in großen Ausmaß basiert."
Direkt am nächsten Tag verkündete Trump, dass eine Vereinbarung mit China "früher als die meisten denken" geschlossen werden könnte. Dann, am 27. September, berichtete Bloomberg, dass das Weiße Haus damit gedroht habe, die Notierung chinesischer Unternehmen an US-Börsen zu verbieten. Unternehmen können unter derartig instabilen Umständen einfach nicht adäquat Kapitalausgaben planen.
Die USA und China treffen sich am 10. und 11. Oktober, um die Zukunft des Handels zwischen den beiden Nationen zu besprechen. Zölle sollen sich am 15. Oktober auf chinesische Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar um 30% von den aktuellen 25% erhöhen. Es gibt keinerlei Appetit der Wall Street auf weitere Zweideutigkeit dieses Handelskrieges. Deshalb erwarte ich, dass Präsident Trump am 11. Oktober den wundervollsten Handelsdeal der Geschichte verkünden wird.
Eine derartige Ankündigung sollte zu einem temporären Boost der wichtigsten Mittelwerte führen und könnte zudem zu einem scharfen Selloff in Gold führen. Grund dafür ist die Tatsache, dass ein derartiger Deal einen temporären Stopp des Zinssenkungszyklus der Fed verursachen sollte.
Die kaputten Modelle der Fed haben dafür gesorgt, dass sie nicht in der Lage ist, den von Schulden behinderten Zustand der entwickelten Welt zu verstehen. China kann das weltweite BIP nicht länger ankurbeln, da es seinen 40-Billionen-Dollar-Schuldenberg nicht deutlich erhöhen kann ohne den Yuan einbrechen zu lassen. Die Fiskal- und die Geldpolitik sind zudem bereits extrem angespannt und nicht in der Lage, die Wirtschaft allzu einfach aus der Misere zu ziehen.
Das Weltwirtschaftswachstum zaudert und das Wachstum des US-amerikanischen BIPs ist von mehr als 4% im letzten Jahr auf unter 2% im dritten Quartal gefallen, so die Atlanta Fed. Der wichtigste Teil der Renditekurve bleibt invertiert. Es gibt Illiquidität am Repo-Markt. Die US-Regierung befindet sich im Chaos und die jährlichen Defizite sind über die Billionen-Dollar-Marke gestiegen. Die Finanzberichte für Q3 werden schlecht ausfallen. Und die weltweiten Zentralbanken besitzen praktisch keine Munition mehr. Währenddessen befindet sich der Aktienmarkt auf rekordbrechend hohen Bewertungen.
Der Druck auf Trump ist immens. Ein Handelsabkommen, das zukünftige Zölle vermeidet und die meisten - wenn nicht alle - existierenden Zölle auf China annulliert, muss innerhalb weniger Tage erreicht werden. Jegliche andere Art von Abkommen wird nicht annähernd dafür ausreichen, eine Kehrtwende der Weltwirtschaft herbeizuführen oder die Wall Street noch länger davon zu überzeugen, dass es zu einer derartigen Wende kommen wird.
Die traurige Wahrheit ist, dass selbst ein zusammenhängendes Handelsabkommen die massiven Schulden und Assetblasen-Ungleichgewichte, die unausweichlich implodieren müssen, beheben wird. Das bedeutet, dass Realzinsen in der nahen Zukunft Rekordtiefs verzeichnen sollten.
© Michael Pento
www.pentoport.com
Der Artikel wurde am 07. Oktober 2019 auf www.pentoport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.