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Nachdenken bringt Gewinn

14.04.2007  |  Manfred Gburek
Der Dollar im sanften Abwärtstrend, der offensichtlich von höchster Seite so geplant war. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen nach einem fulminanten Anstieg schon über 4,2 Prozent. Dax und Dow Jones kämpfen mit zunehmendem Widerstand. Gold und Silber zwar weiter im Aufwärtstrend, aber die großen Minenaktien alles andere als aufregend. Was kann man daraus lernen? Auf jeden Fall mehr, als die Kommentatoren im Fernsehen bei Bloomberg, n-tv, N24, ARD, ZDF und so weiter von sich geben.

Denn zunächst steht fest, dass der Dollar sich in einem intakten Abwärtstrend zum Euro befindet und dass die Edelmetalle in einem intakten Aufwärtstrend sind. Irgendwelche Überraschungen ausgenommen, wird es bis auf Weiteres dabei bleiben. Dass mal die Metallpreise selbst vorn liegen und mal die Minenaktien, ist auch nicht gerade neu - höchstens, dass alle Welt sich fragt, wer denn der ominöse Edward Pastorini sei, den Bloomberg als Interessenten für Gold Fields ins Gespräch gebracht hat. War da neulich nicht schon das Gerücht, Newmont und Barrick wollten sich zusammenschließen? Wo Rauch ist, ist auch Feuer; jede weitergehende Prognose ist unseriös. Was schließlich Dax und Dow Jones betrifft: Wer noch etwas herumspielen mag, soll es tun; doch steigende Renditen in Deutschland und zumindest nicht fallende in den USA sind alles andere als Garanten für steigende Aktienkurse.

In solchen Zeiten empfiehlt sich ein Blick über den Tellerrand hinaus. Wie an dieser Stelle vor einer Woche angedeutet, ist der Klimaschutz ein - im doppelten Sinn - heißes Thema. Aber nicht das einzige. Nachdenken bringt Gewinn: Je höher die Metallpreise steigen, vor allem die der Industriemetalle, desto besser rechnet sich das Recycling. Und da wir nun schon mal im Zeitalter von Google & Co. leben, ist nichts einfacher, als Begriffe wie Metalle, Recycling, Maschinen und andere dazu passende in die Suchmaschinen einzugeben, die dazu herausgefilterten Aktien unter die Lupe zu nehmen und wichtige Informationen zu ihnen zu sammeln. Käufe haben danach noch etwas Zeit, schließlich befindet man sich ja erst im Stadium des Kennenlernens, also vor der Verlobung.

Noch einmal zurück zum Klima. Es wird Sie wahrscheinlich überraschen, dass ausgerechnet die folgenden deutschen Konzerne zu den Besten ihrer Klasse in Sachen Klimastrategie gehören: BMW, DaimlerChrysler, Bayer, BASF, RWE, Siemens, Allianz und Münchener Rück. Die beiden Letztgenannten, ok. Aber die anderen? Des Rätsels Lösung: Die auf Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Ethik und vergleichbare Ziele ausgerichteten Fonds wurden während der vergangenen Jahre und im Zuge der Klimahysterie verstärkt während der vergangenen Monate von Anlegern derart mit Geld zugeschüttet, dass sie zunächst nicht wussten, wohin damit. Ihnen blieben zwei Kriterien zur Aktienauswahl: 1. Negativliste, also keine Aktien von Tabakkonzernen, Glücksspielbetreibern, Waffenherstellern und anderen unter ethischen Gesichtspunkten fragwürdigen Unternehmen; 2. Positivliste, genannt best in class. Und siehe da, über Nr. 2 ließ - und lässt sich weiter - das geschüttete Geld bei den Klassenbesten locker unterbringen.

Wem das nicht geheuer vorkommt, dem empfehle ich nachträglich die Lektüre des Interviews "Raubbau am kostbarsten Gut" mit Nestlé-Chef Peter Brabeck-Letmathe in der Wochenzeitung Die Zeit vom 4. April. Irgendein Archiv wird es Ihnen sicher zur Verfügung stellen. Inhalt: Der Welt geht das Wasser aus. Wie gut, dass Pictet, SAM und andere Fondsgesellschaften schon Wasserfonds aufgelegt haben. Das nur als Orientierungshilfe für Sie.

Nachdenken bringt außerdem Gewinn für den Fall, dass man quasi vor der Haustür nach interessanten Anlagen sucht, wenn auch auf Umwegen. Dazu heute nur ein Beispiel: Die gesetzliche Rentenversicherung ist in ihrer heutigen Form auf Dauer nicht bezahlbar. Deshalb gibt es Nullrunden, die stufenweise Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre und die staatliche Förderung der Riester-Rente. Doch was macht der Staat, wenn die Deutschen im Durchschnitt weiter immer älter werden? Und vor allem: Was machen die Deutschen, wenn gesetzliche und Riester-Rente, sonstige Ersparnisse, Kinder und Enkel nicht mehr weiter helfen können oder wollen? Die Masse ruft nach dem Staat. Da Politiker wiedergewählt werden wollen und das nur mithilfe der Masse schaffen, werden sie keine radikalen Reformen durchziehen, sondern im Zweifel klein beigeben, also noch mehr Schulden aufhäufen. Da die Politiker in Frankreich, wie die aktuellen Wahlkampfdebatten dort belegen, und in anderen EU-Ländern ähnlich ticken, dürfte es über kurz oder lang zur Aufweichung der Maastricht-Kriterien oder zu noch radikaleren Maßnahmen kommen.

Wenn zur selben Zeit, um noch einmal auf das Interview mit dem Nestlé-Chef zurückzukommen, wegen akuten Wassermangels die Lebensmittelpreise drastisch steigen, schließt sich der Kreis zu Sachwerten, die man dann haben sollte. Es bleibt jedem Anleger selbst überlassen, aus der individuellen Situation heraus zu entscheiden, in welchem Umfang dazu Edelmetalle und Immobilien gehören. Übrigens spricht viel dafür, dass das beschriebene Szenario noch in diesem Jahrzehnt zur Realität wird.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu





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