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Reichtumssammlung wird unmöglich

02.11.2019  |  Dr. Keith Weiner
Wir sprechen viel über rückläufige Zinsen, die zu niedrigen Zinsen, die Zinsen nahe Null, die Nullzinsen und die Negativzinsen. Anerkennung gebührt der Schweiz, in der Credit Suisse seinen Einlegern nun -0,85% zahlen wird. Sprich, wenn Sie dieser Bank Ihre Franken leihen, nimmt sie sich jedes Jahr etwas davon; fast 1%.

Eine Bankeinlage ist mit einem Risiko verbunden. Doch statt Sie für das Risiko zu kompensieren, zahlt Ihnen die Bank gar nichts. Es ist also ein renditeloses Risiko. Schlimmer noch, negative Zinsen bedeuten, dass Sie die Bank bezahlen, um das Risiko auf sich zu nehmen, ihr dieses Geld zu leihen.

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Jabberwocky

Lewis Caroll, der Autor von Alice im Wunderland, schrieb schon einige ziemlich verrückte Geschichten, doch selbst er dachte sich nichts aus, das so absurd ist. Ein Henkersschwert, das den Jabberwocky zerfetzte, ist nichts im Vergleich zu einer Bank, die ihre Einlagen zerfetzt! Mhm, vielleicht gibt es hier eine gute Analogie.

In dem Fantasy-Rollenspiel Dungeons & Dragons kommt ein magisches Schwer vor, das den Namen Henkersschwert besitzt und die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass man seinem Gegner den Kopf abschlägt. Und in der Fantasy-Volkswirtschaft Keynes & Monestars kommt ein Planer vor, der den Namen Zentralbank besitzt und die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass man einer Zivilisation den Kopf abschlägt. Doch wir weichen vom Thema ab.

Jemand könnte vielleicht entgegnen: "Nun, dann lagern Sie Ihr Geld nicht in einer Bank! Stecken Sie es in den Aktienmarkt."


Geld am Aktienmarkt

Natürlich, ein Bankeinleger besitzt kein Geld (oder uneinlösbare Währung, wie heute) in einer Bank. Er hat es der Bank geliehen. Wir glauben, dass es wichtig ist, diese Dinge auf schematischem Niveau zu verstehen.

Wichtiger noch, ein Aktionär besitzt kein Geld am Aktienmarkt. Er bezahlte sein Geld dem vorherigen Besitzer der Aktie. Diese Person erhielt das Geld und könnte es sehr wohl bereits ausgegeben haben. Vielleicht auf einem Trip nach Vegas. Vielleicht hat der Barkeeper, der die Alkoholflaschen geöffnet hat, Aktien erworben...

Doch wenn es um den neuen Aktionär geht, so ist das Geld längst fort. Er hat es für eine Aktie eingetauscht. Warum hat er das getan? Weil er denkt, er wird jemand anderen finden, der ihm für die Aktie in Zukunft mehr Geld geben könnte. Warum sollte ihm jemand mehr zahlen? Da dieser Typ erwartet, einen weiteren Typ zu finden, der ihm noch mehr Geld bezahlt. Und so weiter.

Eine Nebenbemerkung: Das wäre in Ordnung, wenn die Aktienkurse nicht steigen würden, wenn die Einnahmen des Unternehmen steigen. In diesem Fall sollten die Investoren glücklich sein, das Doppelte zu zahlen - da sie die doppelten Einnahmen erhalten. Denn sie würden das Zweifache der Dividende (oder mehr) erhalten. Doch das beschreibt unsere Welt nicht. Wir leben in einer Welt der rückläufigen Zinsen.

Wenn Zinsen zurückgehen, zahlen die Leute mehr für dieselbe Menge Dollareinnahmen.

Nehmen wir als Beispiel einen einfachen Fall her. Stellen Sie sich vor, dass Prudence Inverness eine Aktie von Dollar Corporation erworben hat. Sie hat dafür 10 Dollar bezahlt. Dollar Corp. verdient - sie haben es erraten - einen Dollar je Aktie. Das bedeutet, dass die Rendite auf ihre Investition 10% ist. Der CEO, Dave Dahle, legt die Dividende bei 0,20 Dollar fest, also ist ihre Dividenderendite 2%.

Ein Jahr vergeht und Dollar Corp. verdient - noch immer - einen Dollar je Aktie. Ist Prudence in irgendeiner Weise reicher?

Als nächstes kommt Spencer Speccalatore. Er bietet 20 Dollar für dieselbe Aktie in Dollar Corp., mit den 1 Dollar Einnahmen und 0,20 Dollar Dividende. Ist Prudence nun etwas reicher?

Wenn Sie Spencers 20 Dollar nimmt, dann ist sie offensichtlich 10 Dollar reicher. Doch Spencer ist das nicht. Wenn wir annehmen, dass ihr Kauf der Dollar-Corp-Aktie für 10 Dollar Zeitwert war, dann wird Spencer ärmer, indem er das Doppelte für dieselbe Aktie zahlt, die denselben Dollar verdient.

In jedem Fall tut Spencer dies, da er erwartet, dass Willie Wild die Aktie von ihm für 40 Dollar kaufen wird. Und Wild zahlt 40 Dollar, weil er erwartet, von Mark Madenes 80 Dollar zu erhalten, und so weiter.

Offensichtlich gibt es einen Punkt, an dem es keinen weiteren Käufer gibt, der gewillt ist, mehr zu zahlen. Dann bricht der Preis ein. Das ist der Punkt, an dem die meisten Leute sagen würden, dass der Reichtum verloren ist. In einem Artikel wurde diese Idee aufgegriffen:

"Zwischen Februar 2000 und Februar 2002 verlor der NASDAQ Dreiviertel seines Wertes... Bis Ende 2000 wurde mehr als 5 Billionen Dollar Reichtum ausgelöscht."


Umwandlung von Reichtum zu Einkommen

Wir haben bereits mehrere Male zuvor geschrieben, dass der Reichtum von Spencer, Willie und Mark in das Einkommen von Prudence, Spencer und Willie umgewandelt wird (ja, einige von diesen, die ihren Reichtum in das Einkommen einer anderen Person umwandelten, haben später den Reichtum einer anderen Person als ihr Einkommen erhalten).

Wenn Reichtum in Einkommen umgewandelt wird, wird ein Großteil des Einkommens ausgegeben. Das ist der Moment, in dem es vernichtet wird. Der Preiszusammenbruch tritt später auf. Das ist nur die Rechnung, die von der Realität eingeholt wird.

Das war ein kleiner Exkurs, doch wichtig genug, um den Prozess mit den notwendigen Worten zu beschreiben. Doch der Hauptfokus heute liegt auf einer anderen Perspektive.

Wo wird in diesem Prozess, bei dem der Preis derselben Dollar-Corp-Aktie mit den selben Dollareinnahmen und derselben Dividende hochgetrieben wird, Reichtum gesammelt? Und das meinen wir aus einer flächendeckenden Perspektive, nicht nur bezüglich Prudence, Mark und Willie. Dies sind die Glücklichen, die niedrig gekauft und hoch verkauft haben. Und am Ende waren ihre kumulativen Gewinne mit dem Verlust eines Mr. Wild gleichzusetzen.

Während des Vorgangs, die Aktienkurse nach oben zu treiben, wird keinerlei Reichtum angesammelt. Er verflüchtigt sich. Jeder verkaufende Aktionär hat einen Ertrag und ein Teil dieses Ertrags wird ausgegeben (selbst, wenn er das nicht tun würde, so würde das Finanzamt das wieder wettmachen).


Zinsen zählen

Wir schreiben viel über die Wichtigkeit von Zinsen. Das ist nicht irgendeine Klage für die armen Verdiener, die viele für zu dumm und zu primitiv halten, um angemessen zu investieren (d.h. Aktien von Dollar Corp. zu stetig höheren Preisen zu erwerben) und denen das traurige Schicksal zugewiesen wurde, ihre Ersparnisse auf der Bank zu deponieren. Doch natürlich gibt es eine Menge Leute, die keine Aktien erwerben. Und sie verdienen etwas Sympathie, da sie tatsächlich zu kurz kommen.

Unser Punkt ist breitgefächerter als diese eine Gruppe. Diejenigen, die schlau und erfahren genug sind, um Aktien von Dollar Corp. zu erwerben, denken, dass sie diese Aktien als Ersatz für ihre Ersparnisse verwenden können. Steigende Aktienkurse sind ein Ersatz für Zinsen. Und - wenn sie nicht Mark Madenes sind - scheint das für sie zu funktionieren.

Es gibt jedoch einen Schlüsselunterschied. Ersparnisse werden dazu verwenden, die Produktion zu erhöhen, ein profitables Business aufzubauen. Die Zinsen, die gezahlt werden, steigen. Zunehmende Aktienkurse finanzieren natürlich gar nichts und die Kapitalgewinne jedes verkaufenden Aktionärs stammen aus dem Kapital des nächsten Käufers.

Kein Reichtum wird in diesem Vorgang, die Assetpreise nach oben zu treiben, angesammelt. Tatsächlich wird er reduziert.

Die Fed und andere Zentralbanken haben einen Krieg der Zinsen geführt. Sie sind nun siegreich. Es ist alles vorbei, nur die Aufräumarbeiten nicht. Positive Zinsen werden nicht zum Franken zurückkommen, Nullzinsen werden bald genug auf den Dollar zukommen.


© Keith Weiner
Monetary Metals



Der Artikel wurde am 21. Oktober 2019 auf www.monetary-metals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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