Suche
 
Folgen Sie uns auf:

"Don`t fight the FED"

11.02.2005  |  Johann A. Saiger
Der Spruch ist zwar allgemein bekannt, doch kaum jemand macht sich ernsthaft Gedanken darüber, warum man nicht gegen die Notenbanken "ankämpfen" soll. Deshalb wird auch kaum bedacht mit welch folgenschweren Konsequenzen meist zu rechnen ist, wenn man mit seiner Anlage- oder Spekulationsstrategie gegen die Interessen der Notenbanken agiert.

Dies betrifft nicht nur breite Anlegerkreise, sondern gilt auch für viele "Professionals" in der Branche. Zu den wohl wichtigsten Aufgaben der Notenbanken zählt, die Funktionsfähigkeit der Kapitalmärkte aufrecht zu erhalten und mögliche Zusammenbrüche an den Märkten rechtzeitig abzuwenden.

In den letzten Jahrzehnten wurden weltweit Schulden in Dimensionen angehäuft, welche in der gesamten Menschheitsgeschichte wohl einmalig sind. Staaten, Länder und Gemeinden haben Jahr um Jahr exorbitant hohe Defizite gebaut und auf die Köpfe der Bürger und die der kommenden Generationen atemberaubende Schuldenberge aufgetürmt. Gleichzeitig haben sich auch weite Βεvölkerungskreise und Unternehmen in einem vergleichbaren Ausmaß verschuldet.

Es steht absolut außer Zweifel, dass diese Schulden wohl niemals mehr regulär rückzahlbar sind. Wenn es schon nicht möglich war in den Jahrzehnten der Hochkonjunktur ausgeglichene Budgets zu erzielen, wie sollte es nunmehr möglich sein?

Ein Zusammenbruch der Anleihenmärkte und (oder) letztlich auch der Währungen mit einer weltweiten "echten Weltwährungsreform" wird absehbar. Doch bis dahin gilt: Das "Riesen-Schulden-Karussel" muss noch "aufrecht erhalten" werden. Es darf nicht vorzeitig einbrechen.

(Ich gehe davon aus, dass frühestens 2008 und spätestens 2012 mit dieser Weltwährungsreform zu rechnen sein wird. Bis dahin stehen uns aber noch "schlimme Jahre" bevor. Die erste Währungsreform im 20. Jahrhundert erfolgte nach dem 1. Weltkrieg, die zweite Währungsreform sodann nach dem 2. Weltkrieg).


Anleihen

Als Kapitalanleger sollte man beachten, dass die Notenbanken gewisse Anlagen der Privatanleger befürworten und wohlwollend sehen. Andererseits hat man bei bestimmten Anlagen und Spekulationen die Notenbanken absolut zum Gegner.

Kapitalanleger, welche mithelfen das Schulden-Karussell aufrecht zu erhalten, sind zweifellos gern gesehen. Sie dürfen nicht "vorzeitig vergrault werden". Als Anleihenbesitzer braucht man sich vor Interventionen der Notenbanken gegen diese Anlagen nicht zu fürchten. Dafür sollte man aber bedenken, dass das Bonitätsrisiko permanent ansteigt (wer hätte vor wenigen Jahren damit gerechnet, dass Konzerne wie etwa Karstadt/Quelle oder Opel usw. jemals in Schwierigkeiten geraten könnten?).

Doch nicht nur das Bonitätsrisiko, sondern auch das Währungsrisiko steigt beständig. Da in diesem Inflationsjahrzehnt - gleich wie in den 70er Jahren - die Zinsen kräftig anziehen werden, sind auch mittelfristige Kursverluste absolut sicher. Letztlich wird aber noch bei all diesen Geldwertanlagen das Totalverlustrisiko unvermeidbar. Spätestens bei der Hyperinflation bzw. Welt-Währungsreform wird es zu tragen kommen.

Wer jetzt noch mittel- oder längerfristig auf ANLEIHEN oder GELDWERTANLAGEN vertraut, legt ein unverantwortliches Maß an Naivität an den Tag.


Aktien

Veranlagungen in Aktien seitens der Privatanleger werden von den Notenbanken - grundsätzlich - befürwortet. Doch die Aktienmärkte und Anleihenmärkte stehen auch in einem Konkurrenzverhältnis. Wann immer an den Aktienbörsen über eine längere Zeitspanne hinweg kräftige Kursanstiege verzeichnet werden, geht den Bondmärkten die Luft aus. Wenn nämlich an den Aktienbörsen der Eindruck entsteht, dass ziemlich sicher Gewinne in Dimensionen von 15% bis 50% p.a. erzielt werden können, nimmt die Zahl jener Anleger ab, die sich mit Anleihenrenditen im unteren, einstelligen Prozentbereich begnügen.

Es wird beispielsweise kaum die Tatsache beachtet, dass bei einem Aktien-Crash (wenn dieser mit einem Kollaps der Rohstoffpreise einhergeht) abrupte panik- und fluchtartige Umschichtungen in Milliardenhöhe in die Anleihenmärkte erfolgen. Ein Aktiencrash wird daher oft zum Rettungsanker für die Anleihenmärkte. Ob daraus Rückschlüsse zu ziehen sind, ist nicht Gegenstand dieses Artikels.

Die privaten Baisse- und Crash- Spekulanten am Aktienmarkt müssen mit einer Gegnerschaft "Notenbanken" rechnen. Es liegt absolut nicht im Interesse der Notenbanken, dass Privatanleger vom Niedergang der Aktienmärkte profitieren. Sollte dieses Beispiel Schule machen, dann nimmt die Gefahr erheblich zu, dass die Märkte von den Privatanlegern "zugrunde spekuliert werden". Baisse- und Crash- Spekulanten müssen daher damit rechnen, dass die Notenbanken absolut ihre direkten Gegner sind. Unfair daran ist, dass die Privatanleger sich meist dieser Gegnerschaft nicht bewusst sind und natürlich auch nicht gewarnt werden.

Wie zufällig kommt es daher immer wieder zu Entspannungen an den Märkten, welche in Wirklichkeit aber auf handfeste Interventionen der Notenbanken zurückzuführen sind. Es ist daher kein Zufall, dass es kaum "private Baisse-Spekulanten" an den Aktienmärkten gab und gibt, welche von massiven Kurseinbrüchen oder Crash's profitieren konnten.

Derartige Spekulationen von Privatanlegern enden meist mit Extremverlusten. Und dies ist wahrlich kein Zufall. Wann immer es an den Aktienbörsen zu gewaltigen Finanzblasen mit extremen Überbewertungen gekommen ist, wurde ein Zusammenbruch absehbar. Obwohl diese gewaltigen Kurseinbrüche dann auch tatsächlich stattgefunden haben, sind kaum private Spekulanten bekannt, welche davon in großem Stil profitieren konnten. Der Grund dafür lag immer daran, dass die Baisse-Spekulanten vor dem erwarteten, großen Crash nochmals "ausgerottet" wurden. Dies ist in der Form erfolgt, dass nach den wilden Kursexzessen vorerst einmal "falscher Crash-Alarm" gegeben wurde.

Also vor dem Oktobercrash 1929 war im Frühjahr eine verdächtige, längere Kursschwäche feststellbar und ein unmittelbar bevorstehender Crash wurde angekündigt. Damit wurden die meisten der Realisten und Skeptiker, welche dem hysterischen Treiben an den Aktienmärkten schon lange misstraut hatten dazu verleitet, Baisse-Spekulationen zu tätigen. Urplötzlich hat sich nach einer längeren Unsicherheitsphase die Lage aber wieder aufgehellt und an Stelle eines Crash's kam es noch zu einer gewaltigen Sommerrallye an den Aktienbörsen. Der Crash stellte sich sodann erst im Oktober ein, als die meisten Baisse-Spekulanten zuvor noch "abkassiert und ausgerottet" wurden! Genau dieses Muster war auch vor dem Oktobercrash von 1987 feststellbar.

Und zum "Crash 2000" wäre anzumerken: Von Mitte Jänner 2000 ist der Dow Jones Index bis zum Oktober 2002 verkommen. (Andere Indizes sind allerdings in dieser Zeitspanne noch sehr viel stärker gefallen).
Im Herbst 1999 war von allen Seiten zu hören, dass erhebliche Gefahren bezüglich eines Crash's zur Jahrtausendwende bestünden. Wegen diesem angeblich bevorstehenden "Jahr 2000 (Y2K) - Crash" haben Millionen Anleger weltweit - welche dem verrückten Treiben an den Aktienbörsen schon die längste Zeit misstraut haben - noch kurzfristige Baisse-Spekulationen in einem ganz erheblichen Ausmaß getätigt.

(Dabei wurden meist folgende Überlegungen angestellt: Es macht doch keinen Sinn langfristige Puts zu kaufen, wenn der Crash zwischen dem 31. Dezember 1999 und dem 2. Jänner 2000 stattfinden wird).

Von Oktober 1999 bis Mitte Jänner 2000 wurde aber der Dow Jones noch von 9970 auf 11750 hochgezogen. Damit waren all diese kurzfristigen Put-Optionen wertlos. Nachdem die Baissiers "ausgeweidet und ausgeschaltet" waren, hat ab Mitte Jänner dann der "wahre" große, langfristige Kursverfall eingesetzt.

Übrigens: Die Abonnenten des Midas-Investment-Reports wurden im Jahr 1999 vor einer - etwa zur Jahrtausendwende einsetzenden - Extrembaisse gewarnt. Dabei wurde aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dieser Crash etwa 2½ Jahre bis zum Oktober 2002 anhalten wird. Eine derart konkrete Warnung und einsame Prognose war einmalig in der gesamten Branche. Unsere Abonnenten wurden durch diese konkreten Warnungen vor großen finanziellen Verlusten bewahrt. Etliche Midas-Abonnenten konnten in diesen 2½ Jahren auch erhebliche Gewinne durch den Niedergang der Märkte erzielen.


Merke

Die breite Masse darf niemals vom Niedergang der Märkte Profite ziehen. Das Risiko, dass diese die Börsen durch massive Baisse-Spekulationen zum totalen Einsturz bringen könnten, ist viel zu groß. Aktien-Baisse-Spekulanten müssen daher von den Notenbanken immer wieder ausgerottet werden!

Der "Crash 2000" stellt eigentlich nur den Auftakt einer langfristigen Extrembaisse dar. Der Teil 2 des Aktiendesasters sollte uns im Jahr 2005 bevorstehen. Ohne mich darauf verbeissen zu wollen, ein neuerlicher Absturz des DAX in den Bereich 2000 ist dabei im nächsten Jahr nicht auszuschliessen! Diese Prognose ist ebenfalls wieder sehr einsam.


Inflations-Spekulanten: Gold- & Silber-Anlagen

Auch Inflations-Spekulanten dürfen niemals "Überhand gewinnen". Inflationsspekulanten erwarten steigende Zinsen und verdienen an fallenden Anleihenkursen. Sie verkaufen Anleihen und Aktien und kaufen Gold. Die Goldanleger heben sich von der breiten Masse ab. Ihre Handlungsweise lässt erkennen, dass sie entweder klar erkannt haben, oder aber zumindest intuitiv ahnen, dass - wegen der totalen Überschuldung - am Ende der gegenwärtigen Entwicklung, der Niedergang des Finanz- und Währungssystems stehen muss.

Sie haben aus den Erfahrungen der letzten Jahrtausende gelernt, dass mit Gold letztlich noch immer alle Kriege, Revolutionen, Inflationen, Hyperinflationen und Währungsreformen ohne finanzielle Verluste überstanden wurden. Oft sogar mit erheblichem Wertzuwachs.

Was diese Goldanleger aber sehr oft nicht bedenken ist der Umstand, dass diese Einstellung von den Notenbanken mit größtem Argwohn verfolgt wird. Sollte dieses "ketzerische Gedankengut" von breiten Bevölkerungskreisen übernommen werden, dann würden alle Geldwertanlagen (Anleihen, Sparkonten, …) aufgelöst werden und eine Massenflucht ins Gold einsetzen.

Das System wäre damit vom Zusammenbruch bedroht. Genau dies gilt es zu verhindern. Aus diesem Grund müssen Goldanleger auch immer wieder bestraft werden. Dieser Artikel wurde übrigens nicht deshalb geschrieben, um Anleger von Goldanlagen abzuhalten und in die Anleihenmärkte zu treiben.

Ganz im Gegenteil! Er soll vielmehr aufzeigen: Es gibt keine Alternative zur Flucht ins Gold!


Dabei ist aber größte Vorsicht geboten. Auf die möglichen Interventionen seitens der Notenbanken muss man immer vorbereitet sein. Dies setzt jedoch voraus, dass man derartige Interventionen kennt bzw rechtzeitig erkennen kann.


© Johann A. Saiger
    Quelle: Sonderausgabe IX/2004 des Börsenbriefes "Der Goldbrief"



» Über diesen Artikel Diskutieren!



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"