Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Turbulenzen bei den US T-Bonds

16.04.2007  |  Jim Willie CB
- Seite 2 -
Systemische Preisinflation (bärisch für Bonds)

Wenn die Kosten auf der Arbeitgeberseite und auch die Löhne wirklich weiter steigen sollten, dann werden auch Bonds diese inhärente Erosion widerspiegeln. Wenn die Preise der Endprodukte in der Tat weiterhin steigen, dann entsteht weiterer Druck auf die Bonds, eben diese Erosion wiederzugeben.

Der Preisanstieg bei Endprodukten und fertigen Serviceleistungen war hier bisher weniger deutlich als bei Rohstoffen, Materialien, Zubehör und Nahrungsmitteln. Es wird Druck sowohl auf Firmen als auch auf Haushalte ausgeübt, man kann sogar von einem weiterhin anhaltenden Sterben der Mittelklasse sprechen.

Falls sich die systemische Preisinflation unangenehmer als in den letzten Jahren auswirkt, würde sich das sehr zerstörerisch auf Bonds und gut auf Gold auswirken - das wäre zudem ein wirklicher Rückschritt zur Situation der 70er Jahre. Außer Behauptungen, kann bisher sehr wenig Konkretes über die letzte Dekade ausgesagt werden. Wenn man sieht, wie niedrig die Langzeitraten in den letzten Jahren geblieben sind, dann ist dies das genaue Gegenteil der 70er Jahre. Das könnte sich ändern und die ohnehin angeschlagenen Bonds würden einen kräftigen Hieb bekommen, die Zinssätze steigen und Investoren würden ermutigt werden, sich gegen die Preisinflation abzusichern.


Handelskrieg mit China (bärisch für Bonds)

Vieles kann sich verändern und zwar sehr schnell, wenn ein Handelskrieg mit China ausbricht. Das sage ich nun schon seit 3 Jahren.

Ein offener, handfester und zerstörerischer Handelskrieg. Ein solcher Krieg würde den Handel von Konsumgütern und selbst Serviceleistungen lähmen, indem das Angebot einfach abgeschnitten wird. Das Resultat wären steigende Inlandspreise und steigende Inflation. Dies würde sich in den Bonds widerspiegeln. Die Politik fürchtet sich davor, dem Wähler hinsichtlich Arbeitslosigkeit und unsicherer Arbeitsituation noch mehr Angst einzujagen. Der Schutz der Wähler würde weiter steigenden Endproduktpreise und höhere Löhne mit sich bringen. Die schlimmeren Seiten eines Handelkrieges würden sich in den Vergeltungsaktionen Chinas zeigen: Strafe und Vergeltung durch den Verkauf von US-T-Bonds.

Sie hörten 1.000 Mrd. $ US-Schatzanweisungen, US-Hypothekenbonds, US-Corporate-Bonds und mehr noch (Euro-Wertpapiere, Pfund-Wertpapiere). Angesichts eines Handelkrieges gäbe nur wenig Gutes für US-T-Bonds. Neue Gebühren würden erhoben werden, Schutzsanktionen erlassen, Hafenarbeiterstreiks würden inszeniert und Konsumentenboykotts aufgeführt werden. "Wie du mir, so ich dir" würde an der Tagesordnung stehen und beide Seiten verlören dabei.

Nach meiner Einschätzung ist der Handel mit China seit 2001 sehr einseitig gewesen. Die USA verlieren Arbeitsplätze, Investitionsgrundlagen, verlieren ihr Kapital und erfahren einen Abschwung, während in China Arbeitsplätze entstehen, Investitionsgrundlagen ausgebaut werden, Kapital zufließt und der Aufschwung herrscht. Jeden Ökonomen, der behauptet, die Handelbeziehungen beider Länder wären ausgeglichen und gut für beide Seiten, muss man für bestochen erklären (Checks oder Einfluss des Arbeitgebers) oder für extrem inkompetent (schlechtes Analysevermögen, Unfähigkeit Zusammenhänge zu durchschauen).


Langzeitbetrachtung

Beim Blick auf die 10jährigen US-Schatzanweisungen scheint es, als ob die untere Line berührt wurde. Wir befinden uns an einem kritischen Punkt. Der stochastische Kreis im unteren Chartabschnitt zeigt, dass die Kurve das Potential zum Abschwung hat. Chartanalysten nennen dies einen potentiellen stochastischen Übergang, der bezeichnend für einen kommenden Abschwung ist. Die Erträge aus den Bonds würden dann fallen. Wir haben also ein bullisches Signal für US-T-Bonds.

Open in new window


Geopolitisches Risiko

Hier kommen die Wildcards. Die Erholung des US-T-Bond im März wurde von vielen fälschlicherweise als Flucht in die Sicherheit und Qualität (oder zu ähnlichen achtlosen Beschreibungen) gewertet. Das Haushaltsdefizit der USA wird bald schon an der nächsten Billiarde kratzen, trotz aller Lügen von einem sinkenden Defizit.

Das Leistungsbilanzdefizit hat sich bei einem Niveau stabilisiert, das man auch als tödliche Blutung bezeichnen könnte. Das Handelsdefizit hat sich etwas verringert, da die Importe beschränkt wurden, was wiederum auf eine langsamere US-Wirtschaft verweist. Wenn das US-Bankensystem, dessen Anlagen zu 40% auf Hypotheken basieren, an einem Krebsgeschwür leidet, wie ist es dann noch möglich, dass dieses System irgendetwas mit Sicherheit zu tun hat?

Mit überschuldeten und schnell verfallenden Hypotheken sieht die US-Heimatfront aus wie eine von krebsgeschwürigen Wächtern gesicherte Inselgruppe. Dann ist das US-Militär wieder im Ausland unterwegs angesichts eines neu angestifteten oder zu unterdrückenden Konflikts. Ihre Aktivitäten stimmen die Menschen selten positiv oder bringen gar neue Freunde.

Die ganze Welt nimmt die USA als ein Land mit einer unangefochtenen militärischen Streitmacht wahr, als ein Land, das jedoch genauso unangefochten verletzlich in finanzieller Hinsicht ist.

Vergessen sie für einen Moment, dass diese Schwäche in einer chronischen Inflation, Haushaltsdefiziten, dem verlorenen Produktionsstandort, der Konsumorientierung sowie unproduktiven Militärausgaben begründet liegt. Denken sie eher an das Potential, das sich den Feinden der USA an der finanziellen Flanke bietet - an der großen Achillessehne. Es ist inzwischen Mode geworden, Öl in Euros oder Rubel zu bezahlen. Selbst Norwegen verkauft Brent Crude in Eurotransaktionen.

Vielleicht war der Irakkrieg zum Teil dadurch motiviert, Saddam Hussein vom Verkauf von Öl nach Euro-Art abzuhalten. Könnte die Praxis der Iraner, Öl in Euro zu verkaufen, einen Krieg beschleunigen? Möglich ist das. Man könnte davon ausgehen, dass ein geopolitischer Schlag gegen die USA mit dem Ausverkauf des US-Dollars geführt werden könnte. Die Rückenseite, die in die Finanzmärkte einbezogen ist, sind die US-Schatzanweisungen. Dies ist wahrscheinlich ein deutlich negativer Punkt für US-T-Bonds, es übertrifft letztendlich jedes Gefühl von Sicherheit und Qualität.


Wild Card - Geldwäsche bei Hypothekenbonds

Der letzte Punkt, ohne Beweise, aber auf dringenden Verdacht. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Goldman Sachs und das Finanzministerium für über zwei Jahre im Geldwäscheskandal um die Unternehmens-Bonds von Fannie Mae und Freddie Mac involviert waren.

Man sollte immer daran denken, sie taten dies für das Allgemeinwohl aber gerade Wall-Street-Firmen haben hier um einiges besser durch Schmiergelder verdient. Wenn wir jemals einen Einblick in die Vorgänge bekommen, dann wird es mehr Rettungsaktionen für New-York-City-Banken und Wall-Street-Firmen geben sowie Alibipolitik für die US-Öffentlichkeit und Eigenheimbesitzer. Die wahren Akteure der Sache um den dicken Freddie und die noch dickere Fannie werden wir wohl nie zu Gesicht bekommen.

Nach zweijähriger Arbeit der Sequester plus verdeckte Untersuchungen einer unzählbaren Menge von Bilanzen, wissen wir nur unheimlich wenig über die schmierige F&F-Geschichte. Wenn sie das Schlechteste vermuten, dann sind sie wahrscheinlich näher an der Wirklichkeit. Auch wenn die Geldwäsche die F&F-Bonds wie durch ein Wunder in stabile US-T-Bonds verwandelte (das war damals der öffentlich geäußerte Wunsch Alan Greenspans), so ist immer noch nicht klar, was eine solches gesetzwidriges Verhalten am Kreditmarkt anrichtet. Eine Sache ist sicher: Es unterminiert das Vertrauen in das US-Schatzbriefsystem und den US-Dollar an sich. Das ist keinesfalls bullisch für Bonds, da das wahre Wesen des US-Verschuldung eher der Verschuldung der Dritten Welt gleicht.


© Jim Willie CB



Falls sie den kostenpflichtigen Researchbericht abonnieren wollen, besuchen sie die Website von Jim Willie: www.GoldenJackass.com. Die Reporte behandeln unter anderen auch eine Reihe von Smallcap-Firmen, die bald wie Baukräne aus dem Boden schießen werden. Das wird weitergehen, solange es die panischen Versuche gibt, ein nicht mehr zu stützendes System zu unterstützen - ein System in dem viel Ungleichgewicht herrscht, verstärkt durch den Einfluss der Kräfte des globalen Dorfes. Verräterische Zentralbänker und Scharlatanerie treibende Wirtschaftsberater haben ein aus historischer Sicht noch nicht da gewesenes Durcheinander verursacht. Ihr Eingreifen hat das Weltfinanzsystem unwiderruflich verändert und beschädigt. Der Report umfasst weiterhin Analysen zum Thema Gold, Rohöl, US-Dollar, Anleihen sowie Analysen zum marktinternen Kräftespiel zwischen US-Ökonomie und zur US-Notenbank. Sie finden hier auch ein paar wenige aber wichtige geopolitische Fakten. Die Artikel dieser Ausgabe dienen zu Promotionszwecken, dies ist eine unverhohlene Geste, den Leser zum Abonnement einzuladen.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"