Am Ende siegt das Gold
22.04.2007 | Manfred Gburek
Der Goldpreis zieht, Unterbrechungen wie am vergangenen Donnerstag zum Trotz, weiter auf und davon. Beim Aufwärtstrend wird es bleiben, auch wenn nochmalige Unterbrechungen so gut wie sicher sind. Eine plausible Erklärung für den Trend besteht zwar in der Schwäche des Dollars, aber das ist noch nicht alles, denn der Goldpreis steigt ja auch in anderen Währungen. Er spiegelt die Erwartung internationaler Anleger wider, dass ihr in Dollar-, Euro-, Franken-, Yen-, Yuan- und sonstigen Währungen investiertes Geld an Kaufkraft verlieren wird. Mal ist diese Erwartung ausgeprägt, mal nicht.
Dieses Mal ist sie sehr ausgeprägt, weil der Kaufkraftverlust der Leitwährung Dollar etwas Besonderes ist: Leitwährung bedeutet ja unter anderem, dass das ganze Währungssystem - neben Gold und etwas Euro - auf dem Dollar basiert, dass also zum Beispiel die Währungsreserven Deutschlands, Frankreichs, Italiens und anderer europäischer Ländern zu einem erheblichen Teil - je nach der Dollar-Gold-Relation mal unter, mal über 50 Prozent - aus der US-Währung bestehen, die Währungsreserven der Ölländer des Nahen Ostens zu einem noch höheren Prozentsatz, die Japans und Chinas sogar zu über 90 Prozent. Das heißt, mit dem Dollarverfall werden all diese und viele andere Länder ärmer.
Fatal daran ist, dass sie nichts dagegen unternehmen können, außer ihre Goldbestände zu schonen (wie die Europäer mit ihrer vorzeitig bis 2009 verlängerten Option auf die Begrenzung von Goldverkäufen) und/oder mehr in Euro zu diversifizieren (wie im Nahen und Fernen Osten). Würden sie dagegen ihre Bestände an Gold massiv aufstocken und dadurch dessen Preis in Schwindel erregende Höhen treiben, wäre es um das jetzige Währungssystem geschehen. Denn dies dürfte mit einer Wirtschaftskrise einher gehen, wie sie die Welt noch nie erlebt hat. Eine solche Entwicklung kann niemand wollen.
Worin besteht die Alternative? In dem, was bereits passiert: in einer Art weltweiter Sozialisierung der Verluste durch die Dollar-Abwertung. Dieser Prozess geht schleichend voran, sodass anfangs kaum jemand seine Konsequenzen zu spüren bekommt. Erst später, wenn er sich beschleunigt, kommt es zu Opfern, etwa in der exportstarken deutschen Autoindustrie, bei französischen Winzern, japanischen Laptopherstellern und chinesischen Handyproduzenten. Deren Arbeitnehmer werden daraufhin abgefunden oder entlassen, die verbleibenden finanziellen Opfer trägt in Europa der Staat, in anderen Ländern auch der Familienverbund. Daraufhin erhöht der Staat die Steuern, oder er verschuldet sich weiter.
Das alles kam in den vergangenen Jahrzehnten schon mehrfach vor, und am Ende gab es immer eine Lösung, die aus Kompromissen bestand, mal in Form von Sonderziehungsrechten (1967), mal als Ende der Goldeinlösungspflicht durch die USA (1971), mal in Gestalt von Brady-Bonds (80er Jahre), mal als Goldleihe (90er Jahre). Nur sind dieses Mal die Dimensionen gewaltiger: Während zum Beispiel Brasilien 2002 gerade noch vor einem Kollaps bewahrt werden konnte, gelang dies bei Argentinien nicht. Die Folge: Wer Argentinien-Anleihen besaß, erlitt Verluste. Betroffen waren nicht allein Großanleger, sondern zahlreiche kleine Sparer, darunter auch viele deutsche. Und nun stelle man sich vor, ein Land mit noch mehr Schulden als damals Argentinien geriete in ähnliche Zahlungsschwierigkeiten, sei es eines in Fernost (wie vor knapp zehn Jahren sogar mehrere asiatische Länder), sei es Russland (ein Jahr später).
Man würde es sich zu einfach machen, daraus unmittelbar auf Gold als ultimativen Krisenschutz zu schließen; immerhin fungiert als solcher in bestimmten Zeiten immer wieder auch der Dollar. Doch wie wäre es mittelbar? Angenommen, die USA lassen den Dollar zunächst so abgleiten, dass man irgendwann 2007 oder 2008 für einen Euro 1,50 Dollar erhält. Dann dürfte der Euro daraufhin über kurz oder lang allein schon deshalb real an Kaufkraft verlieren, weil die durch drastisch sinkende Exporte geschwächte europäische Wirtschaft keinen starken Euro mehr vertrüge.
Wenn es die USA in diesem Fall auf einen Abwertungswettlauf zur Stärkung ihrer Wirtschaft ankommen ließen, wie dies zu Beginn der 30er Jahre vor allem zwischen europäischen Ländern geschah, würde daraus Gold - wie damals - mittelbar als Sieger hervorgehen. Nur dürfte dieses Mal alles viel schneller gehen; denn heute gibt es, anders als seinerzeit mit dem so genannten amtlichen Goldpreis, einen regen freien Goldhandel rund um die Uhr.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Dieses Mal ist sie sehr ausgeprägt, weil der Kaufkraftverlust der Leitwährung Dollar etwas Besonderes ist: Leitwährung bedeutet ja unter anderem, dass das ganze Währungssystem - neben Gold und etwas Euro - auf dem Dollar basiert, dass also zum Beispiel die Währungsreserven Deutschlands, Frankreichs, Italiens und anderer europäischer Ländern zu einem erheblichen Teil - je nach der Dollar-Gold-Relation mal unter, mal über 50 Prozent - aus der US-Währung bestehen, die Währungsreserven der Ölländer des Nahen Ostens zu einem noch höheren Prozentsatz, die Japans und Chinas sogar zu über 90 Prozent. Das heißt, mit dem Dollarverfall werden all diese und viele andere Länder ärmer.
Fatal daran ist, dass sie nichts dagegen unternehmen können, außer ihre Goldbestände zu schonen (wie die Europäer mit ihrer vorzeitig bis 2009 verlängerten Option auf die Begrenzung von Goldverkäufen) und/oder mehr in Euro zu diversifizieren (wie im Nahen und Fernen Osten). Würden sie dagegen ihre Bestände an Gold massiv aufstocken und dadurch dessen Preis in Schwindel erregende Höhen treiben, wäre es um das jetzige Währungssystem geschehen. Denn dies dürfte mit einer Wirtschaftskrise einher gehen, wie sie die Welt noch nie erlebt hat. Eine solche Entwicklung kann niemand wollen.
Worin besteht die Alternative? In dem, was bereits passiert: in einer Art weltweiter Sozialisierung der Verluste durch die Dollar-Abwertung. Dieser Prozess geht schleichend voran, sodass anfangs kaum jemand seine Konsequenzen zu spüren bekommt. Erst später, wenn er sich beschleunigt, kommt es zu Opfern, etwa in der exportstarken deutschen Autoindustrie, bei französischen Winzern, japanischen Laptopherstellern und chinesischen Handyproduzenten. Deren Arbeitnehmer werden daraufhin abgefunden oder entlassen, die verbleibenden finanziellen Opfer trägt in Europa der Staat, in anderen Ländern auch der Familienverbund. Daraufhin erhöht der Staat die Steuern, oder er verschuldet sich weiter.
Das alles kam in den vergangenen Jahrzehnten schon mehrfach vor, und am Ende gab es immer eine Lösung, die aus Kompromissen bestand, mal in Form von Sonderziehungsrechten (1967), mal als Ende der Goldeinlösungspflicht durch die USA (1971), mal in Gestalt von Brady-Bonds (80er Jahre), mal als Goldleihe (90er Jahre). Nur sind dieses Mal die Dimensionen gewaltiger: Während zum Beispiel Brasilien 2002 gerade noch vor einem Kollaps bewahrt werden konnte, gelang dies bei Argentinien nicht. Die Folge: Wer Argentinien-Anleihen besaß, erlitt Verluste. Betroffen waren nicht allein Großanleger, sondern zahlreiche kleine Sparer, darunter auch viele deutsche. Und nun stelle man sich vor, ein Land mit noch mehr Schulden als damals Argentinien geriete in ähnliche Zahlungsschwierigkeiten, sei es eines in Fernost (wie vor knapp zehn Jahren sogar mehrere asiatische Länder), sei es Russland (ein Jahr später).
Man würde es sich zu einfach machen, daraus unmittelbar auf Gold als ultimativen Krisenschutz zu schließen; immerhin fungiert als solcher in bestimmten Zeiten immer wieder auch der Dollar. Doch wie wäre es mittelbar? Angenommen, die USA lassen den Dollar zunächst so abgleiten, dass man irgendwann 2007 oder 2008 für einen Euro 1,50 Dollar erhält. Dann dürfte der Euro daraufhin über kurz oder lang allein schon deshalb real an Kaufkraft verlieren, weil die durch drastisch sinkende Exporte geschwächte europäische Wirtschaft keinen starken Euro mehr vertrüge.
Wenn es die USA in diesem Fall auf einen Abwertungswettlauf zur Stärkung ihrer Wirtschaft ankommen ließen, wie dies zu Beginn der 30er Jahre vor allem zwischen europäischen Ländern geschah, würde daraus Gold - wie damals - mittelbar als Sieger hervorgehen. Nur dürfte dieses Mal alles viel schneller gehen; denn heute gibt es, anders als seinerzeit mit dem so genannten amtlichen Goldpreis, einen regen freien Goldhandel rund um die Uhr.
© Manfred Gburek
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