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Ein echtes Dilemma

27.11.2019  |  Theodore Butler
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Es gibt ein weiteres Thema aus der neuen Anklageschrift. Es bestätigt etwas anderes, das ich früher behauptet habe: Das US-Justizministerium hat sich JPMorgans Unternehmensinteresse angepasst. Es spielt die Rolle des Feldwebels Schultz aus "Ein Käfig voller Helden" und schützt vor, dass die Geschäftsleitung überhaupt keine Kenntnis von den mehreren Tausend Fällen illegaler Handelsaktivitäten ihrer langjährigen Edelmetall-Trader besaß. Eingebettet in die Anklageschrift ist die Botschaft, dass die Trader ohne Kenntnis der Bankengeschäftsleitung über die Vorgänge, die mehr als ein Jahrzehnt andauerten, handelten.

Mit anderen Worten: Das US-Justizministerium hilft der Bank bei ihrem Versuch, die Trader den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen und spielt dabei mit, dass die Geschäftsleitung nichts sah, nichts hörte und nichts wusste. Das ist aus mehreren Gründen absurd; nicht zuletzt, weil JPMorgan dafür bekannt ist, eines der am besten verwalteten US-Finanzinstitute zu sein und dass sein CEO als involvierter und zupackender Manager gilt und dass diese wiederholten illegalen Trading-Handlungen mehr als ein Jahrzehnt andauerten.

Ich schickte der Bank persönlich jeden einzelnen meiner Artikel (mehr als Tausend) zu, in denen ich JPMorgans Manipulation von Silber und Gold in all der Zeit ausbuchstabierte, und davor verständigte ich seinen Board of Directors und den ehemaligen Leiter der Rechtsabteilung.

All das bringt mich zu einem persönlichen Dilemma, dessen Ausgang außerhalb meiner Kontrolle liegt. Das ist kein Spaß (wie dabei zuzusehen, wie Ihre Schwiegermutter in Ihrem neuen Porsche über eine Klippe fährt), sondern ein echtes Dilemma, dessen Lösung von enormer Bedeutung für eine große Vielfalt wichtiger Themen ist.

Mir ist bewusst, dass das US-Justizministerium, wie die CFTC vorher, mit Absicht den kritischsten Aspekt von allen vermeidet; nämlich, ob JPMorgan als Institution über zehn Jahre lang den Silber- und Goldmarkt auf die Art manipulierte, wie ich sie beschrieb (nie einen Verlust in Kauf nehmen und riesige Vorräte an physischem Metall akkumulieren).

Mein Dilemma ist folgendes - ich bin zwar frustriert, dass das US-Justizministerium das Offensichtliche ignoriert, doch gleichzeitig verstehe ich die absichtliche Vermeidung (und stimme ihr zu).

Es wäre zwar rechtsstaatlich gesehen das Richtige, wenn das US-Justizministerium (und die CFTC) hart gegen JPMorgan vorgehen würde. Es würde auch meinem Lebenswerk der Enthüllungen einen Abschluss und Genugtuung geben sowie die Manipulation von Silber (und Gold) beenden. Doch ich fürchte die weitergehenden Konsequenzen eines solchen Durchgreifens.

Ich glaube fest daran, dass eine Untersuchung des US-Justizministeriums von JPMorgans Rolle als Unternehmen in der Silber- und Goldmanipulation letztendlich dazu führt, dass JPMorgan als aktives Unternehmen aufhört zu existieren. Die Konsequenzen und Auswirkungen davon würden zu unbeschreiblichen Kollateralschäden für die Wirtschaft, das Finanzsystem und die Bürger der USA führen. Ich bin nicht übertrieben dramatisch - so fühle ich und das ist das Herzstück meines Dilemmas.

Von meinem Standpunkt aus wäre die beste Lösung an diesem Punkt, dass die Manipulation ohne offiziellen Verweis auf JPMorgans Silber- und Goldmanipulation endet und dass die Preise, insbesondere für Silber, freigegeben werden. Und ich erwarte auch, dass genau das passieren wird, obwohl ich Ihnen noch nicht genau sagen kann, wann es passieren wird.

Natürlich sind die meisten lediglich daran interessiert, wann diese Manipulation enden wird. Wie ich annehme, ist dies an und für sich ein weiteres Dilemma in dem Sinne, dass bei einem neuerlichen stärkeren Rückgang des Silber- und Goldpreises, die letzte Aufwärtsbewegung aufgestellt wird. Aber wer würde schon nach all dieser Zeit eine weitere absichtliche Preissenkung erdulden wollen?

Wie ich zuvor anmerkte, war das Hauptmerkmal der letzten und anderen kürzlichen Commitments-of-Traders-Berichte (COT-Berichte) meiner Meinung nach die ungewöhnlich hohe Anzahl der Short-Positionen in Silber sowie Gold, die JPMorgan deckte, vor allem im Vergleich zur fehlenden Deckung von Short-Positionen der Commercials im Allgemeinen.

Sollte es einen stärkeren Preisrückgang zusätzlich zur Notwendigkeit aggressiverer Verkäufe und Leerverkäufe des Managed Money, die den Preis drücken, und den Käufen der Commercials, die diese Verkäufe bedienen, geben, dann ist zu erwarten, dass sich JPMorgan sicherlich an den Käufen der Commercials beteiligen würde. Daher ist zu erwarten, dass JPMorgan bei einem Preisrückgang sogar noch mehr Silber- und Goldfutures an der COMEX kauft als bisher.

Ich sehe dabei folgendes Problem: Es ist eine Sache, wenn das US-Justizministerium aus Sorge um Folgen für die Allgemeinheit nicht hart gegen JPMorgan durchgreift. Doch muss das US-Justizministerium JPMorgan derart verhätscheln, dass es an diesem Punkt sogar noch mehr Gewinne machen darf? Hat das US-Justizministerium so wenig Sinn für Anstand und Interesse an Rechtsstaatlichkeit, dass es JPMorgan erlauben würde, noch mehr als bisher in die eigene Tasche zu wirtschaften?


© Theodore Butler
www.butlerresearch.com



(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.)
Der exklusiv für GoldSeiten.de übersetzte Artikel wurde am 21.11.2019 auf der Webseite www.silverseek.com veröffentlicht.



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