Wirtschaftlicher Kummer steht bevor
28.12.2019 | Michael Pento
Der weltweite Markt der festverzinslichen Papiere hat ein derartig manisches Niveau erreicht, dass Schrottanleiherenditen nun deutlich niedriger gehandelt werden als einst Investment-Grade-Schuldverschreibungen. Investment-Grade-Unternehmensschuldenrenditen befanden sich vor der großen Rezession nahe 6%. Doch Twitter gab gerade 8-jährige Anleihen im Wert von 700 Millionen Dollar zu einer Rendite von nur 3,875% aus. Das ist eine wahnsinnig niedrige Rate, selbst für Investment-Grade-Unternehmensschulden. Doch die Bonitätsbeurteilung dieser Anleihen beläuft sich auf BB+, was im Übrigen in die Schrottanleihekategorie fällt.
Man muss sich fragen, wie fragil die Welt der festverzinslichen Wertpapiere geworden ist, wenn sich Investoren dabei fast zerfleischen, Geld acht Jahre lang in ein Schrott-bewertetes Unternehmen zu investieren, das lediglich eine Rendite von 1,5 Prozentpunkten über der aktuellen Inflationsrate anbietet. Und zudem in ein Unternehmen, das in der Technologiebranche tätig ist; ein Sektor, der sich extrem rapide und mit hoher Aussterberate entwickelt.
Oh und im Übrigen hat Twitter in seinem letzten Quartalsbericht sowohl den angepeilten Umsatz als auch die anvisierten Erträge verfehlt. Nichtsdestotrotz war diese Ausgabe so überzeichnet, dass die Dollarmenge des Angebots nur wenige Tage, bevor sie an den Markt floss, durch 100 Millionen Dollar unterstützt wurde.
Dieser Wahnsinn ist im Eurogebiet sogar noch schlimmer, wo Schrottanleihen üblicherweise mit Renditen von nur etwa 1,5% ausgegeben werden - wobei manche sogar bezahlt werden, um Geld zu leihen. Und es war zu erwarten, dass man europäische Investment-Grade-Unternehmensschulden findet, die Renditen unter Null abwerfen.
Bloombergs Recherchen deuten darauf hin, dass sich die durchschnittliche Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe von den 1960er Jahren bis 2007 auf 7,3% belief. Die Wall Street erklärt diese Anomalie, indem sie behauptet, dass niedrige Renditen gerechtfertigt seien, da es keine Inflation gäbe. Doch das Bureau of Labor Statistics (BLS) zeigt klar, dass sich die Kern-Verbraucherpreisinflation im Jahresvergleich auf 2,3% beläuft und seit fast zwei Jahren über 2% lag!
Demnach kann die Lüge der Wall Street über die Existenz niedriger Inflation den Zustand der rekordniedrigen Zinsen nicht erklären. Und die Tatsache, dass die USA nun ein Schulden-BIP-Verhältnis von 106% besitzen - der höchste Wert seit Ende des Zweiten Weltkrieges - erklärt sie auch nicht.
Negative Rendite der 10-jährigen Anleihen in Europa und Japan können ebenfalls nicht durch außerordentliche fiskalpolitische Vorsicht erklärt werden. Das EU-Verhältnis zwischen Schulden und BIP liegt bei fast 90%, was 20 Prozentpunkte höher ist als damals, als der Maastricht-Vertrag 1993 in Kraft trat. Japans Schulden-BIP-Verhältnis beläuft sich auf 240%, was der höchste bisherige Wert ist.
Rekordniedrige Zinsen sollten eine Funktion der rekordniedrigen Inflationsrate und Haushaltsüberschüsse sein. Doch die weltweiten Regierungen fallen bei beidem durch. Nicht nur das; die zukünftigen Aussichten scheinen noch düsterer. Zentralbanken versprechen sogar mehr Inflation, wenn Schulden und Defizite zeitgleich zunehmen.
Nach dem großen Wirtschaftskollaps 2008 haben wir einige Erschütterungen des großen Zinserdbebens erlebt, das vor uns liegt. Im Jahr 2012 beobachteten wir, wie der Anleihemarkt während der EU-Schuldenkrise explodierte. Die Zinsen stiegen im Großteil Europas, während Anleiheinvestoren überzeugt davon waren, dass systematische Staatsschuldenzahlungsausfälle bevorstanden. Das brachte den damaligen Vorsitzenden der EZB, Mario Draghi, dazu, in Angriff zu nehmen, was auch immer notwendig sei, um die Zinsen nach unten zu drücken. Er versprach Billionen Euro zu drucken und genügend Schulden zu erwerben, bis Investoren gewillter dazu waren, EZB-Wetten einzugehen, anstatt sich über Zahlungsausfälle zu sorgen.
Dann, im Jahr 2014, gab es eine große Wachstumshysterie in China, was für ein Drittel des Weltwirtschaftswachstum verantwortlich ist. China startete einen massiven Infrastrukturplan über 10 Billionen RMB, um seine stockende Wirtschaft anzukurbeln. Die USA führten zudem eine Steuerkürzung und ein Anreizpaket durch, was dem Defizit über ein Jahrzehnt geschätzte zwei Billionen Dollar hinzufügen würde. Die Dinge entwickelten sich eine Zeit lang gut, wobei weltweite fiskalpolitische und geldpolitische Stimuli auf Hochtouren stattfanden.
Doch Ende 2018 fielen die Dinge wieder langsam auseinander, als die Geldmarktsätze wieder in die Höhe schnellten. Die Fed hatte die Zinsen erhöht und ihre Bilanz reduziert. Sie erhöhte den Leitzins nur um 2,5 Prozentpunkte über die Nulllinie und verkaufte einige hundert Milliarden Dollar ihrer Assets. Das sorgte dafür, dass der Aktienmarkt einbrach und die Kreditmärkte stillstanden. Der halbherzige Versuch von Jerome Powell, die Geldpolitik wieder zu normalisieren, brachte das gesamte Wirtschaftskonstrukt ins Wanken.
Dieser Chart von Sprott Asset Management LP illustriert, wie schwach der weltweite Versuch hin zur Normalisierung tatsächlich war und wie Zentralbanker in ihre eigene Falle verwickelt wurden.
Man muss sich fragen, wie fragil die Welt der festverzinslichen Wertpapiere geworden ist, wenn sich Investoren dabei fast zerfleischen, Geld acht Jahre lang in ein Schrott-bewertetes Unternehmen zu investieren, das lediglich eine Rendite von 1,5 Prozentpunkten über der aktuellen Inflationsrate anbietet. Und zudem in ein Unternehmen, das in der Technologiebranche tätig ist; ein Sektor, der sich extrem rapide und mit hoher Aussterberate entwickelt.
Oh und im Übrigen hat Twitter in seinem letzten Quartalsbericht sowohl den angepeilten Umsatz als auch die anvisierten Erträge verfehlt. Nichtsdestotrotz war diese Ausgabe so überzeichnet, dass die Dollarmenge des Angebots nur wenige Tage, bevor sie an den Markt floss, durch 100 Millionen Dollar unterstützt wurde.
Dieser Wahnsinn ist im Eurogebiet sogar noch schlimmer, wo Schrottanleihen üblicherweise mit Renditen von nur etwa 1,5% ausgegeben werden - wobei manche sogar bezahlt werden, um Geld zu leihen. Und es war zu erwarten, dass man europäische Investment-Grade-Unternehmensschulden findet, die Renditen unter Null abwerfen.
Bloombergs Recherchen deuten darauf hin, dass sich die durchschnittliche Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe von den 1960er Jahren bis 2007 auf 7,3% belief. Die Wall Street erklärt diese Anomalie, indem sie behauptet, dass niedrige Renditen gerechtfertigt seien, da es keine Inflation gäbe. Doch das Bureau of Labor Statistics (BLS) zeigt klar, dass sich die Kern-Verbraucherpreisinflation im Jahresvergleich auf 2,3% beläuft und seit fast zwei Jahren über 2% lag!
Demnach kann die Lüge der Wall Street über die Existenz niedriger Inflation den Zustand der rekordniedrigen Zinsen nicht erklären. Und die Tatsache, dass die USA nun ein Schulden-BIP-Verhältnis von 106% besitzen - der höchste Wert seit Ende des Zweiten Weltkrieges - erklärt sie auch nicht.
Negative Rendite der 10-jährigen Anleihen in Europa und Japan können ebenfalls nicht durch außerordentliche fiskalpolitische Vorsicht erklärt werden. Das EU-Verhältnis zwischen Schulden und BIP liegt bei fast 90%, was 20 Prozentpunkte höher ist als damals, als der Maastricht-Vertrag 1993 in Kraft trat. Japans Schulden-BIP-Verhältnis beläuft sich auf 240%, was der höchste bisherige Wert ist.
Rekordniedrige Zinsen sollten eine Funktion der rekordniedrigen Inflationsrate und Haushaltsüberschüsse sein. Doch die weltweiten Regierungen fallen bei beidem durch. Nicht nur das; die zukünftigen Aussichten scheinen noch düsterer. Zentralbanken versprechen sogar mehr Inflation, wenn Schulden und Defizite zeitgleich zunehmen.
Nach dem großen Wirtschaftskollaps 2008 haben wir einige Erschütterungen des großen Zinserdbebens erlebt, das vor uns liegt. Im Jahr 2012 beobachteten wir, wie der Anleihemarkt während der EU-Schuldenkrise explodierte. Die Zinsen stiegen im Großteil Europas, während Anleiheinvestoren überzeugt davon waren, dass systematische Staatsschuldenzahlungsausfälle bevorstanden. Das brachte den damaligen Vorsitzenden der EZB, Mario Draghi, dazu, in Angriff zu nehmen, was auch immer notwendig sei, um die Zinsen nach unten zu drücken. Er versprach Billionen Euro zu drucken und genügend Schulden zu erwerben, bis Investoren gewillter dazu waren, EZB-Wetten einzugehen, anstatt sich über Zahlungsausfälle zu sorgen.
Dann, im Jahr 2014, gab es eine große Wachstumshysterie in China, was für ein Drittel des Weltwirtschaftswachstum verantwortlich ist. China startete einen massiven Infrastrukturplan über 10 Billionen RMB, um seine stockende Wirtschaft anzukurbeln. Die USA führten zudem eine Steuerkürzung und ein Anreizpaket durch, was dem Defizit über ein Jahrzehnt geschätzte zwei Billionen Dollar hinzufügen würde. Die Dinge entwickelten sich eine Zeit lang gut, wobei weltweite fiskalpolitische und geldpolitische Stimuli auf Hochtouren stattfanden.
Doch Ende 2018 fielen die Dinge wieder langsam auseinander, als die Geldmarktsätze wieder in die Höhe schnellten. Die Fed hatte die Zinsen erhöht und ihre Bilanz reduziert. Sie erhöhte den Leitzins nur um 2,5 Prozentpunkte über die Nulllinie und verkaufte einige hundert Milliarden Dollar ihrer Assets. Das sorgte dafür, dass der Aktienmarkt einbrach und die Kreditmärkte stillstanden. Der halbherzige Versuch von Jerome Powell, die Geldpolitik wieder zu normalisieren, brachte das gesamte Wirtschaftskonstrukt ins Wanken.
Dieser Chart von Sprott Asset Management LP illustriert, wie schwach der weltweite Versuch hin zur Normalisierung tatsächlich war und wie Zentralbanker in ihre eigene Falle verwickelt wurden.