Die Genialität von JPMorgan
21.01.2020 | Theodore Butler
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Vielleicht wäre es ein besserer Gesichtspunkt, wenn man die Unwahrscheinlichkeit einbezieht, dass JPMorgan eine gleichwertige Papier-Long-Position an der COMEX einnimmt. 900 Millionen Unzen Silber entsprechen 180.000 Silberkontrakten an der COMEX und 25 Millionen Unzen Gold entsprechen 250.000 Goldkontrakten an der COMEX. Es wäre für JPMorgan oder jeden anderen unmöglich, so viele COMEX-Kontrakte zu erwerben, ohne aufzufallen oder größerer Auswirkungen auf den Preis. Unmöglich. Es wäre ebenfalls unmöglich, dass jemand 25 Millionen Unzen physisches Gold in einem Jahr erwirbt, ohne dass es jemand bemerkt oder es Auswirkungen auf den Preis hätte, da dies 25% der gesamten weltweiten jährlichen Minenproduktion darstellen würde. Im Fall von Silber ist es sogar noch abwegiger, dass jemand 900 Millionen Unzen in einem Jahr kaufen könnte, da dies mehr als 100% der weltweiten jährlichen Silberminenproduktion darstellt.
Doch die Verteilung dieser Käufe über die Dauer von neun Jahren macht es durchführbar - 3% der jährlichen Goldproduktion und 10% der jährlichen Silberproduktion. Das ist ein Kinderspiel für eine so kapitalkräftige und fähige Einrichtung wie JPMorgan.
Mit Absicht habe ich es bis zu diesem Punkt vermieden, JPMorgan als das kriminelle Genie zu bezeichnen, für das ich sie schon lange halte. Ich wollte nicht davon ablenken, was die Bank mit ihrem Erwerb von physischem Silber und Gold erreichte und was dies für künftige Preisniveaus bedeutet.
Vermutlich wäre es passend, darauf hinzuweisen, dass das US-Justizministerium den Edelmetall-Trading-Desk von JPMorgan als "kriminelles Unternehmen" bezeichnet hat, bei dem die RICO-Gesetze geltend gemacht wurden. Allerdings habe ich JPMorgans Edelmetalltätigkeiten schon oft als kriminell bezeichnet, lange bevor das US-Justizministerium dazustieß. Außerdem scheint das US-Finanzministerium bisher einen speziellen Fokus auf "Spoofing" zu legen, was ich bei dem, was JPMorgan getan hat, als nebensächlich erachte.
Meine wichtigste Rechtfertigung für den Vorwurf, dass JPMorgan sich im Gold- und Silberhandel kriminell verhält, ist die Tatsache, dass die Bank fast neun Jahre lang ihre riesigen physischen Metallbestände akkumulierte, während sie der größte Leerverkäufer an der COMEX war. Es wäre egal, wenn ich die einzige Person auf der Welt wäre, die das für falsch und kriminell hielte - ich weiß, dass es falsch und kriminell ist. Außerdem sende ich alle meine Vorwürfe an JPMorgan und die Aufsichtsbehörden, doch bisher gab es noch keine Einwände, Drohungen oder Dementis.
Was also bedeutet JPMorgans großartige und kriminell geniale Lösung der Ansammlung von physischem Metall zum Ausgleich ihrer Papier-Short-Position für den zukünftigen Preis? Hätte JPMorgan kein physisches Silber mehr gekauft, als sie 200 Millionen Unzen besaß - was dem früheren Höchstniveaus ihrer Short-Position an der COMEX entsprach - und auch, als es 7,5 Millionen bis 10 Millionen Unzen Gold waren - was ihren früheren höchsten Short-Positionen in Gold an der COMEX entsprach - so wäre ich zu dem Schluss gekommen, dass JPMorgan super-bullisch gegenüber den künftigen Preisen sei.
Doch in Anbetracht dessen, wie JPMorgan jegliche möglichen Niveaus ihrer Short-Position im Gold- und Silberhandel an der COMEX überschritten hat, ist super-bullisch absolut unzureichend, um zum Ausdruck zu bringen, wie bullisch die Situation geworden ist.
Die gewinnbringende Maschine JPMorgan hat die größten im Privatbesitz stehenden physischen Positionen in Silber und Gold überhaupt angesammelt. Es wäre unsinnig zu schlussfolgern, dass sie es nicht aus Profitgründen tat. Normalerweise würde ich sagen, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis JPMorgan entscheidet, Kasse zu machen. Doch selbst diese Aussage ist unzureichend, um zu beschreiben, was bisher geschah.
JPMorgan war so geschickt und hartnäckig bei ihrer Anhäufung von physischem Silber und Gold, dass ihre Goldbestände bereits um fast 9 Milliarden Dollar voraus sind (25 Millionen Unzen mal 350+ Dollar). Und wenn der Goldpreis um weitere 30% auf 2.000 Dollar steigt, wie kürzlich erst vom weltgrößten Hedgefonds Brigdewater Associates prognostiziert, wird sich JPMorgans Gesamtgewinn aus der physischen Long-Position von 25 Millionen Unzen auf 20 Milliarden Dollar belaufen - und das ohne Silber. Doch warten Sie - da ist noch mehr.
Seit fast zwei Jahren schreibe ich von einem kommenden Doppelspiel der anderen großen kommerziellen Leerverkäufern an der COMEX durch JPMorgan. In Wirklichkeit ist das Doppelspiel bereits im Gange und setzt sich fort. Doch das mindert nicht im geringsten, dass den großen kommerziellen Leerverkäufern wahrscheinlich noch viel mehr Schaden durch JPMorgan widerfahren wird.
Vor kurzem schrieb ich über die rekordhohen offenen Verluste in Höhe von mehreren Milliarden Dollar, die bei den sieben größten Leerverkäufern an der COMEX anfielen. Dabei mache ich gleichzeitig darauf aufmerksam, dass JPMorgans Goldbestände bereits 9 Milliarden Dollar vorn sind. Wenn das kein eindeutiger Beweis für ein anhaltendes und höchst erfolgreiches Doppelspiel ist, dann weiß ich auch nicht.