Doug Casey: Was nun? - Singularität oder neues Mittelalter?

An diesem Punkt kann fast alles passieren. Auch wenn sich Technologie langfristig immer als Freund des durchschnittlichen Laien herausstellt, so muss ich leider gestehen, dass dies kurz- bis mittelfristig fragwürdig ist.


International Man: Was wird mit diesem Technologietrend geschehen, wenn es zum präzedenzlosen Zusammenbruch des gesamten Finanzsystems kommt?

Doug Casey: Technologie ist nun sehr kapitalintensiv, deutlicher als in der Vergangenheit.

Es stimmt, dass wissenschaftliche Genies wie Aristoteles, Newton und Einstein keine teure Technologie brauchten, um diejenigen Durchbrüche zu machen, die sie letztlich erlebten. Es ist ebenfalls wahr, dass die Revolution des Computers kein massives Kapital voraussetzte, zumindest nach einem bestimmten Punkt. Steve Jobs gründete ein gigantisches Unternehmen in seiner Garage. Biotechnologie, das nächste technologische Stadium, kann ähnlich billig sein. Beispielsweise kann ein Teenager nur mit seinem Taschengeld Genanpassungen mit CRISPR durchführen.

Es ist möglich, technologische Fortschritte mit relativ geringem Kapital zu machen. Doch heute sind die meisten fortschrittlichen Technologien sehr kapitalintensiv. Wir sprechen hier über Milliarden Dollar für einzelne Maschinen - Dinge wie Hubble-Weltraumteleskope, Quantencomputer, die Internationale Raumstation, der große Hadronen-Speicherring, und der Internationale Thermonuklearer Experimental-Reaktor. Das sind alles Multi-Milliarden-Dollar-Projekte.

Der Großteil von ihnen ist so teuer, dass die Hauptquelle für die Finanzierung der Wissenschaft heutzutage die Regierung ist. Regierungen tun Dinge tendenziell aus politischen, oftmals militärischen Gründen. Das korrumpiert den gesamten Prozess.

Der Zusammenbruch des Finanzsystems wird nicht gut für die Technologie sein. Das Finanzsystem war vor Mitte des 20. Jahrhunderts fast irrelevant für die Wissenschaft. Die Gebrüder Wright brauchten kein komplexes Finanzsystem, um ihre Flugmaschine zu entwickeln. Doch aufgrund der Anzahl an Projekten, die Finanzierung benötigen, ist es nun wichtig geworden.


International Man: Die westliche Welt ist nicht alleine in ihrem Vorstoß zum technologischen Fortschritt.

Präsident Xi hob Chinas aggressive Pläne hervor, Dinge wie KI, 5G, Quantencomputing und andere innovative Technologien zu dominieren.

Was halten Sie von Chinas Rennen um die technologische Dominanz?

Doug Casey: Erst einmal möchte ich sagen, dass seit langem anerkannt ist, dass die Chinesen etwa fünf IQ-Punkte über Europäern liegen. Und nun, da sie nicht länger durch Ideale von Leuten wie dem Vorsitzenden Mao zurückgehalten werden, bewegt sich die Waage nun in ihre Richtung.

Die großen Fortschritte, die sie in den letzten 30 Jahren gemacht haben, sind atemberaubend und real. China hat sich von einem primitiven Land der ignoranten, mittellosen Bauern zu einer der fortschrittlichsten Gesellschaften der Welt entwickelt.

Grund dafür ist jedoch nicht die Tatsache, dass die chinesische Regierung aus Genies besteht. Grund dafür ist vielmehr, dass der durchschnittliche Chinese hart arbeitet und den Großteil dessen, was er verdient, spart. Das sammelt sich zu einem großen Pool an Kapital an. Das sind die guten Neuigkeiten.

Die schlechten Neuigkeiten sind, dass das gesamte Kapital durch das chinesische Bankensystem fließt - das als politisches Vehikel verwendet wird.

Viele der Kredite, die chinesische Banken aufgenommen haben, sind demnach nicht wirtschaftlich. Deswegen werden die Banken entweder zusammenbrechen oder die Chinesen werden ihre Währung zerstören, wenn sie versuchen, die Banken zu retten.