Rohstoff Express: Geben Sie "Roll-Verlusten" keine Chance!
02.05.2007 | Marius Steininger
In der letzten Ausgabe des "Rohstoff Express" schrieben wir: "So hat der - nicht handelbare - Kassapreis für Weizen in US-Dollar in den letzten zehn Jahren zwar um immerhin 30 Prozent zugelegt, eine Strategie monatlich "gerollter" Futures brachte dagegen einen Verlust von 80 Prozent". Offenbar hat eine Vielzahl unserer Leser diese unschöne und auf den ersten Blick unverständliche Erfahrung bereits am eigenen Leib erlebt. Hierfür sprechen die zahllosen E-Mail-Anfragen zu dem Thema mit der Bitte, dieses "Phänomen" doch noch einmal etwas eingehender zu erläutern. Diesem Wunsch unserer Leser kommen wir natürlich gerne nach.
Das Problem
Die meisten Rohstoff-Zertifikate sind als "Open-End-Produkte" konzipiert. Hier besteht häufig die Gefahr von "Rollverlusten", weil als Underlying für die Scheine Rohstoff-Terminkontrakte mit einer begrenzten Laufzeit fungieren. Um sich gegen die Marktentwicklung vollständig abzuhedgen kaufen oder verkaufen die Emittenten von Zertifikaten eine bestimmte Anzahl von Futures. Da diese jedoch irgendwann auslaufen während das Derivat keine Laufzeitbegrenzung hat, müssen die Emittenten ihre Absicherungspositionen kurz vor Fälligkeit glattstellen und stattdessen in einen späteren Kontrakt investieren. Das bezeichnet man als "Rollen". Zur Verdeutlichung: Gegenwärtig dient beispielsweise bei Weizen-Zertifikaten der Juli-Future als Underlying. Die Emittenten derartiger Produkte halten daher entsprechende Long- oder Short-Positionen in dem angesprochenen Kontrakt, um sicherzustellen, dass sie durch Veränderungen des Underlying-Preises keine Verluste erleiden. Da der Juli-Future aber irgendwann ausläuft, müssen die Emittenten ihre diesbezüglichen Hedging-Positionen kurz vor Fälligkeit glattstellen und im Gegenzug September-Kontrakte kaufen oder verkaufen.
Bei Rohstoffen sind die späteren Kontrakte in der Regel teurer als die früheren Futures (Contango). Dies hat zur Folge, dass die Emittenten für die identische Anlagesumme der Investoren weniger neue Kontrakte als alte Kontrakte bekommen. Bei ungehebelten Anlage-Zertifikaten reduziert sich dadurch die so genannte Partizipationsrate. Zunächst bedeutet das für den Inhaber eines solchen Zertifikats noch keinen Verlust. Jedoch muss der Kurs des Weizens zur sofortigen Lieferung tatsächlich auf den erwarteten Wert (Aufschlag des Futures zum Kassapreis) steigen, damit dem Anleger bei Fälligkeit des Kontrakts nicht doch ein Verlust entsteht. Wird öfter in Folge in Contango gerollt, so wird der Betrag, um den der Preis des mit dem Kontrakt gehandelten Weizens steigen muss, zunehmend höher. Und genau das ist häufig nicht der Fall. Ein Extrembeispiel war ein mittlerweile vom Markt genommenes Anlage-Zertifikat auf London-Erdgas der ABN Amro. Obwohl der Preis für Erdgas in 2005 permanent stieg, erlitten die Anleger empfindliche Verluste, weil der Preis eben nicht so stark stieg wie in den Futures eingepreist.
Die Lösung
Wir können daher zumindest bei Rohstoffen die in Contango notieren nur dringend vom Kauf ungehebelter Anlage-Produkte abraten. Einige Emittenten bieten mittlerweile Produkte an, die sich ausschließlich auf Rohwaren in Backwardation (spätere Kontrakte sind billiger als frühere) beziehen. Bei diesen Zertifikaten entstehen statt Rollverlusten immerhin Rollgewinne. Allerdings wäre es ein Trugschluss zu glauben, dass Rohstoffpreise allein wegen des Backwardations quasi automatisch steigen. Da diese Konstruktionen zudem noch recht jung sind, sollte man erst einmal abwarten, ob das Konzept auch längerfristig aufgeht. Am besten "umschiffen" lassen sich die "Rollverluste" durch aktives Kurzfrist-Trading mit Turbo-Zertifikaten: Einsteigen, Gewinn nach zwei bis spätestens drei Monaten mitnehmen und - wenn man weiterhin von steigenden Kursen ausgeht - sich wieder neu engagieren. Natürlich fallen dadurch höhere Transaktionskosten an. Aber durch die Hebelwirkung haben Sie diese locker wieder raus. Jedoch sollte man hinsichtlich der Höhe des Hebels nicht übertreiben. Für eine solche Strategie eignen sich Scheine mit einem Hebel um die drei. Und ganz wichtig: Sie müssen stets über die Märkte auf dem laufenden bleiben. Qualitativ hochwertige Publikationen wie der "Rohstoff Express" (anmelden unter www.derivate-online.de) sollten daher für Sie zur Pflichtlektüre werden.
© Rohstoff-Express-Redaktion - Derivate Magazin www.derivate-online.de
Das Problem
Die meisten Rohstoff-Zertifikate sind als "Open-End-Produkte" konzipiert. Hier besteht häufig die Gefahr von "Rollverlusten", weil als Underlying für die Scheine Rohstoff-Terminkontrakte mit einer begrenzten Laufzeit fungieren. Um sich gegen die Marktentwicklung vollständig abzuhedgen kaufen oder verkaufen die Emittenten von Zertifikaten eine bestimmte Anzahl von Futures. Da diese jedoch irgendwann auslaufen während das Derivat keine Laufzeitbegrenzung hat, müssen die Emittenten ihre Absicherungspositionen kurz vor Fälligkeit glattstellen und stattdessen in einen späteren Kontrakt investieren. Das bezeichnet man als "Rollen". Zur Verdeutlichung: Gegenwärtig dient beispielsweise bei Weizen-Zertifikaten der Juli-Future als Underlying. Die Emittenten derartiger Produkte halten daher entsprechende Long- oder Short-Positionen in dem angesprochenen Kontrakt, um sicherzustellen, dass sie durch Veränderungen des Underlying-Preises keine Verluste erleiden. Da der Juli-Future aber irgendwann ausläuft, müssen die Emittenten ihre diesbezüglichen Hedging-Positionen kurz vor Fälligkeit glattstellen und im Gegenzug September-Kontrakte kaufen oder verkaufen.
Bei Rohstoffen sind die späteren Kontrakte in der Regel teurer als die früheren Futures (Contango). Dies hat zur Folge, dass die Emittenten für die identische Anlagesumme der Investoren weniger neue Kontrakte als alte Kontrakte bekommen. Bei ungehebelten Anlage-Zertifikaten reduziert sich dadurch die so genannte Partizipationsrate. Zunächst bedeutet das für den Inhaber eines solchen Zertifikats noch keinen Verlust. Jedoch muss der Kurs des Weizens zur sofortigen Lieferung tatsächlich auf den erwarteten Wert (Aufschlag des Futures zum Kassapreis) steigen, damit dem Anleger bei Fälligkeit des Kontrakts nicht doch ein Verlust entsteht. Wird öfter in Folge in Contango gerollt, so wird der Betrag, um den der Preis des mit dem Kontrakt gehandelten Weizens steigen muss, zunehmend höher. Und genau das ist häufig nicht der Fall. Ein Extrembeispiel war ein mittlerweile vom Markt genommenes Anlage-Zertifikat auf London-Erdgas der ABN Amro. Obwohl der Preis für Erdgas in 2005 permanent stieg, erlitten die Anleger empfindliche Verluste, weil der Preis eben nicht so stark stieg wie in den Futures eingepreist.
Die Lösung
Wir können daher zumindest bei Rohstoffen die in Contango notieren nur dringend vom Kauf ungehebelter Anlage-Produkte abraten. Einige Emittenten bieten mittlerweile Produkte an, die sich ausschließlich auf Rohwaren in Backwardation (spätere Kontrakte sind billiger als frühere) beziehen. Bei diesen Zertifikaten entstehen statt Rollverlusten immerhin Rollgewinne. Allerdings wäre es ein Trugschluss zu glauben, dass Rohstoffpreise allein wegen des Backwardations quasi automatisch steigen. Da diese Konstruktionen zudem noch recht jung sind, sollte man erst einmal abwarten, ob das Konzept auch längerfristig aufgeht. Am besten "umschiffen" lassen sich die "Rollverluste" durch aktives Kurzfrist-Trading mit Turbo-Zertifikaten: Einsteigen, Gewinn nach zwei bis spätestens drei Monaten mitnehmen und - wenn man weiterhin von steigenden Kursen ausgeht - sich wieder neu engagieren. Natürlich fallen dadurch höhere Transaktionskosten an. Aber durch die Hebelwirkung haben Sie diese locker wieder raus. Jedoch sollte man hinsichtlich der Höhe des Hebels nicht übertreiben. Für eine solche Strategie eignen sich Scheine mit einem Hebel um die drei. Und ganz wichtig: Sie müssen stets über die Märkte auf dem laufenden bleiben. Qualitativ hochwertige Publikationen wie der "Rohstoff Express" (anmelden unter www.derivate-online.de) sollten daher für Sie zur Pflichtlektüre werden.
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