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Neue Altersvorsorgeprodukte mit "Spekulationsfaktor"

18.02.2020  |  Vertrauliche Mitteilungen
Es war und ist das in früheren Jahren durchaus erfolgreiche Modell der deutschen Lebensversicherungswirtschaft, das für die seit mehr als 20 Jahren lautstark propagierte "private Altersvorsorge" in ganz Europa herhalten sollte.

Das Modell bestand im wesentlichen aus der strikten - und genau überwachten - Verpflichtung der Gesellschaften, die ihnen anvertrauten Kundengelder zum größten Teil nur in damals als "sicher" erachteten Schuldverschreibungen anzulegen.

Im Gegenzug konnte die den Versicherungskunden garantierte Rendite (der sogenannte "Garantiezins") stets unter der mit Schuldverschreibungen etc. im Durchschnitt erzielbaren Umlaufrendite liegen und es blieb den Gesellschaften weitgehend freigestellt, darüber hinaus mit - werbewirksamen - Gewinnzuweisungen an die Kunden zu operieren.

Letztlich war damit beiden Seiten gedient. Die Kunden konnten sich an einer meistens im Mittelfeld liegenden Rendite erfreuen, gepaart mit vergleichsweise hoher Sicherheit und einem Todesfallschutz. Und für die meisten Versicherungsgesellschaften blieb immer noch genug übrig, um die Kosten zu decken und einen (oft satten) Gewinn zu machen. Denn auch in diesem Bereich gilt, dies nur zur Erinnerung, daß ein nachhaltig am Markt operierendes Unternehmen auf entsprechende Gewinne angewiesen ist.

Nach Jahren der Nullzinspolitik und des massenhaften "Gelddruckens“ hat sich auch diese Welt längst ins Gegenteil verkehrt. Wenngleich die meisten Gesellschaften den beim jeweiligen Vertragsabschluß zugesagten Garantiezins von Jahr zu Jahr senkten, ging die Umlaufrendite in noch größerem Umfang zurück.

Manche Gesellschaften müssen deshalb schon seit Jahren an die in besseren Zeiten erwirtschaftete Substanz gehen, um die in früheren Jahren eingegangenen Zins-Zusagen überhaupt noch erfüllen zu können. Man muß gewiß kein Finanzexperte sein, um zu erkennen, daß dieses "Spiel“ nicht unbegrenzt lange fortgeführt werden kann.

Für wie ernst die Lage inzwischen auch in politischen Kreisen erachtet wird, zeigt ein kürzlich auf europäischer Ebene geschaffener Rechtsrahmen ("Pan European Pension Product“ - PEPP), mit dem unter Beteiligung der weltweit größten Finanzkonzerne wie Blackrock oder Vanguard der Weg in eine offener gestaltete "europäische Altersvorsorge“ geebnet werden soll.

Der dabei angewandte "Trick“ ist, auf den Punkt gebracht, von recht schlichter Natur: Den Anbietern von "garantierten" Altersvorsorgeprodukten sollen (und dies auch in Deutschland) Neuverträge gestattet werden, die eine aktuell renditeträchtigere Geldanlage (z.B. im Aktienbereich) erlauben. Daß damit im Regelfall auch die potentiellen Risiken steigen, liegt auf der Hand, dürfte aber in den meisten Fällen nur im gesetzlich geforderten Umfang kommuniziert werden.

Gleichwohl dürfte sich PEPP nicht als das nun gepriesene Allheilmittel erweisen. Dies u.a. - und das klingt zunächst erstaunlich - wegen der dort festgeschriebenen Gebühren-Obergrenze, die nach verbreiteter Expertenansicht keine aktiv gesteuerte Anlagepolitik gestattet. Hier kommen nun gerade die US-amerikanischen "Riesen" wie Blackrock usw. ins Spiel, die bei den börsennotierten Indexfonds Weltmarktführer sind.

Dabei wird, kurz gesagt, auf eine aktiv gesteuerte und hinterfragte Anlagepolitik verzichtet und es werden lediglich bestehende Indizes (z.B. DAX oder Dow Jones) computergesteuert eins zu eins abgebildet, ohne auf sich möglicherweise abzeichnende Risiken Rücksicht zu nehmen. PEPP ist deshalb in erster Linie als die Reaktion auf einen Hilferuf der Politik zu sehen, bei der die Lobbyisten der vorgenannten (und weiterer) "Geldanlageriesen" großes Geschick bewiesen.

Der Nutzen für die um ihre Altersvorsorge besorgten Menschen wird sich dagegen in Grenzen halten. Interessenten sei mehr denn je angeraten, sich auch hier vor Vertragsabschluß intensiv mit dem Kleingedruckten zu befassen!


© Vertrauliche Mitteilungen

Auszug aus den "Vertrauliche Mitteilungen", Nr. 437



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