Axel Merk: Coronavirus, etc. - Die Menschen gewöhnen sich an Krisen
17.02.2020 | Mike Gleason
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Doch wir sehen, dass die Leute sich genau aus diesem Grund in Edelmetalle diversifiziert haben. In jedem Bärenmarkt seit Anfang der 70er Jahre hat sich Gold mit einer einzigen Ausnahme - als Volcker die Realzinsen auf ein ziemlich hohes Niveau anhob - gut entwickelt. Da konnte Gold nicht mithalten. Doch aufgrund dieser diversifizierenden Eigenschaft betrachten die Leute Gold als Diversifikation. Und ähnlich die Goldbergbauunternehmen. Goldunternehmen sind offensichtlich extrem volatil. Und die Leute möchten ihren Kuchen haben und diesen essen. In einem Umfeld, in dem "alles" nach oben tendiert, möchten sie ihr Geld nicht diversifizieren, weil sie Dinge zum verkaufen haben und möglicherweise Steuern bezahlen. Und so tendieren sie dazu, sich etwas volatiles wie Edelmetalle zur Diversifikation anzuschaffen. Ich empfehle nicht, dass jeder so etwas tun sollte, doch so etwas können wir beobachten.
Mike Gleason: Bei Volcker war die Zinserhöhung offensichtlich etwas vertretbarer, wenn man den großen Unterschied an Schulden betrachtet, der zwischen damals und heute besteht. Man sollte meinen, dass derartige Zinserhöhungen vollkommen vom Tisch sind, zumindest heutzutage in diesem Ausmaß.
An dieser Stelle möchte ich Sie bitten, Ihre Kristallkugel erneut herauszuholen, Axel, und über Inflation sprechen. Sie haben in einigen Ihrer Antworten auf sie hingedeutet. Ein Großteil von uns hat darauf gewartet, dass die Inflation steigt, doch sie bleibt weiterhin verhalten oder zumindest erscheint es so, wenn man die offiziellen, wenn auch fehlerhaften, von der Regierung ausgegebenen Inflationszahlen betrachtet. Wird 2020 also das Jahr werden, in dem die Inflation volle Fahrt aufnimmt oder wird sie weiterhin so bleiben, wie wir sie derzeit beobachten können?
Axel Merk: Ich denke, dass es ein Vorgang ist. Wir wissen jedoch, dass wir einige Leute von den Seitenlinien gezogen haben, um sich dem Arbeitsmarkt anzuschließen. Wir wissen nur mathematisch, dass es ein Limit geben muss. Und wir haben zahlreiche Charts, die wir betrachten. Wir sind noch nicht an dem Punkt angekommen, was die Inflation angeht. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir ihn dieses Jahr erreichen. Es sei denn, wir werden erneut durch einen Angebotsschock wie dem Coronavirus "gerettet."
Und wenn wir den Punkt erreichen, dann können wir das Volcker-Ding nicht durchziehen, oder zumindest nicht notwendigerweise so weit gehen. Doch dort draußen, in der Unternehmenswelt, gibt es eine Menge Schulden, die sich nahe Schrottniveaus befinden und jeder meint: "Hey, die Fed kann keine Zinsen erhöhen." Und somit kann man die Werkzeuge des letzten Jahres nicht anwenden, um derartige Dinge zu beheben.
Und wenn wir ein Inflationsproblem haben, so meint die Fed, dann wissen sie, wie man es lösen kann. Ich denke nicht, dass Inflation jemals eine gute Sache ist, wenn die Inflation vom Arbeitsmarkt überschwappt... Einer der Gründe, warum die Leute glauben, dass wir diesen Punkt nicht erreichen, ist die Tatsache, dass wir all diesen weltweiten Wettbewerb mit der weltweiten Arbeiterschaft haben. Und ja, somit wird das hinausgezögert. Es wurde deutlich hinausgezögert und vielleicht möchte man es weiterhin hinauszögern.
Für mich besteht das Investieren nicht unbedingt darin, eine Kristallkugel zu besitzen, mit der ich genau weiß, was morgen passieren wird. Es geht vielmehr um Risiken bezüglich dessen, was passieren könnte, um dann das Portfolio zu überprüfen und zu sehen, ob man diese Risiken bedacht hat. Kann ich es mir leisten, bestimmte Risiken zu ignorieren? Und für mich wird es zunehmend schwieriger, das Risiko zu ignorieren, dass Inflation letztlich ein Problem wird, über das wir besorgt sein sollten.
Mike Gleason: Nun, abschließend möchte ich Sie um Ihre Schlussgedanken bitten, Axel, und um einen Einblick der Dinge, die Sie in Zukunft genau betrachten werden und von denen Sie glauben, dass sie die Finanzmärkte beeinflussen könnten.
Axel Merk: Nun, ich denke, wir sollten uns im Kopf behalten, wie kurz unser Gedächtnis ist. Erinnern Sie sich daran, wie angeblich der Dritte Weltkrieg zu Beginn des Jahres ausbrechen sollte. Niemand spricht mehr über den Angriff im Iran. Und ähnlich werden wir mit den Wahlen beschäftigt sein. Ich wäre nicht überrascht davon, wenn der Coronavirus in China letztlich zum Problem wird, doch in den USA wird unser Fokus auf anderen Dingen liegen. Und dann sind wir plötzlich um einen anderen Schock besorgt.
Sie haben zuvor Gold erwähnt. Besitzen Sie Gold aufgrund der Regierungsdefizite? Besitzen Sie es aus Diversifikationsgründen? Besitzen Sie es aufgrund möglicher Konsequenzen des Virus? Behalten Sie sich im Gedächtnis, warum Sie investieren und behalten Sie diese Strategie dann bei. Gehen Sie offen durch, ob die Zutaten verhältnismäßig waren. Es macht jedoch keinen Sinn, von einer langfristigen Investitionsstrategie abzuweichen und sich dann von kurzfristigen Phänomenen ablenken zu lassen.
Seien Sie kurzfristiger Trader oder langfristiger Investor, oder fokussieren Sie sich auf technische und fundamentale Analyse. Doch wenn Sie sich von den täglichen Nachrichten beeinflussen lassen, dann wird das jede gute Investitionsstrategie ins Wanken bringen.
Mike Gleason: Ja, gut gesagt. Wenn Sie langfristiger Investor sind, dann bleiben Sie langfristiger Investor. Wenn Sie Tageshändler oder kurzfristiger Investor sind, dann bleiben Sie das. Doch pendeln Sie nicht hin und her. Das ist tatsächlich ein guter Ratschlag.
Danke, Axel. Wir schätzen wie immer Ihre Zeit. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und danke für Ihre Zeit. Machen Sie es gut.
Axel Merk: Es war mir eine Freude.
Mike Gleason: Nun, das war es dann für diese Woche. Danke noch einmal an Axel Merk, Präsident und Chief Investment Officer von Merk Investments und Manager von Merk Funds.
© Mike Gleason
Money Metals Exchange
Der Artikel wurde am 07. Februar 2020 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.