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Permanent abhängig von der Null

06.03.2020  |  Michael Pento
In der Ansprache des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell vor dem Kongress am 11. Februar, auch bekannt als die Humphrey-Hawkins-Aussage, beteuerte er, dass sich die US-Wirtschaft "in einem sehr guten Zustand" befinden würde und dass es "nichts Instabiles oder Nicht-Nachhaltiges an dieser Expansion" geben würde. Doch vergleichen Sie Powells angeberische Deklarierung mit dem, was Charlie Munger, stellvertretender Vorsitzender von Berkshire Hathaway und langjährige rechte Hand von Warren Buffet, über den Markt und die Wirtschaft zu sagen hatte: "Ich denke, dass uns eine Menge Schwierigkeiten bevorstehen... Es gibt zu viel elenden Überschuss."

Powells Kommentare ähneln der Ignoranz, die auch die Behauptung des ehemaligen Fed-Vorsitzenden Bernankes widerspiegelte, dass man die Sub-Prime-Hypothekenkrise unter Kontrolle gehabt habe. Bis die große Rezession 50% der Aktienbewertungen und mehr als 30% des Immobilienmarktes auslöschte. Und natürlich sollten wir nicht die Behauptung der Fed-Vorsitzenden Yellen und Powell vergessen, dass ihr Programm zur quantitativen Straffung langweilig sei und im Hintergrund harmlos auf Autopilot stattfinden solle.

Zumindest war das ihr Gedanke, bis sich der Schrottanleihemarkt auflöste und die Aktien im Herbst 2018 in den freien Fall verfielen. Demnach sollte es nicht überraschend sein, dass die Fed die größte Finanzblase der Geschichte nicht anerkennt: der weltweite Anleihemarktwahnsinn. Vielleicht ist der Grund dafür, dass die Zentralbanken ihn überhaupt erst erschaffen haben und somit nicht die Verantwortung darüber übernehmen wollen.

Powell beteuerte zudem dies in seiner aktuellen Aussage: "Niedrigzinsen sind nicht länger eine freie Entscheidung, sondern harte Tatsache geworden." Hier muss man ihm tatsächlich Anerkennung dafür zollen, dass er endlich die Wahrheit gesprochen hat - auch wenn es wahrscheinlich nur ein Versprecher war. Die Fed erklärt stillschweigend, dass es nun verpflichtend ist, das Geld auf einem praktischen Nullniveau zu halten, um Assetblasen fortbestehen zu lassen und massenhafte Zahlungsausfälle des rekordverdächtigen Niveaus an Unternehmensschulden zu verhindern.

Wie kann es also ein stabiler oder nachhaltiger Umstand sein, zu hoffen, dass die Zinsen niemals wieder auf ihr normales Niveau steigen? Jerome Powell muss verstehen, dass dies eine haltlose Position ist. Und wie stabil können Zinsen tatsächlich sein, wenn das Haushaltsdefizit der ersten vier Monate des Finanzjahres 2020 bereits auf 389,2 Milliarden Dollar gestiegen ist? Verglichen zum letzten Jahr ist dies ein Anstieg um 25%. Die Staatsschulden betragen nun unglaubliche 23,3 Billionen Dollar; Ende 2007 waren es "nur" 9,1 Billionen Dollar. Die Gesamthaushaltsschulden stiegen um 193 Milliarden Dollar im vierten Quartal 2019 und betragen nun 14,15 Billionen Dollar.

Dies stellt den 22., aufeinanderfolgenden Quartalsanstieg dar, wobei die Gesamthaushaltsschulden nun 1,5 Billionen Dollar höher sind als 2007. Das sind die guten Nachrichten. Die Unternehmensschulden sind seit der großen Rezession um mehr als 52% gestiegen und machen einen Rekordprozentsatz des BIPs aus. Die gesamten US-Schulden machen nun etwa 330% des BIPs aus. Dieses Verhältnis lag bei 150%, bevor die Verbindung zwischen Dollar und Gold 1971 gekappt wurde.

Und der Gesamtmarktanteil der Aktien als Prozentsatz des BIPs ist um 50 Prozentpunkte seit Juni 2007 gestiegen - ein weiteres Rekordhoch. Doch was sonst würde man erwarten, wenn Kapitalerträge an Wert verlieren, wenn man sie inflationsbereinigt betrachtet.

Die einzige Möglichkeit, diese Schulden und Assetblasen kontrollierbar zu machen, besteht darin, dass Zentralbanken die Zinsen künstlich nahe 0% halten. Andernfalls wird die Wirtschaft zusammenbrechen und dafür sorgen, dass der BIP-Nenner in diesen Verhältnissen einbricht, so wie alle Schulden innerhalb des Zählers bleiben. In anderen Worten: Diese Schuldenverhältnisse, die bereits beängstigend sind, werden zum absoluten Albtraum werden.

Eine Wirtschaft, die diese enorme Schuldenlast mit sich schleppen muss, schränkt seine Wachstumsfähigkeit ein. Die Fed glaubt, dass die einzige Möglichkeit, um die Kreditmärkte offen zu halten und die Wirtschaft wachsen zu lassen, darin besteht, die Kreditkosten konstant zu senken. Doch nun hat sie keinen Platz mehr für niedrigere Zinsen - es sind nur 1,5% übrig, bevor die Null erreicht wird. Und die meisten großen Zentralbanken der Welt sind bereits bei der Null angekommen.

Demnach nimmt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Rezession weiterhin ohne eine weitere Runde massiven fiskalen Stimulus - wie die Steuersenkungen Trumps und der Jobs Act von 2017 - abgehalten werden kann, Tag für Tag weiter ab. Das entspricht vor allem der Wahrheit, wenn man bedenkt, dass Appetit und Fähigkeit, Steuern deutlich zu senken oder Ausgaben zu erhöhen - während jährliche Defizite bereits nördlich der 1 Billion Dollar sind (5% des BIPs) - stark verringert sind.

Irgendwie findet Powell Trost in diesen furchterregenden Fakten. Er versteht nicht, dass diese Anleiheblase international ist und dass deren Platzen auf dem gesamten Planeten Chaos anrichten wird. Beispielsweise ging die Referenzrendite im insolventen Griechenland, dessen 10-Jahresstaatsanleihe 2012 unglaubliche Rendite von 45% besaß, nun auf ein Rekordtief von nur 1% zurück. Tatsächlich gibt Griechenland nun 13-wöchige Schulden mit negativer Rendite aus. Das ist vor allem besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass dessen Schulden-BIP-Verhältnis von 159% im Jahr 2012 auf heutige 181% gestiegen ist.

Powell sollten die Knie schlottern, während er sich fragt, welche Rendite griechische Anleihen abwerfen würden, sollte die EZB QE beenden und aufhören, Schulden zu erwerben. Er macht sich keine Sorgen, da die EZB, die BOJ und die PBoC mit denselben Ketten gefesselt sind, sicherstellen zu müssen, dass Geld für immer kostenlos bleibt.

Ich möchte diesen Artikel mit einigen weisen Worten von Robert Kaplan, dem Vorsitzenden der Dallas-Fed, beenden, die er vor etwa einem Jahr in einem Bericht schrieb, in dem er vor den Ausschreitungen an den Unternehmens- und Staatsanleihemärkten warnte;

"Ein hohes Niveau an Unternehmensschulden sowie hohe US-Staatsschulden werden wahrscheinlich bedeuten, dass die US-Wirtschaft viel verletzlicher gegenüber Zinsen ist, als sie es historisch war."

Ich hätte Kaplans Bericht mit einer "3" bewertet, weil er das Wort "wahrscheinlich" anstatt "definitiv" verwendet hat, als er die Abhängigkeit der Wirtschaft von Niedrigzinsen erwähnt hat. Doch letztlich bekommt er eine 6-, weil er nicht anerkannt hat, dass es tatsächlich der Fehler der Zentralbanker ist, in einer Falle gefangen zu sein, die sie selbst aufgestellt haben.

Das ist ein weiteres Zugeständnis der Fed, dass man es Zinsen niemals mehr erlauben kann, zu steigen. Unsere Zentralbank hat nun angekündigt, dass sie für immer pausieren wird. Demnach wird es nicht viel länger dauern, bis Investoren das Vertrauen daran verlieren, dass Fiatwährungen ihren Wert halten können. Und dann wird der echte Crash beginnen, da eine Zentralbank ein Inflationsproblem nicht durch Schaffung von mehr Inflation lösen kann.

Währenddessen nimmt der Wahnsinn jeden Tag weiter zu und der unausweichliche Aussöhnungsprozess wird umso schwerwiegender.


© Michael Pento
www.pentoport.com



Der Artikel wurde am 25. Februar 2020 auf www.pentoport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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