Silber - Der Mythos Fotografie

Wall Street Analysten bringen häufig das Argument, die zunehmende Popularität von Digitalkameras und deren steigende Absatzzahlen, lassen den Bedarf an Silber schwinden. Eine vom Silver Institute durchgeführte Studie über Digitalkameras zeigt, dass es Auswirkungen gibt, diese jedoch sehr gering sind.

Im Februar 2004 stellte das Silver Institute die folgende, gewagte Behauptung auf: "Ungeachtet der emotionalen Reaktionen auf den Rückgang der Verkaufzahlen von Filmmaterial, sagen wir keinen bedeutenden Rückgang des Silberbedarf für Silber-Haloid-Produkte in den nächsten 5 Jahren voraus."

Wenn das Fotoargument gebracht wird, werden viele Tatsachen übersehen. Der Farbfilmmarkt verbraucht kein Silber: Das sich im Film befindliche Silber wird nach der Entwicklung aus seiner gelösten Form zurück gewonnen. Der Anteil des Silbers, der wirklich im Prozess des Fotografierens verbraucht wird, ist im wahrsten Sinne verschwindend gering.

Schaut man sich die Zahlen des jährlichen Silberangebots an, so stellt man fest, dass davon 22% als ehemaliger Abfall in den Markt zurückgekommen ist. "Müll" ist das Codewort für Silber, das aus der Wiederverwertung von Fotofilmmaterial stammt. Manche Menschen könnten auch problemlos ihre gebrauchten Silbergegenstände zu Einschmelzen schicken, das passiert sogar manchmal. Verglichen mit den Silbermengen, die durch Filmrecycling gewonnen werden, sind diese Mengen jedoch unbedeutend. Fast der gesamte "Abfall"-Markt wird vom Recycling bestimmt.

Tatsächlich verbleibt ein kleiner Anteil des in der Fotografie benutzten Silbers im Endprodukt. Röntgenstrahlung zum Beispiel hält Silberpartikel zurück und dieses Silber kommt auch durch Recycling nicht mehr zurück. In gewisser Weise kommen auch diese Silberpartikel zurück, da die alten Röntgenapparate zunehmend durch neue Kernspintomographen ersetzt werden, die Röntgenbilder quasi in digitaler Form erstellt.

Ein weiterer Punkt, über den sehr selten gesprochen wird, sind die Umstände, unter denen die Leute ihre Digitalkameras nutzen. Wenn sie E-Mails nutzen, um ihre Bilder zu senden oder zu empfangen, dann brauchen sie einen Computer. In einem Computer ist Silber verarbeitet. Falls sich jemand entscheiden sollte, diese Bilder auf einer CD zu speichern, dann kommt hinzu, dass eine CD nichts anderes als ein Stück Plastik ist, dass von einer dünnen Schicht aus Silber durchzogen ist, damit der Laser die Daten lesen kann.

Denken sie einmal darüber nach, dass bei der Silber-Haloid-Entwicklung das Silber aus der Farbfilm-Fotografie zurück gewonnen wird. Wie viel Silber wird zurzeit aus den CDs zurück gewonnen? Nach unserem Wissen ist dies nur wenig, wenn überhaupt etwas und das CD-Geschäft scheint derzeitig weiterhin zu wachsen. Betrachtet man die sich extrem schnell verändernden Technologien, dann kann man nicht ausschließen, dass schon in ein paar Jahren ein völlig neues, schnelleres und billigeres Speichermedium existiert, das die CDs ersetzen wird.

Natürlich muss man auch zugeben, dass die Digitalfotografie den Silberverbrauch verringern wird. Das würde jedoch genauso bedeuten, dass jedes Jahr immer weniger Silber aus dem Recycling-Markt zur Verfügung stehen würde. Spitzt man diese These zu, hieße das: Da kein Silber mehr in der Fotografie genutzt wird, kann auch kein Silber aus der Filmentwicklung zurück gewonnen werden.

Das wird natürlich nicht der Fall sein, da die Silber-Haloid-Entwicklung nicht gänzlich verschwinden wird. Wir wollen den Fall "Silber und Fotografie" lediglich als einen ganz besonderen Fall betrachtet wissen und sicher gehen, dass er richtig verstanden wird.

Kodak und Fuji haben verstärkt in chinesische Werke investiert, die Silber-Haloid verarbeiten. Diese Kapitalausgaben hätten gar nicht erst statt gefunden, wenn das Ende der Silber-Haloid-Entwicklung kurz bevor stünde.

Hat die Digitalfotografie nun eine Auswirkung auf den Silbermarkt? Ja, der Bereich der bildenden Künste und der Radiografie werden Auswirkungen auf den Silbermarkt haben. Schätzungen des Silver Institute zufolge, wird die Silbernachfrage für alle Formen der Fotografie in den nächsten 3 Jahren um ungefähr 3 Mio. oz zurückgehen.

Ich möchte gerne noch auf eine andere Sache hinweisen: Welche Grundannahme geht der Frage voraus? Die Frage setzt voraus, dass die Fotografie das einzige Gebiet ist, in dem Silber verbraucht wird. Benutzt man keine Filme, so wird auch kein Silber mehr gebraucht. Das ist Unsinn.

Die Silbermenge, die durch die Einführung der Digitalfotografie verloren geht, wird den Silbermarkt nicht zum Zusammenbrechen bringen. Jedes Jahr werden mehr Patente für Silber angemeldet, als für alle anderen Metalle zusammen genommen. In anderen Worten: Es werden immer mehr Anwendungsmöglichkeiten für Silber entdeckt. Silberaktien zählen zu den besten "Technologieaktien", die es zu kaufen gibt, weil Silber nicht nur im Bereich der Fotografie verwendet wird, sondern in den verschiedensten High-Tech-Bereichen, die einen ständig erhöhten Bedarf an Silber haben.

Der nachfolgende Artikel könnte dem Leser einige zusätzliche Informationen über den Markt für Digitalfotografie geben. Das Interview kann hier nachgelesen werden.


© David Morgan
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