Die spannende Gold- und Silberstory
13.05.2007 | Manfred Gburek
Wer Geld in Edelmetallen angelegt hat, wird zurzeit auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Wer Minenaktien oder Edelmetallfonds besitzt, fürchtet unter Umständen sogar um den eventuell noch vorhandenen Gewinn oder befindet sich sogar schon in der Verlustzone. Und wer eines unter den Tausenden von Edelmetall- oder Rohstoffzertifikaten hat, weiß im Zweifel gar nicht, worum es sich dabei überhaupt handelt. Alles in allem Anlass genug, sich ein paar grundsätzliche Gedanken zu machen.
Am einfachsten ist der Rat für langfristig orientierte Besitzer von physischem Gold und Silber in Form von Münzen oder Barren: Einfach liegen lassen. Auch wer kurz- bis mittelfristig orientiert ist, kann mit dieser Methode nicht viel falsch machen. Denn nach wie vor streben beide Metalle - allen Unterbrechungen, wie am vergangenen Donnerstag, zum Trotz - weiter nach oben.
Bei Aktien und Fonds ist die Sache nicht so einfach, denn es handelt sich um ganz unterschiedliche Vehikel. Nehmen wir die Aktien der großen Vier: Barrick, Newmont, Anglogold und Gold Fields. Hinter jeder steckt eine andere Story, aber ihre Kurse tendieren fast einheitlich seitwärts, wobei Newmont und Gold Fields zwischendurch zu bemerkenswerter Schwäche neigen - wohl kaum ein Zeichen dafür, dass Anleger die beiden klassischen Nicht-Hedger mögen. Man muss sich also schon an die Juniors heranwagen, um kurzfristig Aussicht auf Erfolg zu haben. Oder an die volatileren Silberaktien, von denen Silver Wheaton in letzter Zeit ordentlich aufgeholt und Endeavour Silver einen beachtlichen Zwischenspurt eingelegt hat. Immerhin pendeln die Kurse der großen Vier allmählich aus, sodass die Fortsetzung des früheren Aufwärtstrends bei weiter anziehenden Goldpreisen nur noch eine Frage der Zeit zu sein scheint.
Unter den Fonds haben die auf Minen spezialisierten durch die Exchange Traded Funds (ETF) gehörig Konkurrenz bekommen. Obwohl hier konzeptionell ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht besteht, verbindet die ungleichen Kategorien doch etwas: In beiden Fällen handelt es sich um indirekte kollektive Anlagen, die entstanden sind, weil Banken und Fondsgesellschaften mit direkten individuellen Anlagen, wie dem Handel mit Goldbarren oder -Minenaktien, im Zeitalter von spezialisierten Edelmetallhändlern einerseits und Direktbanken andererseits kaum Geld verdienen. Da sei allerdings die rhetorische Frage erlaubt: Sind denn Kunden dazu da, auf dem kollektiven Weg die Kassen von Banken und Fondsgesellschaften zu füllen, wenn sie ihre Anlageziele auf individuellen Pfaden ebenso erreichen und sich dabei auch noch viel mehr in Sachen Anlagestrategie üben können?
Den vorläufigen Höhepunkt auf dem Weg zum Kollektivismus bilden Zertifikate, also Inhaberschuldverschreibungen von Banken in derart vielen Ausstattungsvarianten, dass sogar ausgebuffte Profis immer mehr den Überblick verlieren. Das erinnert mich stark an die Fondsmanie der 60er Jahre. Damals galten Aktienfonds ebenso als Alleskönner, wie man es heute von interessierter Seite gern den Zertifikaten andichtet. Und es gibt noch eine weitere Parallele zur damaligen Zeit: Ständig kommen neue Produkte auf den Markt, die kaum jemand versteht. Waren es seinerzeit Spezialitätenfonds wie Enterprise oder Immobilienfonds wie USIF, so sind es heute Zertifikate auf exotische Aktienkörbe, auf alles, was mit dem Klimaschutz zu tun hat, oder auf Weizen, weil für eine Tonne davon 1000 Tonnen Wasser nötig sind und Wasser immer knapper wird.
Story, so nannte man diese Art von Produktgestaltung früher. Vielen Anlegern von heute ist dieser Begriff noch in Erinnerung, weil Ende der 90er Jahre alle Welt von Equity Story sprach. Dabei handelte es sich ebenso um Hirngespinste wie drei Jahrzehnte zuvor. Heute gibt es viele Stories: Asien-, speziell China-, Rohstoff-, speziell Weizen-, Klimaschutz- und speziell Nachhaltigkeitsstory. Das liegt natürlich auch daran, dass weitaus mehr Geld im Umlauf ist als früher. Es muss irgendwie untergebracht werden. Also wird über alles die Zertifikatestory gestülpt.
Doch wo bleibt die Gold- und Silberstory? Keine Sorge, sie ist ja schon da; nur entwickelt sie sich halt neben den anderen ohne zu viel Publikumsbegleitung, und das ist gut so. Erinnern Sie sich noch an die Zeit vor einem Jahr, als man sich sogar mit Taxifahrern über den Goldpreis unterhalten konnte und 1000 Dollar je Unze nur noch eine Frage von Wochen zu sein schienen? Gut, dass die Preise der Edelmetalle danach einen Dämpfer erhielten. Und noch besser, dass sie sich davon wieder erholten. Denn immer, wenn sich etwas so entwickelt, steht der Höhepunkt noch bevor.
Das lässt mich wieder an die 60er Jahre denken. Damals, von 1961 bis 1968, gab es den so genannten Goldpool, einen Zusammenschluss von acht Zentralbanken, unter ihnen auch die Bundesbank. Seine Aufgabe: Den Goldpreis bei 35 Dollar je Unze zu halten. Sein Ende ist bekannt: Als er 1968 zu existieren aufhörte, machte der Goldpreis am freien Markt, der sich allmählich neben dem amtlichen Markt etablierte, erst einen kleinen Satz auf 38 Dollar, fiel dann bis 1970 wieder auf sein Ausgangsniveau zurück und stieg bis Anfang 1980 - in Dollar - auf das Vierundzwanzigfache. Wer Gold rechtzeitig gegen Mark oder Schweizer Franken gekauft hatte, wurde darüber auch nicht gerade arm.
Nein, die Gold- und Silberstory ist längst noch nicht zu Ende, sie entwickelt sich halt nur langsamer als etwa die China- oder die Rohstoffstory. Rechnen wir einmal nach: Von 1961, als der Goldpool seine Arbeit aufnahm, bis Anfang 1980, als der Goldpreis seinen Höhepunkt erreichte, vergingen rund 19 Jahre. Seit 1996, als der Aufwärtstrend des Goldpreises wie von Zauberhand - durch eine Art modernen Goldpool (Goldverkauf und -leihe) - jäh unterbrochen wurde und mir sogar Fritz Plass, der damalige Chefgoldhändler der Deutschen Bank, keinen Grund nennen konnte, sind erst elf Jahre vergangen. Angenommen, wir haben also noch, wie in den 70ern, einige Jahre Zeit bis zum nächsten Höhepunkt, braucht es Ihnen sogar um die zurzeit hinterher hinkenden Minenaktien und -fonds nicht bange zu sein. Und um physisches Gold oder Silber schon gar nicht.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Am einfachsten ist der Rat für langfristig orientierte Besitzer von physischem Gold und Silber in Form von Münzen oder Barren: Einfach liegen lassen. Auch wer kurz- bis mittelfristig orientiert ist, kann mit dieser Methode nicht viel falsch machen. Denn nach wie vor streben beide Metalle - allen Unterbrechungen, wie am vergangenen Donnerstag, zum Trotz - weiter nach oben.
Bei Aktien und Fonds ist die Sache nicht so einfach, denn es handelt sich um ganz unterschiedliche Vehikel. Nehmen wir die Aktien der großen Vier: Barrick, Newmont, Anglogold und Gold Fields. Hinter jeder steckt eine andere Story, aber ihre Kurse tendieren fast einheitlich seitwärts, wobei Newmont und Gold Fields zwischendurch zu bemerkenswerter Schwäche neigen - wohl kaum ein Zeichen dafür, dass Anleger die beiden klassischen Nicht-Hedger mögen. Man muss sich also schon an die Juniors heranwagen, um kurzfristig Aussicht auf Erfolg zu haben. Oder an die volatileren Silberaktien, von denen Silver Wheaton in letzter Zeit ordentlich aufgeholt und Endeavour Silver einen beachtlichen Zwischenspurt eingelegt hat. Immerhin pendeln die Kurse der großen Vier allmählich aus, sodass die Fortsetzung des früheren Aufwärtstrends bei weiter anziehenden Goldpreisen nur noch eine Frage der Zeit zu sein scheint.
Unter den Fonds haben die auf Minen spezialisierten durch die Exchange Traded Funds (ETF) gehörig Konkurrenz bekommen. Obwohl hier konzeptionell ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht besteht, verbindet die ungleichen Kategorien doch etwas: In beiden Fällen handelt es sich um indirekte kollektive Anlagen, die entstanden sind, weil Banken und Fondsgesellschaften mit direkten individuellen Anlagen, wie dem Handel mit Goldbarren oder -Minenaktien, im Zeitalter von spezialisierten Edelmetallhändlern einerseits und Direktbanken andererseits kaum Geld verdienen. Da sei allerdings die rhetorische Frage erlaubt: Sind denn Kunden dazu da, auf dem kollektiven Weg die Kassen von Banken und Fondsgesellschaften zu füllen, wenn sie ihre Anlageziele auf individuellen Pfaden ebenso erreichen und sich dabei auch noch viel mehr in Sachen Anlagestrategie üben können?
Den vorläufigen Höhepunkt auf dem Weg zum Kollektivismus bilden Zertifikate, also Inhaberschuldverschreibungen von Banken in derart vielen Ausstattungsvarianten, dass sogar ausgebuffte Profis immer mehr den Überblick verlieren. Das erinnert mich stark an die Fondsmanie der 60er Jahre. Damals galten Aktienfonds ebenso als Alleskönner, wie man es heute von interessierter Seite gern den Zertifikaten andichtet. Und es gibt noch eine weitere Parallele zur damaligen Zeit: Ständig kommen neue Produkte auf den Markt, die kaum jemand versteht. Waren es seinerzeit Spezialitätenfonds wie Enterprise oder Immobilienfonds wie USIF, so sind es heute Zertifikate auf exotische Aktienkörbe, auf alles, was mit dem Klimaschutz zu tun hat, oder auf Weizen, weil für eine Tonne davon 1000 Tonnen Wasser nötig sind und Wasser immer knapper wird.
Story, so nannte man diese Art von Produktgestaltung früher. Vielen Anlegern von heute ist dieser Begriff noch in Erinnerung, weil Ende der 90er Jahre alle Welt von Equity Story sprach. Dabei handelte es sich ebenso um Hirngespinste wie drei Jahrzehnte zuvor. Heute gibt es viele Stories: Asien-, speziell China-, Rohstoff-, speziell Weizen-, Klimaschutz- und speziell Nachhaltigkeitsstory. Das liegt natürlich auch daran, dass weitaus mehr Geld im Umlauf ist als früher. Es muss irgendwie untergebracht werden. Also wird über alles die Zertifikatestory gestülpt.
Doch wo bleibt die Gold- und Silberstory? Keine Sorge, sie ist ja schon da; nur entwickelt sie sich halt neben den anderen ohne zu viel Publikumsbegleitung, und das ist gut so. Erinnern Sie sich noch an die Zeit vor einem Jahr, als man sich sogar mit Taxifahrern über den Goldpreis unterhalten konnte und 1000 Dollar je Unze nur noch eine Frage von Wochen zu sein schienen? Gut, dass die Preise der Edelmetalle danach einen Dämpfer erhielten. Und noch besser, dass sie sich davon wieder erholten. Denn immer, wenn sich etwas so entwickelt, steht der Höhepunkt noch bevor.
Das lässt mich wieder an die 60er Jahre denken. Damals, von 1961 bis 1968, gab es den so genannten Goldpool, einen Zusammenschluss von acht Zentralbanken, unter ihnen auch die Bundesbank. Seine Aufgabe: Den Goldpreis bei 35 Dollar je Unze zu halten. Sein Ende ist bekannt: Als er 1968 zu existieren aufhörte, machte der Goldpreis am freien Markt, der sich allmählich neben dem amtlichen Markt etablierte, erst einen kleinen Satz auf 38 Dollar, fiel dann bis 1970 wieder auf sein Ausgangsniveau zurück und stieg bis Anfang 1980 - in Dollar - auf das Vierundzwanzigfache. Wer Gold rechtzeitig gegen Mark oder Schweizer Franken gekauft hatte, wurde darüber auch nicht gerade arm.
Nein, die Gold- und Silberstory ist längst noch nicht zu Ende, sie entwickelt sich halt nur langsamer als etwa die China- oder die Rohstoffstory. Rechnen wir einmal nach: Von 1961, als der Goldpool seine Arbeit aufnahm, bis Anfang 1980, als der Goldpreis seinen Höhepunkt erreichte, vergingen rund 19 Jahre. Seit 1996, als der Aufwärtstrend des Goldpreises wie von Zauberhand - durch eine Art modernen Goldpool (Goldverkauf und -leihe) - jäh unterbrochen wurde und mir sogar Fritz Plass, der damalige Chefgoldhändler der Deutschen Bank, keinen Grund nennen konnte, sind erst elf Jahre vergangen. Angenommen, wir haben also noch, wie in den 70ern, einige Jahre Zeit bis zum nächsten Höhepunkt, braucht es Ihnen sogar um die zurzeit hinterher hinkenden Minenaktien und -fonds nicht bange zu sein. Und um physisches Gold oder Silber schon gar nicht.
© Manfred Gburek
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