Die Raptoren
24.05.2007 | Theodore Butler
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Wo Gangster um die Ecke knallenObwohl ich mir keinesfalls die Rolle des Chefkritikers des NYMEX zuschreiben möchte, gibt es dennoch zwei aktuelle Fehlgriffe, die eines Kommentars bedürfen.
Die Bank of Montreal (BMO) hat gerade bekanntgegeben, dass sie einen Verlust von mehr als 600 Millionen Dollar zu verbuchen hat, die aus fehlgeschlagenen Wetten mit Erdgasderivaten resultieren. Dies ist eine atemberaubende Summe - besonders für eine Bank, die nicht im Ruf steht, derartige Spekulationen zu betreiben. Gäbe es da nicht noch Amaranth Advisors und Barrick Gold, wäre die Summe rekordverdächtig. Der Energie-Broker Optionable (OPBL) kümmerte sich um die BMO-Geschäfte und als Fragen bezüglich dieser Maklergesellschaft aufkamen, führte dies zu Rücktritten auf höchsten Ebenen - innerhalb der Bank als auch bei der Maklergesellschaft. Die OPBL-Aktie sackte mit über 90% ein, sobald die Nachricht publik wurde.
Jetzt kommen wir zur Verbindung zur NYMEX. Die Börse kündigte am 10. April eine langfristige Investition in OPBL an und kaufte darauf hin 19% der Anteile der Maklergesellschaft mit der Vereinbarung die Anteile auf 40% aufzustocken. Als dieses Geschäft bekanntgegeben wurde, gab es Stimmen, die fragten, ob es logisch und auch korrekt sei, dass die NYMEX so etwas mache; die NYMEX verteidigte daraufhin den Erwerb. Jetzt ist die NYMEX etwa 30 Millionen Dollar losgeworden - in nur ca. einem Monat und hat sich dafür mit Eiern beschmeißen lassen müssen. Wie viele langfristig angelegte, strategische Investitionen kennen sie, die nach einem Monat wertlos geworden sind?
Noch eine andere Leistung des NYMEX-Managements, bedarf eines Kommentars: die kürzliche Einführung von finanziell abzurechnenden Future-Kontrakten auf physische Rohstoffe, zu denen auch eine Reihe von Metall- und Energiekontrakten zählen. Sie sind in der Regel Fehlgriffe gewesen, die Investoren bleiben aus, da sie keine Logik darin sahen, die Lieferung nicht physisch erhalten zu können oder dass keine Notwendigkeit für eine Auslieferung bestand. Doch die erst vor kurzem eingeführten, geldlich abzurechnenden Uran-Futures-Kontrakte scheinen den Vogel abzuschießen.
Trotz lauthalser Ankündigungen und großer Erwartungen, stieß der Handel mit den Uran-Kontrakten - mit weniger als 100 verkauften Kontrakten - auf extrem offenes Interesse. Das muss ein neuer Rekord in der Kategorie "Nicht-Interesse" sein. Man kann sich nur fragen, was sich Macher dieser Kontrakte nur dabei gedacht haben, als sie festlegten, dass es keine Möglichkeit der physischen Lieferung für einen physischen Rohstoff gibt. Man kann sich auch nur wundern, wo der CFTC bloß war, als dieser schrullige Unter-Ausschluss-Physischer-Lieferung-Kontrakt vorgeschlagen wurde. Zumindest hätte die CFTC darauf bestehen müssen, dass es eine Zeit der öffentlichen Anhörung gegeben hätte, in der die Vorteile und/oder der Wahnwitz eines Kontrakt, der die physische Lieferung ausschließt, haarklein hätten diskutiert werden können. Vielleicht wäre der NYMEX dann die Peinlichkeit eines weiteren, fehlgeschlagenen Versuchs einer Kontakteinführung erspart geblieben.
Hier kommt ein konstruktiver Vorschlag für die Anteilseigner der NYMEX - bieten sie dem Management weitere (exzessive) finanzielle Sonderzulagen sowie Anteilsoptionen an, wenn sie auf jede weitere Investition, die der blödsinnigen Einführung solcher Kontrakte zu Gute kommt, verzichten. Bezahlen sie sie dafür, dass sie nicht ins Büro kommen.
Korrekturen und Ehrenbekundungen
In meinem letzten Artikel, "Eine eindeutige Parallele", beschwerte ich mich, dass kein einziger Insider jemals öffentlich die schwachsinnige und manipulative Praxis des Verleihens von Metallen und der Vorwärtsverkäufe verunglimpft hat - und das obwohl ich sicher bin, dass viele im Privaten darüber diskutieren. Ich bin froh, diese Aussage widerrufen zu können.
Diese Woche, anlässlich einer Konferenz in Perth/Australien, berichtete Reuters folgendes von Ian Cockerill - CEO des viertgrößten Goldproduzenten der Welt Goldfields:
"Cockerill sagte, dass die "Dummheit" der Bergbaugesellschaften, ihre zukünftige Produktion abzusichern auf der Strecke geblieben ist, da alles auf die Kassamarktpreise schaut.
"Die meisten Analysten haben jetzt erkannt, dass das Hedgen ein Fehler war - es ist, als ob sie ihre Kinder auffräßen - wir müssen jetzt feststellen, dass es eine Verrücktheit war, etwas zu einem zukünftigen Preis-Lieferungszeitpunkt zu verkaufen, das einen Preis besitzt, mit dem es garantiert nicht wiederbeschafft werden kann."
Hut ab vor Herrn Cockerill, dafür, dass er der erste war, der aufstand und die Wahrheit sprach.
(Anmerkung des Verfassers: Welch Zufall, dass eine Woche nach Erscheinen des Artikel von Herrn Butler, die erste Führungskraft eines Bergbauunternehmens - innerhalb von 20 Jahren - das Hedgen kritisiert.)
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 22.05.2007 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.