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Doug Casey: "Buy the Dip" - Ja oder Nein?

04.06.2020
- Seite 2 -
International Man: Glauben Sie, dass die Federal Reserve in der Lage sein wird, diese Krise abzuwenden und einen weiteren 10-jährigen Bullenmarkt zu erschaffen wie das letzte Mal?

Doug Casey: Nein. Die Fed prägt Unternehmen, Arbeitern und der Gesellschaft als Ganzes schlechte Gewohnheiten ein. Ein künstlich hoher Aktienmarkt sendet falsche Signale. Das verschlimmert alles, indem jeder dazu ermutigt wird, über seine Verhältnisse hinaus zu leben. Sie verschaffen den Leuten ein falsches Gefühl von Sicherheit - und machen ihnen glauben, dass die Führungsebene alle Probleme, die sie selbst erschaffen hat, lösen kann, indem genau mehr von demselben getan wird.

Es ist idiotisch, sich auf die Fed oder irgendeine Regierung zu verlassen, das Problem zu lösen. Sie haben das Problem doch erst verursacht. Wohin fließt das Geld, das die Fed erschafft? Der Großteil fließt an die Finanzmärkte. Das Geld stützt das nicht-nachhaltige Muster von Produktion und Konsum. Das hat nichts mit echtem Reichtum zu tun - die Fed versucht nur, die Blasenwirtschaft zu erhalten und noch stärker aufzublasen.

Die Regierung möchte eine deflationäre Depression im Stil der 1930er Jahre mit allen Mitteln verhindern, doch deswegen werden wir wahrscheinlich eine deutlich schlimmere Hyperinflation im Stil der deutschen 1920er Jahre erleben. Das führte im April und Mai zu einem Dead Cat Bounce an den Aktienmärkten. Und Trottel kaufen, wenn sie eigentlich verkaufen sollten. Millionen Neulinge eröffnen Brokerkonten mit dem Geld, das sie im Rahmen des Paycheck Protection Program erhalten haben. Sie sind bullisch und kaufen Call-Optionen.

Wenn sich diese Sache wirklich entspannt, dann wird es wahrscheinlich in einer Vielzahl von Bereichen zu Deflation kommen, nicht nur dem Aktienmarkt; wobei einige Preise katastrophal einbrechen werden. Beispielsweise wird dies der Fall bei Immobilien und Autos sein - die beiden größten Konsumgüter. Vergessen Sie Neuwagenkäufe; selbst Käufe von Gebrauchtwagen werden kollabieren. Die Insolvenz von Hertz und die Liquidierung eines Großteils dessen Flotte ist nur ein kleiner Hinweis darauf.

Werden Leute aus ihren Häusern vertrieben werden? Ja, es sei denn, die Regierung bezahlt ihre Hypotheken oder Miete und ihre Nebenkosten. Es gab einen kürzlichen Artikel bei Barron's, in dem einige "Volkswirtschaftler" genau dazu rieten. Es wird eine Deflation im Immobilien- und Autosektor geben. Doch es wird auch höhere Lebensmittelpreise im Einzelhandel - auch während Bauern zeitgleich ausgebeutet werden - sowie höhere Preise auf importierte Waren geben.

Das Einzige, was man mit absoluter Sicherheit einplanen kann, ist ein niedrigerer Lebensstandard. Das, wie Sie sich erinnern, ist die erste und wichtigste Definition einer Depression. Jahrelang hatten wir aus zwei großen Gründen einen künstlich hohen Lebensstandard. Erstens: Es gibt all diese Schulden sowie Konsum des Kapitals, das Sparer über Generation angesammelt haben. Zweitens: Wir waren in der Lage, den US-Dollar zu Nullkosten zu exportieren und Importe im Austausch gegen diese Papierwährung zu erhalten. Das wird in den kommenden Jahren aufhören.


International Man: Der Coronavirus brachte die Alles-Blase zum Platzen, die größte Finanzblase der Menschheitsgeschichte. Die Greater Depression erscheint so langsam an Fahrt aufzunehmen. Doch selbst mit dem Selloff zu Beginn des Jahres befinden sich die Aktienkurse noch immer nahe rekordhoher Bewertungen. Was sagen Sie an diese Leute gewandt und diejenigen, die der Strategie "Buy the Dip" folgen? Welche Auswirkungen wird es auf den Aktienmarkt geben?

Doug Casey: Die meisten Leute verstehen nichts von der Volkswirtschaft. Der Großteil dessen, was ihnen in der Schule beigebracht wird, ist tatsächlich Unsinn. Wenige "Volkswirtschaftler", die von der Regierung oder der Fed angestellt werden, verstehen etwas von Volkswirtschaft. Sie sind alle Keynesianer.

Es ist möglich, dass der Dow auf 50.000 Punkte steigen könnte, wenn man bedenkt, wie viele Dollar erschaffen werden. Doch ich habe kein Interesse an Aktien. Tatsächlich denke ich darüber nach, entfernte Puts zu erwerben. Wenn die Erträge kollabieren - was sie tun werden - dann werden die Aktienkurse ihnen folgen. Seit dem Zweiten Weltkrieg haben es sich die Leute angewöhnt, zu Kurstiefpunkten zu kaufen. Es ist zu einer pawlowschen Reaktion geworden. Vor allem in den letzten zehn Jahren wurde der durchschnittliche Laie auf das Denken trainiert, dass Aktienkurse immer steigen. Doch die wundervollen Zeiten, die wir seit 1946 genießen konnten, sind vorbei. Wir befinden uns in einer neuen Ära und diese wird weniger spaßig.

Die Öffentlichkeit glaubt, dass die Fed ihr Freund ist und ihnen "den Rücken stärkt." Sicher, Trump scheint das zu glauben. Wenn sie überschüssiges Geld haben, dann wird dieses an die Märkte gepumpt. Hohe Aktienkurse bedeuten gleich Wohlstand in Trumps Kopf. Doch er verwechselt Korrelation mit Kausalität. Wohlstand führt letztlich zu höheren Aktienkursen - und anders herum. Das Gegenteil trifft auf niedrige Aktienkurse zu. Das ist der Grund, warum Sie den allgemeineren Markt heute verlassen sollten.

Doch wir leben heutzutage in einer bizarren Welt, also könnten wir eine Zeit lang sehr hohe Aktienkurse verzeichnen, selbst wenn der Lebensstandard deutlich fällt. Das ist tatsächlich eine ziemlich einzigartige Situation für ein Industrieland. Es ist die Art von Ereignis, das in Drittweltländern stattfindet, in denen der Aktienmarkt steigt, selbst wenn die Gesellschaft kollabiert. Warum? Weil sie keine Währung besitzen möchten. Wo sonst würde man sein Geld investieren?

Zumindest repräsentieren Aktien in gewisser Form realen Reichtum. Ich habe kein Interesse daran, bei dieser Täuschung mitzuspielen. Es ist ein Kasino. Die meisten Aktien sind nicht nur heiße Kartoffeln, sondern schlicht Handgranaten mit gezogenem Stift. Nun ist die Zeit für Gold und Goldaktien. Das ist eine seltene Gelegenheit.


© Doug Casey



Dieser Artikel wurde am 26.05.2020 auf www.internationalman.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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