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Für den Kauf von Gold sprechen 7 gute Gründe

29.05.2007  |  Martin Siegel
Mit dieser Überschrift erschien am 12.05.07 ein Artikel in der Tageszeitung "Welt". Der Autor Michael Schramm ist Partner bei Hauck & Aufhäuser.

Als 1. Grund nennt Schramm den Verfall des Dollars. Die Geldmengenexplosion in den USA, die Verschuldungsproblematik und eine wahrscheinlich erscheinenden Wende in der US-Zinspolitik sprechen nach seiner Ansicht für einen weiteren Wertverlust der amerikanischen Währung und somit für steigende Goldnotierungen.

Kommentar: Grundsätzlich ist der Anstieg des Goldpreises nicht an den Dollar gekoppelt. Vor allem in den 90er Jahren gab es jahrelange Phasen in denen der Dollar und der Goldpreis gleichzeitig gefallen sind. Der Goldpreis spiegelt vielmehr das Vertrauen der Menschen in die Papierwährungen wider. Wenn das Vertrauen in den Dollar schneller nachläßt als das Vertrauen in den Euro, dann steigt der Goldpreis auf Dollarbasis schneller als auf Eurobasis. Wenn das Vertrauen in den Euro schneller nachläßt als das Vertrauen in den Dollar, dann steigt der Goldpreis auf Eurobasis schneller als auf Dollarbasis. In diesem Fall würde der Dollar und der Goldpreis gleichzeitig steigen. Da die Geld- und Haushaltspolitik in den USA derzeit weitaus schlechter ist als in Europa, kann für die nächsten Jahre mit einem Goldpreisanstieg und einem Dollarverfall gerechnet werden, ohne daß es einen ursächlichen Zusammenhang gibt.

Als 2. Grund gibt Schramm das Heranwachsen einer einkommensstarken Mittelschicht in China, in Indien und im Fernen Osten an, die verstärkt Goldschmuck nachfragt.

Kommentar: Das Argument ist nach unserer Ansicht nach richtig und unterstützt unsere These, daß Gold ein Metall des Friedens und des Wohlstands ist und nicht von Krisen profitieren kann.

Der 3. Grund sind nach Ansicht von Schramm die robuste Weltkonjunktur und neue industrielle Anwendungen, die zu einer belebenden Nachfrage nach Gold führen.

Kommentar: Die industrielle Nachfrage spielt mit einen Anteil von weniger als 5% selbst bei größeren Wachstumsraten keine wesentliche Rolle am Goldmarkt und hat derzeit keinen Einfluß auf den Goldpreis.

Als 4. Grund nennt Schramm die Suche Chinas und Rußlands nach Anlagealternativen zu Dollar-Anleihen, um die ständig wachsenden Devisenreserven anzulegen, was die Nachfrage nach Gold steigert.

Kommentar: Weder China, Japan, Taiwan, Südkorea noch Indien haben in den letzten Jahren ihre Devisenbestände in Gold angelegt. Die Begründung ist damit falsch. Die marginalen Mengen, um die Rußland die Goldbestände aufgebaut hat, spielten in ihrer Größenordnung keine Rolle bei der Goldpreisentwicklung.

Den 5. Grund für den Kauf von Gold sieht Schramm in der Auflegung der ETFs. Seit der ersten Auflegung der ETFs wurden 600 t Gold vom Markt genommen.

Kommentar: Daß 600 t vom Markt genommen wurden ist nicht ganz richtig. Das Gold lagert weiterhin in den selben Tresoren, nur daß es einen theoretischen Anspruch auf Auslieferung gibt. Wir lehnen Käufe von ETFs ab, da die Geschichte des Geldes und der Banken zum berechtigten Zweifel führt, daß die hinterlegten Goldbarren gar nicht vorhanden sein könnten oder mehrfach verliehen worden sein könnten. Es gibt eine Vielzahl von Hinweisen, die darauf hindeuten, daß einige der ausgewiesenen Zentralbankbestände über viele Jahrzehnte nicht geprüft wurden und tatsächlich gar nicht mehr vorhanden sind. Unsere Analyse der ETFs (s. Ausgabe 9/07) zeigt auch, daß ein Lieferanspruch im Zweifelsfall praktisch nicht durchgesetzt werden kann. Vielleicht wurde einiges Gold zur Hinterlegung von theoretischen Lieferansprüchen für ETFs vom Markt genommen. Wir sind uns aber zu 100% sicher, daß der Goldpreis bereits weiter gestiegen wäre, wenn die genannten 600 t physisch aus den Tresoren hätten geliefert werden müssen.

Als 6. Grund wird der Rückgang der Goldproduktion genannt. Seit 2001 soll die weltweite Fördermenge um 5% zurückgegangen sein.

Die uns zur Verfügung stehenden Zahlen bestätigen eher eine gleichbleibende Goldproduktion innerhalb der letzten 5 Jahre. Dennoch ist das Argument prinzipiell richtig. Vor allem kann die Goldproduktion wegen steigender Kosten und einer ungenügenden Exploration in den letzten Jahren auch bei einem explodierenden Goldpreis innerhalb der nächsten 3-5 Jahre nur unwesentlich erweitert werden.

Als 7. Grund führt Schramm die rückläufigen Verkäufe der Zentralbanken an. Er hält eine erneute Zunahme der Zentralbankverkäufe für eher unwahrscheinlich.

Auch dieser Grund ist absolut stichhaltig. Wir gehen davon aus, daß die Zentralbankbestände bereits jetzt weitgehend erschöpft sind, so daß weitere Verkäufe selbst theoretisch nicht mehr möglich sind. Wir halten 3 der genannten Gründe für richtig: 1. die steigende Schmucknachfrage in Indien und China, 2. die stagnierende Goldproduktion und 3. die rückläufigen Verkäufe der Zentralbanken richtig und stichhaltig.

Der Goldpreisanstiegs durch die Plazierung der ETFs ist zwar denkbar, aber nicht nachprüfbar. Die Begründung für einen Goldpreisanstieg durch einen fallenden Dollar ist falsch, obwohl der weitere Goldpreisanstieg wahrscheinlich mit einem fallenden Dollar zusammenfallen wird. Die industrielle Nachfrage hat keinen wesentlichen Einfluß auf den Goldpreis, so daß dieses Argument hinfällig ist und die Darstellung, daß der Goldpreis durch Umschichtungen der Devisenreserven Chinas, Japans, Rußlands und anderer Länder gestiegen wäre ist ebenfalls falsch, da es diese Umschichtungen jedenfalls bislang noch nicht gegeben hat.

Einen wesentlichen Grund für den Goldpreisanstieg, nämlich die Eindeckung der Vorwärtsverkäufe der Goldproduzenten hat Schramm dagegen unterschlagen. Das Volumen dieser Eindeckungen übersteigt die industrielle Nachfrage, die Investitionen Rußlands in die Währungsreserven und die theoretischen Hinterlegungen für die ETFs.

Und den wichtigsten Grund für den Goldpreisanstieg der letzten Jahren, die Aussetzung der Goldverleihungen der Zentralbanken seit September 1999 scheint Schramm gar nicht zu kennen. Dabei ist das Verleihvolumen mit mindestens 5.000 t, schätzungsweise sogar über 10.000 t um ein Vielfaches größer als das Volumen sämtlicher der angeführten 7 Gründe für den Goldpreisanstieg.

Zusammenfassung: Herr Schramm hat sich offensichtlich mit dem Goldmarkt nur oberflächlich auseinandergesetzt und zusammengefaßt, was überall zu lesen ist, ohne die Argumente wirklich zu überprüfen.

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© Martin Siegel
www.goldhotline.de
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