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Warum Gold?

27.06.2020  |  James Rickards
Warum Gold? Das ist eine Frage, die mir häufig gestellt wird. Üblicherweise folgt darauf ein Kommentar wie "Ich verstehe es nicht. Es ist nur ein glänzender Stein. Menschen graben es aus dem Boden aus und lagern es dann im Untergrund. Was ist der Sinn und Zweck dahinter?" Ich beginne meine Antwort normalerweise mit den Worten "Es ist kein Stein, es ist ein Metall" und fahre dann fort.

In diesen Konversationen empfinde ich eine Menge Mitgefühl. Die Tatsache, dass diese Leute heutzutage nicht viel über Gold wissen, ist nicht ihre Schuld. Das Wirtschaftsetablissement aus politischen Entscheidungsträgern, Akademikern und Zentralbankern hält zusammen, wenn es um Gold als Tabuthema geht.

Man kann darüber in Bergbauseminaren lehren, doch wagen Sie nicht, das gelbe Edelmetall in der Volkswirtschaftslehre zu erwähnen. Wenn Sie ein gutes Wort für Gold in einem geldpolitischen Kontext übrig haben, dann werden Sie sofort als "Gold-Fanatiker", "Gold-Enthusiast", "Neandertaler" oder Schlimmeres betitelt. Sie werden aus der Konversation ausgeschlossen. Ende im Gelände.

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Das war nicht immer so. Von 1973 bis 1974 war ich Student der internationalen Volkswirtschaftslehre. Viele Beobachter glauben, dass der Goldstandard am 15. August 1971 "endete", als Präsident Nixon das Einlösen der Dollar gegen Gold durch ausländische Handelspartner aussetzte. Das ist nicht ganz korrekt.

Nixons Ankündigung war eine große Sache. Doch er beabsichtigte nur eine "temporäre" Aussetzung und erklärte dies auch so in seiner Ansprache. Der Gedanke war es, eine Art "Unterbrechung" dieser Einlösungen durchzuführen, eine neue internationale Geldkonferenz ähnlich Bretton Woods im Jahr 1944 zu halten, den Dollar gegenüber Gold (und gegenüber anderen Währungen wie der Deutschen Mark und dem japanischen Yen) abzuwerten und dann zu neuen Umtauschraten zum Goldstandard zurückzukehren.

Ich war in der Lage, diesen Plan von zwei Nixon-Beratern bestätigt zu bekommen, die sich 1971 bei Camp David befanden, als die Ankündigung stattfand. Ich habe mit Kenneth Dam (einem Anwalt) und Paul Volcker (damals stellvertretender Finanzminister) gesprochen. Beide bestätigten, dass das Aussetzen der Goldeinlösungen temporär sein sollte und es Ziel war, zu Gold bei neuen Preisen zurückzukehren.

Letztlich wurde nur ein Teil dessen durchgeführt, was Nixon ursprünglich geplant hatte. Die internationale Konferenz fand in Washington, DC im Dezember 1971 statt und führte zum Smithsonian Agreement. Der Dollar wurde von 35 Dollar je Unze auf 38 Dollar je Unze abgewertet (und später wieder auf 42,22 Dollar je Unze abgewertet) sowie gegenüber den wichtigsten Währungen in Deutschland, Japan, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Italien.

Dennoch gab es nie eine Rückkehr zum echten Goldstandard. Das war eine chaotische Zeit für die internationale Geldpolitik. Deutschland und Japan gingen unter dem fehlgeleiteten Einfluss von Milton Friedman zu flexiblen Wechselkursen über. Er hatte keine echte Ahnung von der Rolle der Währungen im internationalen Handel und als direkte Auslandsinvestments.

Frankreich schaltete auf stur und bestand auf eine Rückkehr zu einem echten Goldstandard. Außerdem verhedderte sich Nixon in seiner Wiederwahlkampagne 1972 und kurz darauf dem Watergate-Skandal, also verlor er seinen Fokus auf Gold. Letztlich fand die Abwertung wie gewollt statt, doch die offizielle Umtauschbarkeit von Gold kehrte nie zurück.

All das fand über mehrere Jahre statt. Erst 1974 deklarierte der IWF offiziell, dass Gold kein monetärer Vermögenswert sei (auch wenn der IWF in den 1970er Jahren tausende Tonnen Gold in seiner Bilanz besaß und noch immer 2.814 Tonnen Gold hält, was ihn zum drittgrößten Goldhalter der Welt nach den USA und Deutschland macht).

Das führte dazu, dass meine Klasse von 1974 die letzte Klasse war, die über Gold als monetärer Vermögenswert belehrt wurde. Entschieden Sie sich danach für die Volkswirtschaftslehre, so wurde Gold in die Geschichtsbücher verbannt. Niemand lehrte es und niemand wurde darüber belehrt. Gold war noch immer ein "Rohstoff" und etwas, dass im Bergbau beigebracht wurde; nur nicht in der Volkswirtschaftslehre. Es ist kein Wunder, dass die Leute Gold heutzutage nicht verstehen.

Gold mag vielleicht aus dem Klassenzimmer verbannt worden sein, doch nicht aus der realen Welt. Tatsächlich gab es eine weitere wichtige Entwicklung nachdem ich meinen Abschluss gemacht hatte. Im Jahr 1974 unterzeichnete Präsident Ford ein Gesetz, dass die notorische Executive Order 6102 von Präsident Franklin Roosevelt negierte. FDR hatte den Besitz von Goldbullion durch amerikanische Bürger im Jahr 1933 als illegal erklärt. Gold war, ähnlich wie Heroin und Maschinengewehre, Schmuggelware.

Präsident Ford legalisierte es wieder. Zum ersten Mal seit mehr als 40 Jahren war es wieder legal für Amerikaner, Goldmünzen und -barren zu besitzen. Der offizielle Goldstandard war tot, doch ein neuer "privater Goldstandard" hatte begonnen. Dann wurde es interessant. Nun, da Gold frei gehandelt wurde, verzeichneten wir die Anfänge von Bullen- und Bärenmärkten; etwas, das bei einem Goldstandard, bei dem die Preise festgelegt sind, nicht passiert.

Die beiden großen Bullenmärkte fanden von 1971 bis 1980 (Gold stieg um 2.200%) und 1999 bis 2011 (Gold stieg um 760%) statt. Zwischen diesen Bullenmärkten traten zwei Bärenmärkte auf (1981 bis 1998 und 2011 bis 2015), doch der langfristige Trend ist unbestreitbar. Seit 1971 ist Gold selbst nach Bärenmarktrückschlägen um 5.000% gestiegen.

Nun findet der dritte große Bullenmarkt statt. Er begann am 16. Dezember 2015, als Gold bei 1.050 Dollar je Unze bis Ende des Bärenmarktes von 2011 bis 2015 einen Boden bildete. Seitdem ist Gold um mehr als 65% gestiegen. Das ist eine nette Preiszunahmen, doch eine geringe Veränderung verglichen mit den Zunahmen um 2.200% und 760% während der letzten beiden Bullenmärkte. Wenn es um Kapital- und Rohstoffmärkte geht, bewegt sich nichts in gerader Linie, vor allem nicht Gold.

Doch dieses Muster deutet an, dass die größten Zunahmen des Goldpreises noch bevorstehen. Und derzeit sagen mir meine Modelle, dass der Goldpreis für historische Preiszunahmen bereit ist, wenn der dritte große Bullenmarkt an Fahrt aufnimmt. Derzeit wird Gold über 1.700 Dollar gehandelt. Was könnte es deutlich über 2.000 Dollar je Unze und höher befördern? Es gibt drei Haupttreiber:

Der erste Treiber ist der Vertrauensverlust in den US-Dollar als Reaktion auf die massive Gelddruckerei, um Investoren in der Pandemie zu retten. Wenn Zentralbanken Gold als Referenzpunkt verwenden müssen, um Vertrauen wiederherzustellen, dann wird der Preis bei 10.000 Dollar oder höher liegen müssen. Jeder niedrigere Preis würde die Zentralbanken dazu zwingen, ihre Geldmenge zu reduzieren, um Parität beizubehalten; und das wäre sehr deflationär.

Der zweite Treiber ist eine einfache Fortsetzung des Bullenmarktes. Unter Verwendung beider Bullenmärkte als Referenzpunkt würde ein Durchschnitt dieser Preiszunahmen über diese Zeitspannen hinweg Gold bis 2025 auf 14.000 Dollar je Unze oder höher befördern. Der dritte Treiber sind die Panikkäufer als Reaktion auf ein neues Desaster. Das könnte die Gestalt einer "zweiten Welle" an Infektionen, ein Scheitern eines Gold-ETFs, die COMEX, die physische Lieferbedingungen einhält oder ein Sieg von Joe Biden in den Präsidentschaftswahlen annehmen.

Der Goldmarkt preist bisher keines dieser Ergebnisse ein. Es wird nicht lange dauern, bis diese drei Ereignisse den Goldpreis höher treiben werden. Jedes wäre in Ordnung, doch keines der drei kann vollkommen außer Acht gelassen werden. Diese Ereignisse (und andere) könnten Gold weit über 2.000 Dollar je Unze drücken, es auf seinen Pfad zu 3.000 Dollar je Unze bringen und letztlich höher befördern.


© James Rickards



Der Artikel wurde am 2. Juni 2020 auf www.dailyreckoning.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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